Wemding, Kloster „Maria Mutter des Erlösers“


 

GESCHICHTE

Wemding, Kloster „Maria Mutter des Erlösers“ – Karmelitinnen lösten Kapuziner ab

Mitte des 17. Jahrhunderts wuchs in der Bürgerschaft von Wemding der Wunsch nach der Ansiedlung eines Kapuzinerklosters. Nachdem großzügige Spenden für dessen Realisierung eingegangen waren, genehmigte Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern 1664 das Vorhaben. Noch im gleichen Jahr trafen die ersten Kapuziner in der Stadt ein. 1669 begann man mit der Errichtung der Klosteranlage am Südrand der Altstadt. Die der Muttergottes von Altötting geweihte Kirche wurde am 15. Juni 1672 konsekriert. Sie bildet die Nordseite des viereckigen Klosterkomplexes, der19 Zellen, fünf Gastzimmer, Gemeinschaftsräume, einen kleinen Innenhof und den Kreuzgarten umfasste.

Die Kapuziner widmeten sich im besonderen Maße der Seelsorge in der Stadt und in den umliegenden Pfarreien. Sie waren beliebte Prediger und Beichtväter. Neben der Ausübung des Mess- und Bussamtes leisteten die Mönche Gefangenen, Kranken und Sterbenden geistlichen Beistand. Dazu kam die Betreuung der anwachsenden Pilgerströme zu der sich seit 1680 entwickelnden Wallfahrt „Maria Brünnlein“. Dort musste in den Sommermonaten mehrmals täglich Messe gelesen und die Beichte abgenommen werden. Zum Konvent gehörten im Durchschnitt 18 Patres. Die Kapuziner verfügten, abgesehen vom Klosterareal, das drei Tagwerk umfasste, über keinen weiteren Grundbesitz und keine eigenen Einkünfte. Sie erhielten für ihre Tätigkeiten Geld und Naturalien von der Stadt, der kurfürstlichen Verwaltung, den Grafen von Oettingen, dem Deutschen Orden und den Klöstern Neresheim und Mönchsdeggingen. Ihren Bedarf an Getreide, Schmalz, Talg, Wolle, Gemüse, Fisch, Fleisch, Brot, Bier und Wein erbettelten sie sich bei den Bürgern und dem Landvolk ihres festgelegten Kollekturbereichs, dessen Grenzen mit den Landesherren und den benachbarten Bettelmönchen (z. B. den Neuburger Franziskanern und den Dillinger Kapuzinern) abgesprochen wurden.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschärften sich die Lebensbedingungen für die Mönche zusehends. Ab 1763 musste die Anzahl der Novizen durch den Kurfürstlichen Geistlichen Rat genehmigt werden. Sieben Jahre später wurde ein allgemeines Kollekturverbot erlassen, wodurch die wirtschaftliche Existenz der Bettelorden aufs Äußerste bedroht war. Auch die Zuwendungen der kurfürstlichen Verwaltung wurden gekürzt. Von Amts wegen beschränkte man die Zahl der Kapuziner in Bayern 1779 auf 450. Im Jahr 1802 erfolgte die endgültige Aufhebung der Klöster durch eine kurfürstliche Kommission. Wemding jedoch durfte als so genanntes Aussterbekloster weiter existieren. Es wurde zur Heimstatt derjenigen Kapuziner, die sich weigerten, weltliche Priester zu werden. Nach vielen Eingaben an die Regierung und mannigfaltigen Bemühungen der Mönche genehmigte König Ludwig I. schließlich 1826 die Wiedererrichtung des Ordens in Bayern. Zu diesem Zeitpunkt lebten noch vier Patres und drei Brüder im Wemdinger Kloster.

Nach fast 330 Jahren segensreichen Wirkens in Wemding mussten die Kapuziner 1990 ihren Konvent aufgrund Nachwuchsmangels schließen. Die Verantwortlichen in der Stadt wollten das alte Kloster jedoch weiterhin als Sitz einer Ordensgemeinschaft genutzt sehen. Schließlich ergab sich mit der Kontaktaufnahme zu den Unbeschuhten Karmelitinnen eine Lösung. Das Speyerer Kloster „Maria Mutter der Kirche" verfügte über genügend Neueintritte, um in Wemding eine weitere Niederlassung zu gründen. Das von der Diözese Eichstätt übernommene ehemalige Bettelordenskloster Wemding wurde innerhalb von zehn Jahren renoviert und den neuen Bedürfnissen angepasst. Am 15. Oktober 2000 wurde der neue Karmel „Maria Mutter des Erlösers“ feierlich eingeweiht. Mit ihm zusammen wurde 2014 das 350-jährige Jubiläum der Klostergeschichte Wemding gefeiert.

Die Schwestern führen ein einfaches, vom Rhythmus der Gebetszeiten bestimmtes Leben in strenger Klausur. Sie betätigen sich im Kunsthandwerk, im Haushalt und Garten. Im Klosterladen werden saisonale Produkte, selbst gefertigte Kerzen und Grußkarten verkauft. Finanzielle und ideelle Unterstützung erfährt das Kloster durch einen Förderverein, dem rund 300 Bürger (Stand 2016) angehören.

(Christine Riedl-Valder)

Link:

http://www.karmel-wemding.de/ 



 

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