Das Königreich Ungarn in der Zeit des Matthias Corvinus (1458?1490)


Quelle: Bayern-Ungarn. 1000 Jahre, Landesausstellung 2001

Signatur: BU10-LA-2001-10

Entwurf: Wolfgang Petz
Grafik: Ch. Peh & G. Schefcik, Eppelheim

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Beschreibung:

Matthias Hunyadi wurde am 23. Februar 1443 in Klausenburg geboren. In Anspielung auf den Raben (lat. corvus) in seinem Wappen erhielt er später den Beinamen ?Corvinus?. Seine Familie entstammte dem Kleinadel, sie hatte Besitzungen um die im heutigen Rumänien gelegene Stammburg Vajdahunyad (Huneadoara). Erst Matthias? Vater Johann Hunyadi war ein ? nun allerdings steiler ? Aufstieg zu Macht und Reichtum gelungen. Er verdankte ihn vor allem seinen militärischen Erfolgen im Abwehrkampf gegen die Osmanen. Nach dem Tod des jungen Königs Ladislaus III. aus der litauisch-polnischen Dynastie der Jagiellonen in der Niederlage von Varna 1444 wurde Johann Hunyadi 1446 zum Reichsverweser für den unmündigen Thronfolger Ladislaus V. posthumus gewählt, den Sohn des 1439 verstorbenen Königs Albrecht aus dem Haus Habsburg. In zehn Jahren zunächst als Regent, später als Generalkapitän musste der Reichsverweser nicht nur gegen die Türken kämpfen, sondern sich auch mit zahlreichen inneren Feinden in den Reihen des Adels auseinandersetzen. Als Johann Hunyadi 1456 an der Pest starb, gab das seinen Gegnern Auftrieb. Sie erreichten zwar die Gefangennahme seiner Söhne und die Hinrichtung des älteren Ladislaus Hunyadi, doch ermöglichte das überraschende Ableben von König Ladislaus V. der Partei Hunyadis 1458 die Wahl des 15-jährigen Matthias Hunyadi zu seinem Nachfolger durchzusetzen.

In dem von außen bedrohten und von Bürgerkriegen zerrissenen Land verband sich mit dieser Wahl vor allem die Hoffnung auf Frieden durch einen starken Herrscher, der wirkungsvoll die Interessen der ungarischen Nation verteidigen sollte. In den folgenden Jahren konnte der junge Monarch diesen Erwartungen weitgehend gerecht werden. Das Rückgrat seiner Außenpolitik bildete ein ständiges Söldnerheer. Es gelang ihm auf diese Weise, die Südgrenze seines Reichs gegen die Osmanen zu stabilisieren. Seinen durch eigene Kriegstaten und die Erfolge seines Vaters erworbenen Ruf als ?Vorkämpfer der Christenheit? setzte er geschickt zur Festigung und Erweiterung seiner Macht auch im Westen ein. Kaiser Friedrich III., der Matthias als Ursurpator betrachtete, war gezwungen seine Rechts- und Erbansprüche auf den ungarischen Thron einstweilen zurückzustellen und Hunyadis Herrschaft anzuerkennen. 1469 wählten die katholischen Stände Matthias sogar zum König von Böhmen, doch konnte er sich nur in Teilgebieten militärisch festsetzen. Der Vertrag von Olmütz 1479 beließ ihn schließlich im Besitz der so genannten Nebenländer der böhmischen Krone (Mähren, Schlesien, Lausitz) und des Königstitels, während sich sein jagiellonischer Konkurrent Ladislaus im böhmischen Kronland behauptete. Die Rivalität mit Friedrich III. musste sich aus dieser machtpolitischen Konstellation heraus zuspitzen, und dies umso mehr, als Friedrich den Corvinen auch verdächtigte Ambitionen auf die Kaiserkrone zu hegen. Wichtige Bundesgenossen in diesem Konflikt mit dem Habsburger fand der ungarische König in den wittelsbachischen Herzögen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Friedrich konnte Matthias weitgehend für sich entscheiden; sie brachten ihn 1485 sogar in den Besitz von Wien. Nach diesem Erfolg und der Besetzung weiter Teile Ober- und Niederösterreichs, Kärntens, der Steiermark und der Krain ergänzte der König seine Titulatur durch die Bezeichnung ?Herzog zu Österreich? und bestimmte Wien neben Ofen zu seiner zweiten Hauptstadt.

Die persönliche Tragik des Königs, die diese größten Triumphe überschattete, war die Kinderlosigkeit seiner Ehe mit Beatrix von Aragón. Damit fehlte seinem Reich ein legitimer Erbe. Sein natürlicher Sohn Johann Corvin, hervorgegangen aus der Verbindung mit Bürgertochter Barbara Edelpöck aus Stein an der Donau, konnte nach dem plötzlichen Tod des erst 47-jährigen Matthias seine Herrschaftsansprüche nicht durchsetzen. So trat am Ende einer seiner alten Gegner, Ladislaus von Böhmen, die Nachfolge in Ungarn (1490?1516) an.
König Matthias ist in die Geschichte Ungarns nicht nur als geschickter Staatsmann und kluger Feldherr eingegangen, sondern ebenso als Förderer von Kunst und Wissenschaft, die er ? darin ein typischer ?homo novus? ? geschickt zur Legitimierung seines Herrschaftsanspruchs einsetzte. Er öffnete Ungarn der Renaissancekultur und zog viele italienische Künstler und Gelehrte ins Land. Nur einen Abglanz der einstigen Pracht vermögen heute die Ausgrabungen im Bereich der Ofener Burg und des Sommerpalasts in Visegrád zu vermitteln, den ein Zeitgenosse, der päpstliche Legat Maraschi, bewundernd als ?irdisches Paradies? bezeichnete.

Quelle: Petz, Wolfgang / Jahn, Wolfgang, Ungarns Blüte, in: Jahn, Wolfgang / Petz, Wolfgang / Brockhoff, Evamaria (Hrsg.), Bayern ? Ungarn. Tausend Jahre, Augsburg 2001, S. 185-187.

Literatur:

  • Petz, Wolfgang / Jahn, Wolfgang: Ungarns Blüte, in: Bayern - Ungarn. Tausend Jahre, hg. von Wolfgang Jahn / Christian Lankes / Wolfgang Petz u. a., Augsburg 2001, S. 185-187
  • Matthias Corvinus und die Bildung der Renaissance, Wien 1994
  • Matthias Corvinus und die Renaissance in Ungarn 1458-1541, Wien 1982 (Kataloge des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 118)