Theres


 

GESCHICHTE

Theres ? Burg der Babenberger und Kloster der Benediktiner

Theres ("Therissa") am Main war im 10. Jahrhundert, neben Bamberg, die wichtigste Burg des mächtigen ostfränkischen Grafengeschlechts der Babenberger. Der Ortsname dürfte wohl eine Kurzform von ?Sintherihusan? sein. Nach dem Aufstand desMarkgrafen Hezelo schenkte König Heinrich II. die Burg Theres 1010 an das junge Bistum Bamberg, das er als neue Ordnungsmacht am Obermain etabliert hatte.

Theres lag zwar in der Diözese des Bischofs von Würzburg, dennoch errichtete Bischof Suidger von Bamberg zwischen 1040 und 1045 in der Burg ein Benediktinerkloster mit den PatronenSt. Stephan und St. Vitus. Als Suidger als Clemens II. zum Papst gewählt worden war, stellte er 1047 sein Eigenkloster Theres unter päpstlichen Schutz.

Im späten 11. Jahrhundert wurde das Kloster immer noch als Burg (?castellum?) bezeichnet.

Die Befestigungen aus der Zeit der Babenberger gaben Theres ein wehrhaftes Aussehen. Bis heute haben sich mit der von vier Ecktürmen verstärkten Klostermauer, dem Torhaus und einigen Wirtschaftsgebäuden Teile der alten Klosteranlage erhalten. Große wirtschaftliche Bedeutung hatte für die Abtei der Mainzoll. Die Mönche erhielten dieses einträgliche Recht von Kaiser Heinrich IV. im Jahr 1097 auf Bitten des Bischofs Ruppert von Bamberg und mit Zustimmung des Bischofs Einhard von Würzburg. Dazu kam eine umfangreiche Schenkung der adligen Dame Judith aus der Familie der Babenberger im Maingebiet. Judiths Gemahl, Pfalzgraf Botho von Kärnten, wurde 1104 im Kloster Theres beigesetzt.

Der Konvent von Theres entstammte fast ausschließlich regionalen Adelsfamilien. Ein Zeugnis der kulturellen Schaffenskraft des Klosters im Hochmittelalter ist eine um 1142 in Theres gefertigte illuminierte Handschrift für die Abtei Münsterschwarzach (heute Codex 763 der Stiftsbibliothek Admont). 1151 besuchte König Konrad III. das Kloster. Seine Vögte waren bis 1189 die Grafen von Abenberg. Im späten 14. Jahrhundert erwarb das Kloster selbst vom Hochstift Bamberg die Vogtei und erlangte damit eine wesentliche Erweiterung seiner weltlichen Rechte. Die Landeshoheit über Theres lag beim Fürstbischof von Bamberg. In einer Fehde zwischen den Hochstiften Bamberg und Würzburg 1465, dann im großen Bauernkrieg von 1525 sowie im Markgrafenkrieg 1553 erlitt die Abtei schweren Schaden. 1574 bestand der Konvent nur noch aus zwei Mönchen. Im gleichen Jahr wurde Pater Johannes Burckhardt aus Münsterschwarzach zum neuen Abt von Theres berufen und die Bursfelder Reform eingeführt, die dem Kloster wieder Novizen zuführte.

Erneute Verwüstungen erlebte die Abtei im Dreißigjährigen Krieg. 1688 übergab das Fürstbistum Bamberg gegen eine Abfindung all seine geistlichen und weltlichen Rechte an der Abtei und ihrer Grundherrschaft an das Fürstbistum Würzburg. Unter dem neuen Landesherrn renovierte der Konvent ab 1696 das alte Kloster und begann 1715 mit einem umfangreichen Neubau. Nach dem Vorbild von St. Burkhard in Würzburg entstand eine barocke Abteikirche. Um den Kreuzgang gebaut, schloss sich daran die Dreiflügelanlage des Konventrakts an. Die Pläne stammten vom Würzburger Baumeister Joseph Greising. Abt Gregor II. notierte täglich die Ausgaben, so dass der Baufortgang gut dokumentiert ist: 1721 wurde der Chor geweiht, 1724 war der Rohbau des Kirchenschiffs vollendet, 1748 folgte die Schlussweihe. Ein Modell des barocken Klosters befindet sich in der Pfarrkirche von Obertheres, wo mit einer Barockmonstranz von 1730 sowie einem Kelchqualitätvolle Stücke aus der barocken Blütezeit des Klosters erhalten sind. Ebenfalls unter Abt Gregor wurde die heutige Pfarrkirche von Untertheres erbaut (1728/30). In diesen Sakralbau wurde nach der Säkularisation ein Teil der Innenausstattung der Klosterkirche übertragen und blieb so erhalten.

Im Dezember 1802 kam das Ende des Klosters. Abt Benedikt Mahlmeister und seine Mönche mußten Theres verlassen. Der leer stehende Komplex wurde 1804 an den Freiherrn Theodor von Kretschmann, einen Minister des Herzogs von Sachsen-Coburg, verkauft. Der Baron ließ 1809 die Abteikirche abbrechen und veräußerte die barocke Innenausstattung. Die Konventgebäude überlebten die Säkularisation durch ihre Umwandlung in ein Schloss. 1830 übernahm die hessische Adelsfamilie von Ditfurth das Gut. Seit 1856 sind auf Schloss Theres die Freiherrn von Swaine, eine aus Yorkshire stammende Familie, ansässig. Die Ausstattung der Räume erinnert noch an das Schicksal einer Burg, die nach achthundertjähriger Geschichte als Abtei wieder zum Adelssitz wurde.

( Markus Schütz )



 

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