Weißenhorn


 

GESCHICHTE

 

Weißenhorn, Kapuzinerkloster St. Sebastian – Festigung des katholischen Glaubens

 

 

 

Graf Johann Albrecht Fugger (1624–1692) veranlasste 1662 die Ansiedlung der Kapuziner in Weißenhorn. Zusammen mit seinem Bruder Carl Philipp regierte er seit 1649 die Herrschaft, die aufgrund von Erbfällen 1654 die Orte Wullenstetten, Pfaffenhofen und Busch, 1656 die Grafschaft Kirchberg als Zuwachs erhalten hatte. Das neue Bettelordenskloster sollte die Bevölkerung nach den verheerenden Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs in ihren moralischen Ansichten und im katholischen Glauben wieder festigen. Gleichzeitig wollte der Regent der Ausbreitung der evangelischen Lehre, die in den Gemeinden Schnürpflingen, Balzheim und Reutti bereits fest verankert war, in seiner Herrschaft Grenzen setzen.

 

Zunächst waren die Patres in einer Privatwohnung untergebracht und arbeiteten als Aushilfen in der Seelsorge. Graf Johann Albrecht erhielt für seinen Plan, die Kapuziner in Weißenhorn anzusiedeln, Unterstützung durch den Stadtrat. Das benötigte Grundstück wurde von Bürgermeister Hans Christoph Wagner, von dem Bürger J. Schmid und zum Großteil von der Stadt Weißenhorn gestiftet. Das Gelände war bis dahin als städtische Kiesgrube genutzt worden. Am 9. Oktober 1667 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung für das neue Kloster durch Abt Anselm von der Benediktinerabtei Elchingen. Die Materialien für den Bau erhielten die Patres aus der städtischen Ziegelei und den Ruinen von Schloss Buch, das acht Kilometer südlich von Weißenhorn liegt. Am 13. Oktober 1669 wurde die neue Niederlassung von dem Augsburger Fürstbischof Johann Christoph von Freyberg zu Ehren des hl. Sebastian geweiht. Es handelte sich um eine einfache, tonnengewölbte Saalkirche mit drei Altären, südlich schoss sich der dreiflügelige Klosterkomplex an. Er verfügte über einen Brunnen im Innenhof, um den ein Kreuzgang führte. Die Gebäude boten Platz für 20 Zellen sowie Wirtschafts- und Wohnräume, eine Bibliothek, ein Fürstenzimmer und eine Krankenstation mit Kapelle. Die Kapuziner von Weißenhorn gehörten zur Tiroler Provinz des Ordens (ab 1783 zur vorderösterreichischen Provinz). Sie gingen in der Folgezeit ganz in ihren seelsorglichen Aufgaben für die Familie Fugger und die Bürger von Weißenhorn auf und übernahmen neben den priesterlichen Diensten, den Messen, Andachten und Beichthören in der eigenen Kirche auch die Predigten in der Stadtpfarrkirche. Bei der Bevölkerung waren sie beliebt und geachtet aufgrund ihres Armutsideals, ihrer praktischen Lebenseinstellung und der Fähigkeit, ihre Predigten einfach und verständlich zu formulieren.

 

Nach 144 Jahren wurde die Kapuziner-Niederlassung 1806 wurde das Weißenhorner Kapuzinerkloster 1806 im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Bitte des Magistrats an die Regierung, es zum Zentralkloster zu erklären, wurde nicht erfüllt. Seine Kunstgegenstände und das Inventar hat man verkauft, den Rest auf die umliegenden Pfarreien verteilt. Die Gebäude wurden versteigert, 1812 abgebrochen und das Gelände, nun in einzelne Parzellen aufgeteilt, wiederum verkauft. In Erinnerung an das Wirken der Patres stifteten 20 Bürger aus Weißenhorn 1813 an der Stelle, wo sich der Eingang zur Klosterkirche befand, eine Kapuzinerkapelle. Auf dem ehemaligen Klostergelände entstanden Gärten, noch umgeben von der Klostermauer, die jedoch aufgrund neuer Bebauung nicht mehr vollständig erhalten ist.

 

 

 

Christine Riedl-Valder

 



 

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