Forchheim, Franziskanerkloster


 

GESCHICHTE

Franziskaner in Forchheim – Seelsorger nach den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs

  

Die alte fränkische Königsstadt Forchheim an der Regnitz (im Jahr 805 erstmals erwähnt), auch „Eingangstor zur Fränkischen Schweiz“ genannt, trotzte im Dreißigjährigen Krieg aufgrund ihrer starken Befestigung jedem Gegner, auch der mehrfachen Belagerung durch die Schweden in den Jahren zwischen 1632 und 1634. Der Bamberger Fürstbischof hatte unter Mitnahme des Domschatzes hier mehrere Male Zuflucht gefunden. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs musste die Obrigkeit wieder geordnete Verhältnisse schaffen. Um die Bevölkerung seiner Zweitresidenz im alten Glauben zu festigen, plante Fürstbischof Melchior Otto Voit (Amtszeit 1642?1653) ein Barfüßerkloster anzusiedeln. Zwei Patres und ein Bruder kamen 1643 nach Forchheim und wohnten bis 1653 im Haus eines Kanonikus. Eine Schenkung von Graf Philipp von Pappenheim im gleichen Jahr verhalf zur Gründung eines Franziskanerhospizes mit sieben Brüdern in Nachbarschaft zur Gereonskapelle. Wenig später wurde die neue Niederlassung durch den Orden anerkannt. In der Folgezeit feierten die Brüder ihre Messen in der Kapelle; sie übernahmen die Sonn- und Feiertagspredigten im Kollegiatstift St. Martin und kümmerten sich um seelsorgerische Aufgaben in der Stadt.

  

Nach 30 Jahren war es an der Zeit, die Niederlassung zu vergrößern. Dank zahlreicher Spenden und eines Ankaufs durch das Ordenskapitel konnte 1684 mit dem Bau der Kirche und des Klosters in der heutigen Klostergasse begonnen werden. Am 3. Mai 1693 wurde das Gotteshaus durch den Bamberger Fürstbischof Marquard Sebastian von Stauffenberg (1644?1693) zu Ehren des hl. Antonius von Padua geweiht. Der Chorraum der Kirche weicht von der üblichen Ostorientierung ab und ist nach Süden ausgerichtet. Den Ostteil des Saalraums nimmt die von Stauffenberg gestiftete Sebastiani-Kapelle ein, vor deren Altar sein Herz begraben liegt. Als erster Guardian des Forchheimer Konvents wurde 1687 auf dem Ordenskapitel zu Augsburg Pater Cäsar Wich aufgestellt. Zum Kloster gehörten anfangs acht Patres und ebenso viele Brüder. Streng nach ihren Regeln führten sie ein asketisches Leben in Armut und Entsagung, ein Vorbild an Selbstlosigkeit und Nächstenliebe. Täglich erhielten über 20 Bedürftige im Kloster die Armenspeisung. Im Lauf der Zeit traten 45 Forchheimer Bürgersöhne in den Konvent ein. 1722 erfolgte eine Erweiterung des Klosterbaus nach Westen. Auch eine Klosterbrauerei entstand an der Südwestecke des Hofs (Klosterstraße 12). In seiner Blütezeit zählte der Konvent über 20 Mitglieder. Die Franziskaner halfen im 18. Jahrhundert auch in der Seelsorge für die umliegenden Orte Heroldsbach, Buechenbach und Hannberg aus. Am 17. März 1783 brach in der Kirche aus unbekannter Ursache ein großer Brand aus. Chor und Orgel wurden eingeäschert, Altäre und Wände beschädigt, die Statuen rauchgeschwärzt. Ein Teil der Einrichtung musste daraufhin neu angefertigt werden.

  

Die 1802 einsetzende Säkularisation erlebten im Kloster 17 Priester und zwei Brüder. Den Franziskanern wurde untersagt, neue Mitglieder aufzunehmen. Damit war der Konvent zum Aussterben verurteilt. Auch das Almosensammeln wurde den Brüdern verboten; die Seelsorgedienste jedoch weiterhin gestattet. Einige Patres aus dem aufgehobenen Barfüßerkloster in Bamberg wurden hierher versetzt. Die wertvollsten Bände der Bibliothek kamen in die Staatsbibliothek nach Bamberg. In den napoleonischen Kriegen zwischen 1809 und 1811 quartierte man die Franziskaner aus und nutzte die Gebäude für Soldaten und Gefangene. Die Mönchsgruft in der Klosterkirche, die damals als Magazin herhalten musste, wurde aufgebrochen und durchwühlt. Die endgültige Aufhebung des Klosters erfolgte erst durch Verfügung König Ludwigs I. im Jahr 1830. 1848 erwarb die Stadt Forchheim die gesamte Anlage. Seitdem nutzte man die Kirche, deren vorzügliche Ausstattung aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten geblieben war, als Filialkirche der Pfarrei. Die Wohnräume dienten zuerst als Kaserne, dann als Spital, nach 1876 für die katholische und die evangelische Volksschule, ab 1899 für die neu gegründete Lateinschule.  

 

1919 bezog wieder eine Ordensgemeinschaft das ehemalige Franziskanerkloster. Die Redemptoristen kauften das Gebäude und eröffneten hier eine Niederlassung. Der erste Konvent bestand unter dem Hausoberen, Pater Alois Meier, aus sechs Patres und fünf Fratres. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Kloster und Schule beschlagnahmt, anschließend als Aussiedlerheim und Lager verwendet. Erst 1945 durften die Redemptoristen zurückkehren. Ab 1947 war dem Konvent ein Seminar zur Ausbildung des Nachwuchses angegliedert. Umbauten für ein Internat erfolgten ab den 1950er-Jahren. Seit 1974 hatte das Noviziat des Ordens offiziell seinen Sitz in Forchheim. Die Redemptoristen unterstützten das Forchheimer Pfarramt in der Seelsorge und führten damit die Tradition der Franziskaner fort. Auch die Klosterkirche St. Anton bewahrte viel vom Charakter der ehemaligen Franziskanerkirche. Der Vielzahl an Statuen von Persönlichkeiten aus der franziskanischen Gemeinschaft fügten die Redemptoristen an den Wänden der Sebastiani-Kapelle zwei ihrer Heiligen bei: den Ordensgründer Alfons Maria die Luguori (1696–1787) und den hl. Klemens Maria Hofbauer (1751–1820), den Stadtpatron von Wien.

  

Nachwuchsprobleme führten 2013 zur Auflösung des Redemptoristenklosters St. Anton. Im gleichen Jahr wurde die Gemeinschaft „Klosterverein Sankt Anton – Die Klosterer“ gegründet, die mit Unterstützung der Mutterpfarrei St. Martin das geistlich-kulturelle Leben in St. Anton zukünftig koordiniert. Der Orden der Redemptoristen blieb Eigentümer der Kirche. Die Patres zelebrieren weiterhin die Gottesdienste zu den kirchlichen Hochfesten. Seit 2014 wird das 4000 m² große Klosterareals zu einer modernen Wohnanlage umgebaut, die mit dem Erhalt der Fassade an der Klosterstraße und einem Bibelgarten an die Geschichte dieses Ortes erinnern soll.

  

(Christine Riedl-Valder)

  

Link:

 

http://www.klosterverein-forchheim.de/

 

 

 



 

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