Landshut, Franziskanerinnenkloster Heiligkreuz


 

GESCHICHTE

Heiligkreuz in Landshut - Seelnonnen, Studenten und Schüler

Bereits im 13. Jahrhundert entstand in Landshut eine selbstständige Wohngemeinschaft von frommen Frauen. Diese Beginen verdienten ihren Lebensunterhalt vor allem mit der ambulanten Krankenpflege. Seit 1272 verfügte die Gemeinschaft über eine kleine Kirche zum Heiligen Kreuz neben der Stadtpfarrkirche St. Jodok auf der Freyung. Die Landshuter nannten sie deshalb die "Kreuzschwestern".
Seit 1346 ist eine zweite Gruppe von Beginen in der Stadt nachweisbar. Sie lebten bereits gemäß der Regel der Terziarinnen des hl. Franziskus, doch unabhängig von den Landshuter Franziskanern. Diese Schwestern arbeiteten als Näherinnen, in der ambulanten Krankenpflege und sie hielten die Totenwache; man bezeichnete sie deshalb auch als "Seelfrauen".
Im Jahr der berühmten Landshuter Fürstenhochzeit 1475 übergab Herzog Ludwig der Reiche den Beginen zum Heiligen Kreuz zahlreiche Güter und Einkünfte. Sie stammten vom Kloster der Franziskaner von St. Peter und Paul. Der Herzog hatte sie nach einer strengen Reform des Konvents eingezogen.
Herzog Georg der Reiche vereinigte nach seinem Regierungsantritt (1479) beide Gruppen von Beginen in Landshut zu Franziskanerinnen. 1480 wurde das Anwesen der Kreuzfrauen, bestehend aus der Heiligkreuzkirche und zwei Wohnhäusern, zum neuen gemeinsamen Kloster Hl. Kreuz. Die Seelsorge für den Konvent oblag den Franziskanern von St. Peter und Paul. Nach dem Eintritt zweier Edeldamen 1508 konnte man aus deren Mitgift ein drittes Wohnhaus für das Kloster bauen. In dieser Form ist Heiligkreuz auch in dem Modell der Stadt Landshut des Jakob Sandtner von 1575 zu finden.
Mit der Annahme der reformierten Regel des hl. Franziskus hatten sich die Frauen ab 1480 aus dem Alltagsgetriebe der Stadt zurückgezogen. Sie lebten fortan in Klausur von der Fertigung kostbarer Handarbeiten für liturgische Zwecke (Klosterarbeiten), dem Heiratsgut der neu eintretenden Nonnen und den Spenden. Dennoch war der Konvent von durchschnittlich zwanzig Nonnen vermögend. In den Jahren 1696 bis 1699 wurde anstelle der drei einzelnen gotischen Wohnhäuser ein in sich geschlossenes barockes Kloster errichtet. Zugleich erhielt die alte romanische Kirche bis 1701 ein Gewölbe und eine neue Raumausstattung im Stil des Barock. Der Wessobrunner Stuck stammt aus der Werkstatt des Johann Schmuzer. Die Fresken sind von Hans Georg Asam, dem Vater der berühmten Rokokokünstler Cosmas Damian und Egid Quirin Asam.
1802 wurde Heiligkreuz als letztes der fünf Bettelordensklöster in Landshut aufgelöst. Am 10. Mai 1802 übersiedelten die 22 Schwestern mit einem Teil des Inventars, darunter dem großen noch heute erhaltenen Reliquienkreuz, nach Ingolstadt. Dort war dem Orden das Kloster Gnadenthal als "Aussterbekloster" zugewiesen. Die restlichen Vermögenswerte von Heiligkreuz überließ der Staat der im Jahr 1800 von Ingolstadt nach Landshut verlegten Landesuniversität.
Die bisherige Klosteranlage erhielt im Juni 1802 das Priesterseminar "Georgianum" der Universität. Im Oktober 1802 verlegte man das Georgianum in das geräumigere ehemalige Jesuitenkolleg. Nun entstand in Heiligkreuz das Studienseminar zur Vorbereitung auf das Theologiestudium. 1807 wurde vom Seminar die Kirche profaniert und eine Zwischendecke eingezogen. So gewann die Schule einen Musiksaal und einen Raum für seine Sammlungen.
Seit 1839 befindet sich in Heiligkreuz als Mieter des Studienseminars das 1629 gegründete Hans-Carossa-Gymnasium der Stadt Landshut.
Auf Initiative des damaligen Bezirksheimatpflegers Hans Bleibrunner wurde 1957 der ursprüngliche Zustand der Kirche rekonstruiert und dabei auch die Asamfresken wieder frei gelegt. So dient der ehemalige Kirchenraum seither nicht nur als festliche Aula des Hans-Carossa-Gymnasiums sondern auch als stilvoller Aufführungsort für öffentliche Konzerte.

( Christian Lankes )



 

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