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Maximilian I. Joseph

 

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Johann Christoph Freiherr von Aretin (1806)

1806

Franz Joseph Zoll (1770–1833), 1806

Halbfigurenporträt

Öl auf Leinwand, 86 x 73,5 cm

Johann Christoph von Aretin, in Ingolstadt geboren, studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg und Göttingen und stand den Illuminaten nahe. 1793 trat er als Hofgerichtsrat in den bayerischen Beamtendienst. Von 1795 bis 1798 vertrat er Kurfürst Karl Theodor im Prozess gegen die Reichsstadt Nürnberg vor dem Reichskammergericht in Wetzlar. 1795 wurde er Mitglied der Göttinger Sozietät der Wissenschaften, 1796 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Vorübergehend war er als Erster Rat in der Generallandesdirektion (1799) und als Kommissär in Mühldorf (1800) eingesetzt. Einem Studienaufenthalt 1801 an der Universität in Paris folgte 1802 die Berufung zum Hofbibliothekar in München. Damit verbunden war das Aufsichtsrecht über die historischen Fächer der angeschlossenen Bibliotheken.

Bei der Klosteraufhebung 1803, die Aretin als Aufklärer entschieden begrüßte, wirkte er tatkräftig in jener Kommission mit, die die Klosterbibliotheken sichtete. Er sicherte wertvolle Bücherbestände für die bayerische Staatsbibliothek.

Als Publizist verteidigte Aretin mit Verve die Regierung Montgelas. Die von Aretin mit herausgegebene Zeitschrift „Alemannia“ galt zeitweise in der Öffentlichkeit zu recht als inoffizielles Sprachrohr des bayerischen Ministers Maximilian Joseph von Montgelas. Daneben verstrickte sich Aretin auch in publizistische Kämpfe, vor allem gegen die norddeutschen Professoren in München („Akademie-Streit“). Auch in seinen liberalen und konstitutionellen Anschauungen ging Aretin weiter, als es Montgelas recht war. Wegen seiner überscharfen Polemiken, besonders in seinen zahlreichen Flugschriften, machte sich Aretin allseits unbeliebt. 1805 wurde er zwar zum Oberhofbibliothekar befördert, aber noch im gleichen Jahr wurde ihm die Aufsicht über die Landesbibliothek entzogen. 1811 fiel er gänzlich in Ungnade. Montgelas und der König ließen ihn als Apellationsgerichtsdirektor nach Neuburg, später nach Amberg schicken, was einer Strafversetzung gleichkam.

Aretin fühlte sich vom bayerischen Staat geschädigt, weil dieser das Steindruckverfahren (Lithografie) nach Senefelder nutzte, obwohl sich Aretin das alleinige Nutzungsrecht gesichert zu haben glaubte. Der König stimmte schließlich einer Entschädigung zu, sofern Aretin sein Privileg nachweisen könne.

Nach 1818 war Aretin Abgeordneter in der zweiten Kammer der Ständeversammlung; dort war er ein Wortführer der gemäßigten liberalen Opposition und gab die Landtagsprotokolle heraus.

Aretin hinterließ zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen zur Geschichte und zum Rechtssystem Bayerns. Zusammen mit seinem Bruder Georg versuchte er den Patriotismus der bayerischen Untertanen zu fördern. Ein Mittel dazu sollten etwa die „Teutschen Spielkarten für das bayrische Volk“ sein.

Beleg:

Die Bayerische Staatsbibliothek in historischen Beschreibungen, München / New York / London / Paris 1992, S. 91; Bayern entsteht. Montgelas und sein Ansbacher Mémoire von 1796, hrsg. von Michael Henker, Margot Hamm und Evamaria Brockhoff (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Nr. 32), Augsburg 1996, S. 130 f.

Künstler, Ersteller / Fotograf: Franz Joseph Zoll (Maler)
Lageort: Privatbesitz
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg