Fürstenfeld


 

GESCHICHTE

Fürstenfeld - "In Tal und Einsamkeit"

Die Zisterzienser gründeten ihre Klöster zumeist in wasserreichen Tälern, wo sie das Land urbar machten. Einsame Gegenden verliehen ihrem Verlangen nach Weltflucht Ausdruck. So auch das Kloster Fürstenfeld, das in der Amperniederung bei Olching angesiedelt wurde. Die Gründung des Klosters war eine Sühneleistung. Papst Alexander IV. hatte sie dem bayerischen Herzog Ludwig II. dem Strengen auferlegt, weil dieser seine Gemahlin Maria von Brabant wegen des Verdachts der Untreue im Jahr 1256 hatte hinrichten lassen. Daher entstand 1258 das Kloster Seldental in Tal bei Aibling, das 1263 nach des "Fürsten Feld" in "Tal und Einsamkeit" bei Bruck verlegt wurde. Erst 1265 erteilte Papst Klemens IV. Bischof Konrad II. von Freising seine Zustimmung zur Besetzung des Klosters mit Zisterziensern aus Aldersbach. Im Jahr 1266 erhielt Fürstenfeld endlich seine Stiftungsurkunde, in welcher der bayerische Herzog das Kloster großzügig mit Ländereien und Privilegien bedachte. Es folgten das Recht der niederen Gerichtsbarkeit, weitere Gunsterweise und Schenkungen von Gütern durch den wittelbachischen Stifter. Auch dessen Sohn, Kaiser Ludwig der Bayer, förderte das Kloster. Es hatte ihn 1322 in seinem Kampf gegen den habsburgischen Rivalen Friedrich den Schönen unterstützt. Nachdem der Kaiser 1347 unweit des Klosters auf der Jagd verstorben war, ruhte sein Herz in der Fürstengruft.
Zwischen 1270 und 1290 war die erste, gotische Klosteranlage entstanden. Sie beherbergte auch eine beachtliche Bibliothek. Erweiterungen und Umbauten prägten das Bild der Anlage. 1513 wurde schließlich von Abt Johann Scharb das Stiftergrabmal errichtet, das nach starken Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg im 18. Jahrhundert durch monumentale Standbilder des Stifters und seines Sohnes ersetzt wurde - sichtbarer Ausdruck für den Einfluss der bayerischen Herrscherfamilie in der Geschichte des Klosters.
Einen Höhepunkt in der Entwicklung der Abtei stellte die Verleihung der Pontifikalien vom Basler Konzil an Abt Andreas im Jahr 1441 dar. Aber nur wenig später zeigten sich auch in Fürstenfeld Anzeichen des geistlichen Niedergangs. Die Reformation spaltete schließlich den Konvent, so dass der bayerische Herzog wiederholt in die Verwaltung des Klosters eingriff und ihm zeitweilig nur Administratoren vorstanden. Erst die auf dem Konzil von Trient (1545-1563) entworfenen Reformen für die katholische Kirche brachten Klarheit. Die oberdeutschen Zisterzienseräbte berieten unter dem Vorsitz des Abtes von Cîteaux 1595 in Fürstenfeld über ihre Grundsätze für eine Ordensreform, die bis ins 18. Jahrhundert wirken sollten. Angestrebt war insbesondere die Rückkehr des Ordens zur Rigorosität mönchischen Lebens.
Aber der nächste Rückschlag kam bald. Der Dreißigjährige Krieg ging auch an Fürstenfeld nicht spurlos vorüber. Das Kloster wurde durch den Vormarsch schwedischer Truppen und die Verlagerung des Kriegsschauplatzes nach Bayern immer wieder Opfer von Plünderungen und Brandschatzungen. So befanden sich von 1632 bis 1635 zwei Fürstenfelder Zisterzienser unter den 42 Münchner Geiseln des schwedischen Königs.
Nach Kriegsende gelang es Abt Martin Dallmayr, der 1629 in Fürstenfeld in den Orden eingetreten und 1640 zum Abt gewählt worden war, das ruinierte Kloster zu sanieren und die Ordensdisziplin wieder herzustellen. In der Folgezeit stieg die Mitgliederzahl im Konvent kontinuierlich an. Fürstenfeld wurde zu einer herausragenden Stätte der Frömmigkeit und der Wissenschaft.
Unter Abt Balduin Helm wurde der barocke Umbau der Klosteranlage begonnen und im Jahr 1700 der Grundstein für den Neubau der Kirche gelegt. Kurfürst Max Emanuel wünschte in Fürstenfeld einen bayerischen Escorial. Allerdings hatte das Kloster aus seiner Schatulle keine finanzielle Unterstützung für das aufwendige Vorhaben zu erwarten. Mit den Plänen für den Umbau wurde der kurfürstliche Hofbaumeister Giovanni Antonio Viscardi beauftragt. Die eigentliche Bauausführung übernahm später der Maurermeister Johann Georg Ettenhuber.
Ein besonderes Merkmal des Kirchenraumes ist der dichte, farbige Stuck, der den Brüdern Asam für ihre Fresken nur vergleichsweise kleinformatige Flächen belässt. Erst 1741 konnte die Kirche unter Abt Konstantin Haut durch den Freisinger Fürstbischof Kardinal Johann Theodor, den Bruder des Kurfürsten und späteren Kaisers Karl Albrecht, geweiht werden. Die Vollendung der Innenausstattung beanspruchte noch weitere 25 Jahre, nicht zuletzt aufgrund der Belastung durch hohe Kriegssteuern, die das stets loyale Familienkloster der bayerischen Wittelsbacher an das feindliche Österreich leisten musste.
Die Säkularisation 1803 bedeutete auch für die Abtei Fürstenfeld das Aus. Obwohl das Kloster und die Kirche vorübergehend an den Fabrikanten Ignaz Leitenberger verkauft worden waren, blieb ein Teil des Konvents weiterhin im Kloster zusammen. Die landwirtschaftlichen Flächen waren bis 1918 im Familienbesitz des Hauses Wittelsbach und gehören heute zum Vermögen des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Von 1923 bis 1951 bewirtschaftete das Kloster Ettal als Pächter die Güter und betreute zugleich die Kirche.
Die ehemalige Klosterkirche Fürstenfeld hatte König Maximilian I. Joseph 1816 zur königlichen Landhofkirche ernannt. Nach kostspieligen und umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten von 1965 bis 1978 erstrahlt die Kirche in neuem Glanz. Seit der Wiederöffnung 1976 gehört der mächtige Bau als Nebenkirche zur Pfarrei St. Magdalena in Fürstenfeldbruck.
Das Konventgebäude erwarb im Jahr 1817 der bayerische Staat und nutzt es teilweise bis heute: diente die Klosteranlage im 19. Jahrhundert als Militärinvalidenheim und Kaserne, so ist dort heute die Bayerische Beamtenfachhochschule mit dem Fachbereich Polizei untergebracht.
Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Abtei gehören der Stadt Fürstenfeldbruck und werden als Kulturzentrum und Stadtmuseum genutzt.

Stephanie Haberer



 

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