Bischofsheim


 

GESCHICHTE
Bischofsheim ? Zankapfel zwischen frommen Brüdern

Der Legende nach soll der iroschottische Wandermissionar und Frankenapostel St. Kilian mit seinen Gefährten Kolonat und Totnan im Jahr 686 auf dem Aschberg oberhalb Bischofsheim in der Rhön eine heidnische Kultstätte zerstört und ein erstes hölzernes Kreuz aufgerichtet haben. Davon rührt der seit dem 17. Jahrhundert gebräuchliche Name Kreuzberg her, der mit seinen 930 Metern den höchsten Berg der bayerischen Rhön bildet. Auf seinem Gipfel sind Reste einer vorgeschichtlichen Ringwallanlage belegt. Spätestens seit dem 15. Jahrhundert sind an den Kreuzfesten am 3. Mai und am 14. September Wallfahrten auf den Berg überliefert. Reformation und Bauernkrieg unterbrachen diese Tradition. Fürstbischof Julius Echter (reg. 1573?1617) ließ deshalb 1582 steinerne Kreuze und 1598 eine Kapelle sowie Schutzhütten für Wallfahrer und Geistliche erbauen.

Die Seelsorge oblag zunächst dem Pfarrer von Bischofsheim. Der Strom von Wallfahrern machte jedoch Verstärkung notwendig. Deshalb berief Julius Echter Franziskaner aus dem von ihm gegründeten Kloster in Dettelbach, die sich während des Sommers der Gläubigen annahmen. Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg (reg. 1623?1631) bestätigte 1628 eine Kreuzbruderschaft in Bischofsheim, die regelmäßig Wallfahrten auf den ?Krücbärc? durchführte. Im Dreißigjährigen Krieg erfolgte erneut eine Unterbrechung, 1639 zerstörten die Schweden die Kreuze auf dem Berg.

Im Jahr 1644 berief Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn (reg. 1642?1673) den Franziskanerpater Johannes Faber aus dem Minoritenkloster in Dettelbach zum ersten ständigen Seelsorger auf dem Kreuzberg mit dem Ziel, dort ein Kloster zu gründen. Nachdem 1645 das Ordenskapitel in Augsburg dem Plan zugestimmt hatte, wohnte Faber im Pfarrhof von Bischofsheim. Im Jahr darauf errichtete er neben dem Pfarrhof ein Klösterlein, in das er als Präses gemeinsam mit fünf Brüdern einzog.

Die Zukunft der zur Straßburger Ordensprovinz gehörenden Niederlassung schien damit gesichert. Wohl angesichts der florierenden Wallfahrt und der dabei reichlich fließenden Almosen erwirkte die Thüringer Ordensprovinz, dass Fürstbischof Schönborn im Jahr 1665 die ?Straßburger? zwang, Bischofsheim unter Zurücklassung des Hausrats und der Almosen aufzugeben und Kloster sowie Wallfahrt den ?Thüringern? zu überlassen. Unter Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach (reg. 1675?1683) wendete sich das Blatt erneut und Pater Adolf Behm aus der Straßburger Provinz konnte 1676 als Präses mit sechs Mitbrüdern erneut in Bischofsheim einziehen.

Im Jahr 1677 schenkte Fürstbischof Dernbach den Franziskanern sowohl das Klösterlein in Bischofsheim als auch den Grund für die Errichtung eines Klosters auf dem Kreuzberg, das für zwölf Mönche erbaut werden sollte. Die Kosten dafür sollten ausschließlich aus Almosen bestritten werden. 1692 endete mit dem Einzug von sechs Patres und sechs Fratres in das neue Kloster die Zeit von Bischofsheim als eigenständige Ordensniederlassung. 1807 erwarb der großherzogliche Landrichter Sartorius von den Franziskanern die alte Anlage im Ort und baute sie für Justizzwecke um. Damals wies der Komplex noch ein Refektorium, sechs Zellen für die Mönche, eine Hauskapelle und einen kleinen Hofraum auf. 1844 wurde das alte Gebäude schließlich abgebrochen.

(Erich Schneider)



 

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