Kühbach


 

GESCHICHTE

Kloster Kühbach ? Abtei der bayerischen Herrscher

Kühbach liegt im ?Wittelsbacher Land?. Der Landkreis Aichach-Friedberg im Städtedreieck München ? Augsburg ? Ingolstadt trägt diese Bezeichnung nach der bei Aichach liegenden Burg ?Wittelsbach?, die dem tausendjährigen Herrschergeschlecht der Bayern seinen Namen gab. Der Ort stand selbst lange Zeit in engem Kontakt zum bayerischen Herrscherhaus. Einst stifteten in Kühbach Graf Adalbero von Sempt-Ebersberg und seine Gemahlin Wildburg ein Kloster der Benediktinerinnen zu Ehren des heiligen Magnus. Sie dotierten es aus ihren Besitzungen im Paargau und setzten ihre Tochter Willibirgis als erste Äbtissin ein. Die Gründung wurde von Kaiser Heinrich II. am 16. Juni 1011 zu Regensburg urkundlich bestätigt.

Nach dem Aussterben der Ebersberger fiel das Kloster in den Besitz der Grafen von Wittelsbach, die es nach einem Brand im Jahr 1160 großzügig wieder aufbauten. Otto von Wittelsbach beschenkte das Stift nach seiner Erhebung zum bayerischen Herzog im Jahr 1180 mit Reichtümern. Sein Sohn Herzog Ludwig der Kelheimer verlieh den Benediktinerinnen von Kühbach das Recht der Niederen Gerichtsbarkeit und der Steuererhebung.

1467 wurde Kühbach von dem Kloster St. Nikolaus in Augsburg reformiert. Von dort kamen die energischen Äbtissinnen Barbara Hufnagl (reg. 1467?1487) und ihre Nachfolgerin Scholastica Stammler (reg. 1488-1500), unter deren Regiment nach Kriegsschäden Baumaßnahmen an Kirche und Kloster notwendig geworden waren. In der Reformationszeit kam ein Großteil der Kühbacher Nonnen aus Augsburger Bürgerfamilien. Da der bayerische Herzog deshalb befürchtete, das Kloster könnte im Sinne der lutherischen Reformen beeinflusst werden, verweigerte er von 1537 bis 1550 seine Zustimmung zur Wahl einer Äbtissin und unterstellte das Stift seiner Administration. Gleich im ersten Jahr der Amtszeit von Barbara Stern (reg. 1577?1606) wütete ein Brand, der Kloster und Nonnenchor schwer beschädigte und hohe Kosten für den Wiederaufbau verursachte. Im 17. Jahrhundert erfreute sich Kühbach des besten Rufes; die klösterliche Disziplin galt als vorbildlich. Deshalb erbat sich auch Fürstabt Johann Bernhard Schenck zu Schweinsberg für das neugegründete Benediktinerinnenkloster in Fulda im Jahr 1626 Nonnen aus Kühbach.

Im Dreißigjährigen Krieg verwüsteten 1642 die Schweden die Gebäude. Das Kloster verlor damals seine Bibliothek, das Archiv und viele Wertsachen. Um die Schäden zu reparieren, mussten unter Äbtissin Sabina Lutz (reg. 1643?1654) die geretteten Kirchenschätze verkauft werden. Unter Helena von Lerchenfeld (reg. 1685?1718) hatte sich die Finanzlage soweit verbessert, dass das Kloster 1690?1696 als zweigeschossige, nach Süden offene Dreiflügelanlage ausgebaut werden konnte und die Abteikirche 1687/89 neu erbaut wurde. Der Baumeister Giovanni Androi verwendete dazu auch Teile des Vorgängerbaus aus dem späten 15. Jahrhundert. Im Jahr 1700 erfolgte die Erhöhung des Kirchturms durch ein pilastergegliedertes Oktogon und eine Zwiebelkuppel mit Laterne.

Im Spanischen Erbfolgekrieg mit der Besetzung Bayerns wurde das Kloster wiederum schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach der Niederlage des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel in der Schlacht bei Höchstätt 1704 demolierten kaiserliche und englische Truppen große Teile der Innenausstattung. Die Nonnen mussten fliehen. Von diesen Schäden erholte sich das Kloster nicht mehr. 1774, als seine Schuldenlast auf 176 000 Gulden angewachsen war, plante die kurfürstliche Regierung schon die Auflösung des Klosters in Kühbach. Es wurde wiederum unter kurfürstliche Administration gestellt. Eine Besserung der wirtschaftlichen Lage machten dann die französischen Revolutionstruppen zunichte.

Die Aufhebung von Kühbach erfolgte 1803 im Zuge der Säkularisation. Der Besitz wurde eingezogen und die Gebäude an Privatpersonen verkauft. Äbtissin M. Benonia von Kreittmayr und die Nonnen erhielten lebenslanges Wohnrecht in einem Teil des einstigen Klosters. Die westlich an die Kirche anstoßende Dreiflügelanlage, später als "Schloss" bezeichnet, kam 1803 in den Besitz der Freiherren von Truchseß.

1839 erwarb Herzog Maximilian in Bayern die Klosteranlage und richtete sie zu einem Schloss ein. Nach einem Brand 1860 in klassizistischen Formen erneuert (nur der Torturm im Westflügel behielt seine ursprüngliche Gestalt aus dem Jahr 1696), ist sie seit 1862 Wohnsitz der Freiherren von Beck-Peccoz.

Die Klosterkirche, die schon immer zugleich Pfarrkirche gewesen war, diente seit der Säkularisation ausschließlich diesem Zweck. Der quadratische Unterbau ihres Turm stammt noch aus romanischer Zeit (1160). In der heutigen Pfarrkirche sieht man am Chorbogen noch das Wappen der Bauherrin Äbtissin Helena von Lerchenfeld. Die elegante Stuckdekoration, der mächtige Hochaltar, die Bildhauerarbeiten von Franz Stainhardt (1651?1695) und die qualitätvollen Altarbilder, unter anderem von dem Münchner Hofmaler Johann Andreas Wolff (1652?1716), vermitteln einen repräsentativen Querschnitt durch die bayerisch-schwäbische Kunst Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts und zeugen vom kunstsinnigen Leben in der einstigen Benediktinerinnenabtei. Die im 15. Jahrhundert angelegte Stiftergruft unter dem gotischen Nonnenchor und die Tafelbilder von Vertretern des Hauses Wittelsbach zwischen Heiligen und Benediktinerinnen verweisen auf die engen Beziehungen des Klosters zum bayerischen Herrscherhaus. Im Pfarrhaus (Pfarrstraße 3), 1684/85 von Hans Grienbamer für die Benediktinerinnen errichtet, befindet sich im Flur des Obergeschosses noch eine Stuckdecke mit dem Klosterwappen.

Christine Riedl-Valder



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Wening, Michael, Ansicht des ehem. Bendiktinerinnenkl. Kühbach, Kupferstich, 1701, Friedberg, Städtisches Heimatmuseum.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Voithenberg, G.)

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