Michelfeld (Oberpfalz)


 

GESCHICHTE

Michelfeld in der Oberpfalz - Eine Gründung des heiligen Otto von Bamberg

 

Zur Kolonisation und Rodung auf dem bayerischen Nordgau wurde das Kloster Michelfeld am 6. Mai 1119 von Bischof Otto von Bamberg gegründet und großzügig mit Gütern sowie Grund- und Waldbesitz ausgestattet. Mit der Stiftung waren auch die Patronatsrechte auf die umliegenden Pfarreien verbunden. Die ersten Benediktiner für Michelfeld kamen aus dem Kloster Michelsberg bei Bamberg, das sich an der Hirsauer Reform orientierte. Diesen Reformgeist verkörperte auch noch Abt Adalbert  I. (reg. 1142-1155), der aus dem thüringischen Kloster Paulinzella berufen wurde.

Bereits 1120 erfolgte die feierliche Weihe von Michelfeld durch Bischof Otto. Das  Kloster bestand wohl nach dem Vorbild der Abtei Cluny aus einer dreischiffigen Basilika, dem Klausurbereich und dem Wirtschaftshof. Aufgrund der guten Wirtschaftsführung ihrer - meist dem Landadel entstammenden - Äbte gelangte die Mönchsgemeinschaft zu beträchtlichem Wohlstand. Allerdings blieb das Kloster vom Hochstift Bamberg abhängig, das die jeweiligen Vorsteher einsetzte. Die Vogtei übten zuerst die Grafen von Sulzbach, nach deren Aussterben (1188) die Burggrafen von Nürnberg.

Ein Brandunglück im Jahr 1378 leitete eine Zeit schwerer Heimsuchungen ein. Während des pfälzisch-böhmischen Kriegs wurde die Abtei 1410 von marodierenden Truppen zerstört. 1429 fielen die Hussiten plündernd und brandschatzend ein. Wegen der starken Verwüstung musste Abt Heinrich III. von Truppach (reg. 1406-1436) mit seinem Konvent für einige Zeit in die Propstei Zeil am Main übersiedeln. Noch unter dem Eindruck der kriegerischen Überfälle befestigte man das Kloster mit Wehrmauern und Türmen. Der Wiederaufbau des Klosters war von einer inneren Reform nach dem Vorbild der Abtei Kastl (Consuetudines Castellenses) begleitet. Ganz offensichtlich führte diese Einführung der Kastler Reform (1436) nicht nur zu neuer geistiger, sondern auch wirtschaftlicher Blüte. Der Erwerb von ausgedehntem Besitz, darunter ein Eisenbergwerk bei Pappenberg, zeugte vom wieder erlangten Wohlstand des Klosters. Das erstarkte Selbstbewusstsein spiegelt auch die 1507 errichtete Marienkapelle als Begräbnisstätte für die Äbte wieder.

Die Einführung der Reformation durch Kurfürst Ottheinrich brachte 1556 die Aufhebung des Klosters, das nun unter weltliche Administration gelangte. Einige Konventualen blieben noch in Michelfeld, bis 1558 der frühere Abt Friedrich von Aufseß starb. Im Bildersturm unter dem kalvinistischen Kurfürsten Friedrich III. wurden 1567 zahlreiche Kunstwerke in der Klosterkirche zerstört. Die Bibliothek, die nach den erhaltenen Verzeichnissen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts etwa 450 bis 530 Bücher umfasste, gelangte bis 1609 ins kurfürstliche Pädagogium nach Amberg. Großen Schaden erlitt das Kloster schließlich 1634 durch schwedische Truppen.

Im Zuge der Rekatholisierung der Oberpfalz kam es unter dem bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria allmählich zur Restitution, also zur Wiederherstellung, der säkularisierten Klöster. Ab 1661 lebten vier Benediktiner aus Oberaltaich in den alten Klostergebäuden. Am 29. Juli 1669 erlebte der Konvent seine endgültige Erneuerung. Als Priorat seines Mutterklosters Oberalteich wurde Michelfeld 1684 auch Mitglied der bayerischen Benediktinerkongregation. Sie veranlasste 1695 die erste Abtwahl. Nach einem Einspruch des Bamberger Bischofs Lothar Franz von Schönborn wurde Abt Albert Stöckl jedoch erst 1700 in seiner Würde bestätigt.

Rasch entfaltete der erneuerte Konvent reges monastisches Leben. 1685 begannen die Bauarbeiten an den Klostergebäuden. Die 1700 fertig gestellte barocke Vierflügelanlage bot repräsentative Räume, die dem neuen Selbstverständnis des Prälatenklosters entsprachen. Von 1690 bis 1695 entstand nach Plänen des viel beschäftigten Baumeisters Wolfgang Dientzenhofer eine prachtvolle Wandpfeilerkirche, ausgeführt von dem Klostermaurermeister Christoph Grantauer. An der Ausgestaltung des Innenraums, die unter Abt Wolfgang Rinswerger (reg. 1706-1721) erfolgte, waren so herausragende Künstler wie Cosmas Damian und Egid Quirin Asam beteiligt. Einen bemerkenswerten Beitrag zur Innenausstattung lieferte auch der Michelfelder Laienbruder Anton Denzler, der das Chorgestühl, die Kanzel und den Orgelprospekt schuf.

In vielfältiger und nachhaltiger Weise wusste die Klostergemeinschaft im 18. Jahrhundert religiöse und geistige Impulse zu geben. Klosterschule und -seminar förderten den Bildungsstand der Bevölkerung. Alle Kinder der Klosterhofmark erhielten kostenlosen Unterricht. Im Bemühen um einen Aufschwung des wissenschaftlichen Lebens in seinem Kloster förderte Abt Wolfgang Rinswerger 1717 die Verlegung des "studium commune", der Ordenshochschule der bayerischen Benediktinerkongregation, nach Michelfeld. Auch pflegte der Konvent eine reiche Festkultur, wobei vor allem die Jubelfeiern der Klostervorsteher den Anlass boten. Der letzte Abt Maximilian Prechtl (reg. 1800-1802), der als Professor für Dogmatik, Moralphilosophie und Kirchenrecht am Hausstudium sowie am kurfürstlichen Lyzeum in Amberg unterrichtete, trat als Historiker und streitbarer Publizist gegen die bayerische Kirchenpolitik hervor.

Die Säkularisation bereitete der Klosterkultur in Michelfeld ein Ende. Bereits am 13. März 1802 wurde die Gemeinschaft von neunzehn 19 Patres und drei Novizen unter kurfürstliche Administration gestellt. Man ernannte den bisherigen Klosterrichter zum Lokalkommissar, der die Inventarisierung des Besitzes vorzunehmen hatte. Am 23. April 1803 erging der endgültige Aufhebungsbescheid. Die Klosteranlage und 300 Hektar Klosterwald gingen in Staatsbesitz über. Der Prälatenbau beherbergte nun das königliche Rentamt sowie die Wohnungen des Revierförsters und des Pfarrers. Im Konventbau wurde die Werktagsschule und die Wohnung des Lehrers untergebracht. Die Abteikirche St. Johannes Evangelist diente fortan als Pfarrkirche. Im Lauf des Jahres 1803 wurden die Ökonomiegebäude, die Mühle, das Bräuhaus, die Ziegelhütte, verschiedene Hammerwerke sowie das alte Schulhaus versteigert. Die klösterliche Büchersammlung mit etwa 3500 bis 4000 Bänden blieb zunächst in Michelfeld. 1835 gelangte sie in die Provinzialbibliothek nach Amberg. Vorausgegangen war ein längerer Streit mit der Regierung des Obermainkreises, die Ansprüche für das Lyzeum in Bamberg geltend machte.

Einige Mönche übernahmen Seelsorgestellen in der Umgebung, andere fanden Verwendung im Schuldienst und an Bibliotheken. Abt Maximilian Prechtl widmete sich im Ruhestand theologischen und kirchengeschichtlichen Studien, als deren Ergebnis er eine Reihe von Schriften ökumenischen Inhalts vorlegte.

Auf Initiative des Ortspfarrers von Michelfeld, Johann Sebastian Neppenbacher, erwarb Johann Evangelist Wagner, der Regens des Priesterseminars in Dillingen, die alte Klosteranlage in der Oberpfalz, um hier eine Taubstummenanstalt einzurichten. Am 29. Oktober 1884 wurde das von den Dillinger Franziskanerinnen betreute Versorgungs- und Pflegeheim eröffnet. Heute ist es eine moderne Einrichtung der Regens-Wagner-Stiftung für Behinderte und Pflegebedürftige mit Fördergruppen und Werkstätten.

 

( Manfred Knedlik )

 

 



 

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