Schwarzenberg


 

GESCHICHTE

Schwarzenberg ? eifrige Seelsorger und spendable Gläubige

Das Kloster Schwarzenberg über der Ortschaft Scheinfeld in Mittelfranken wurde im Jahr 1702 unter dem Provinzial Pater Delmund Baumann von der thüringischen Provinz des Franziskanerordens gegründet. Seinen Namen Maria-Hilf erhielt es von einem Muttergottesbild, das neben dem heutigen Kloster an einer Eiche aufgestellt war. Hier verrichtete eine Gräfin aus dem Hause Schwarzenberg mit ihren Bediensteten stets die Abendandacht. Jeder von ihren Dienern, der diese Andacht ohne Entschuldigung versäumte, musste eine kleine Geldstrafe zahlen. Von diesen Beträgen wurde 1670 eine Gnadenkapelle mit Glockentürmchen errichtet. Die Andacht hatte bald so viel Zulauf, dass man die Franziskaner beauftragte, auch an den Samstagen hier die Messe zu lesen. Deshalb beschloss man von Seiten des Ordens, das seit 70 Jahren in Scheinfeld bestehende Hospiz hierher zu verlegen. Die Mittel zum Klosterbau konnten durch reichliche Almosenspenden zusammengetragen werden.

Die Zahl der Konventsmitglieder bestand anfangs aus drei Patres und vier Brüdern. Sie übernahmen den Pfarrgottesdienst, die Fastenpredigten, dann auch die tägliche Messe in der Schlosskapelle und zusätzliche Predigten an ausgewählten Tagen. Da sich die Aufgaben häuften, beantragte der Konvent bei Fürst Ferdinand von Schwarzenberg die Erlaubnis zur Vermehrung der Patres. Dieser genehmigte das Gesuch aufgrund des zunehmenden Volksandrangs, ?da Gott bey dem Gnadenbilde Wunder gewirkt habe?. Bald waren auch die Klostergebäude und die Kapelle zu klein geworden. Mit finanzieller Unterstützung des Schwarzenberger Fürstenhauses wurden ab 1730 neue Konventgebäude errichtet. Vor allem die spendenfreudigen Gläubigen trugen dazu bei, dass fünf Jahre später auch die neue Kirche von Weihbischof Bernard von Würzburg konsekriert werden konnte. Die tonnengewölbte Wandpfeilerkirche mit Chorpolygom entstand vielleicht nach den Plänen Balthasar Neumanns. Ein frommer Schäfer gab sein gesamtes Vermögen, sodass auch die alte, baufällig gewordene Maria-Hilf-Kapelle am Chorhaupt der neuen Kirche neu erbaut werden konnte. Durch die Vergrößerung der Zahl der Patres auf zwölf war Schwarzenberg nun zum förmlichen Konvent geworden.

1736 erhielt das Kloster vom Ordinariat die Erlaubnis zur Einführung der Gürtelbruderschaft. Die Franziskaner auf Schwarzenberg waren 1751 auf 14 Patres und vier Brüder angewachsen. Sie kümmerten sich um die Missionsstationen von Marktbreit und Erlach, um die Kuratien Appelfelden, Breitenloh und Erlenbrunn, um die Pfarreien in Hüttenheim, Schlüsselfeld und Wilmersdorf, die Gottesdienste in Seehaus und Kornhöfstadt und die Kaplaneien in Ullstadt und Scheinfeld. Auch die katholischen Soldaten des Fürsten von Ansbach in Neustadt a. d. Aisch wurden von den Franziskanern aus Schwarzenberg betreut. 1761 richtete man ein Studienseminar im Kloster ein. Kurz vor der Säkularisation übernahmen die Patres 1802 auch noch eine Lateinschule.

Doch die gewaltigen politischen Umwälzungen dieser Zeit wirkten sich auch auf Kloster Schwarzenberg aus. 1807 kamen die schwarzenbergischen Gebietsteile unter königlich bayerische Souveränität. Im gleichen Jahr wurden das Kloster und die Lateinschule aufgehoben. Die Patres durften jedoch vorerst in den Gebäuden bleiben und gingen weiter ihren seelsorgerischen Diensten nach. Ein Jahr später wurde das Kloster der neuen Erzdiözese Bamberg unterstellt, die den Franziskanern wieder Unterstützung bot. Auch das fürstlich Schwarzenberg?sche Haus gewährte weiterhin Zuschüsse, sodass die schlimmsten finanziellen Nöte abgefangen wurden. In den 1830er-Jahren musste das Kloster nicht mehr um seinen Fortbestand fürchten. Schulden wurden nachgelassen und man verhandelte wegen der Renovierung der Gebäude. Personalmangel verhinderte jedoch einen neuen Aufschwung, 1864 starb der letzte Pater des Klosters. Da der Orden die heruntergekommenen Gebäude nicht übernehmen wollte, drohte erneut das Ende von Kloster Schwarzenberg. Wiederum fand sich ein spendabler Retter: Pfarrer Krapp von Scheinfeld kaufte das Anwesen und schenkte es 1866 den Minoriten, die die alte Tradition ihrer Mitbrüder weiterführten. Sie renovierten Kirche und Kloster und brachten die Wallfahrt ?Maria Hilf? wieder zu hohem Ansehen. Die Steinplastik des Passauer Maria-Hilf-Bildes aus der Mitte des 17. Jahrhunderts in der Gnadenkapelle zieht heute zahlreiche Besucher an. Die Klostergebäude wurden nach einem Brand 1960 neu errichtet.

(Christine Riedl-Valder)



 

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