Günzburg, SS. Trinitatis


 

GESCHICHTE

Die Piaristen in Günzburg ? Schule und Schulden

Nach dem Stadtbrand von 1735 waren das Schulwesen und der allgemeine Bildungsstand in Günzburg auf einem Tiefpunkt angekommen. Der kaiserliche Landvogt Franz Christoph von Ramschwag setzte sich für eine Verbesserung der Situation ein. Für die Bildung der Mädchen berief man 1758 die Englischen Fräulein. Für die Knaben kam 1750 der Orden der Piaristen, seit 1701 in Wien mit gutem Erfolg tätig, nach Günzburg.

Durch die Zusammenlegung verschiedener Benefizien, deren gottesdienstliche Verpflichtung die Patres übernehmen sollten, wollte man den Unterhalt des Konvents ohne große Belastung des staatlichen Ärars gewährleisten. Für das Kloster verwies man auf die Möglichkeit eines Neubaus an der Stelle des nach einem Brand von 1703 nicht mehr aufgerichteten Nordteils des Günzburger Schlosses. Die Patres sollten neben den Messen und der Hofmusik in der Schlosskirche unentgeltlich den Unterricht von Knaben übernehmen. Ein entsprechender Antrag bei der Hofkammer in Wien zur Einsetzung der Piaristen wurde am 26. November 1747 gestellt.

Landvogt Ramschwag plante ein Kollegium mit neun bis elf Patres und drängte am 12. Januar 1748 auf eine rasche Erledigung seines Gesuchs. Die Genehmigung der Herrscherin Maria Theresia aus Wien kam am 24. Oktober 1750. Die ersten Patres trafen noch im November des gleichen Jahres in Günzburg ein. Sie wurden behelfsmäßig in Nebengebäuden des Schlosses untergebracht und begannen mit dem Unterricht in Privathäusern. Die Schlosskapelle aus dem Jahr 1580 wurde den Piaristen zugeordnet. Sie blieb bis 1806 die Schulkirche des Kollegs.

Mit dem Bau eines Kollegien- und Schulhauses begann man 1755. Die Baukosten beliefen sich auf 30 000 Gulden. Dieser Betrag wurde zum Großteil ausgelegt von der österreichischen Ordensprovinz, da die ?Fundation?, also die finanzielle Gründungsausstattung des Klosters, und die Zuschüsse nicht ausreichten. Die so aufgelaufenen Schulden belasteten die Piaristen auf Jahrzehnte. Zeitweise unterhielten die Patres ein kostenpflichtiges Institut zur Erziehung junger Adliger und Patriziersöhne, ausgleichen konnten sie ihre schwierige finanzielle Lage dadurch aber nicht.

1786 zählte das Kolleg sechs Patres und zwei Laienbrüder. Im Jahr 1804 dachte man noch an einen Ausbau des Gymnasiums, 1806 aber wurde das Kolleg säkularisiert. Ein Teil der Patres ging nach Österreich, andere wurden in den staatlichen Schuldienst übernommen.

Das Kollegiengebäude in Günzburg dient bis heute als Schule. In einem Teil ist auch das Heimatmuseum untergebracht. Die ehemalige Schlosskirche wird weiterhin als katholische Schulkirche genutzt.

(Alexandra Kohlberger)


 

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