Augsburg, Franziskanerkloster (OFMObs)


 

GESCHICHTE

Von Heiliggrab zu Sankt Max - Die Säkularisatoren setzen sich ein Denkmal

Nach der Selbstauflösung des alten Barfüßerklosters im Jahr l526 bemühte sich das Bistum Augsburg über Generationen vergeblich um eine Neuansiedlung der Franziskaner. Der erste Schritt hierzu war 1587 die Berufung eines Franziskaners als ständiger Beichtvater für den Domklerus. Der nächste Schritt bestand im Grunderwerb für ein Kloster. So übergab das Domkapitel 1608 der Stadt die verfallene Kapelle Heiliggrab mit zwei dazu gehörigen Wohnhäusern für den Bau eines städtischen Kaufhauses (heute: Heilig-Grab-Gasse). 1609 kaufte die Familie Fugger etliche Häuser "Auf dem Gänsebühl" in der Vorstadt St. Jakob. Auf dieses private Grundstück übertrug man das alte kirchliche Baurecht und das Patrozinium von Heiliggrab. 
Noch im gleichen Jahr 1609 begann der Bau des Konventhauses. Zugleich übersiedelten die Mönche eines 1594 in der bayerischen Hofmark Dasing errichteten Franziskanerklosters nach Augsburg in den Dombezirk. 1611 begann der Maurer Esaias Holl, ein Bruder des berühmten Stadtbaumeisters Elias Holl, mit der Arbeit an der Klosterkirche, einem einschiffigen Raum mit sechs Altären. Von der ursprünglichen Ausstattung ist noch ein Altarblatt von Johann Rottenhammer vorhanden. An der Südseite der Klosterkirche entstand eine neue Kapelle Zum Heiligen Grab im Eigentum des Domkapitels. Nach der Weihe von Kirche und Kapelle im Herbst 1613 zog im Frühjahr 1614 der Konvent von der Domstadt in das neue Kloster. 
Im Gegensatz zu den benachbarten bayerischen Franziskanern übernahm Heiliggrab in Augsburg nach 1620 nicht die neue strenge Regel der Reformaten, sondern verblieb in der traditionellen gemäßigten Observanz der Straßburger Rekollektenprovinz. Nach kurzfristigem Exil während der Schwedenzeit 1633/35 begann in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Blütezeit des Konvents. Die Franziskanerpatres boten in ihrer Klosterkirche zahlreiche Gottesdienste, sie hörten die Beichte im Dom, predigten in den Pfarrkirchen und übten die Krankenseelsorge in der Jakobervorstadt. Ab 1663 fand im Kloster das philosophische Grundstudium für die Ordensprovinz statt. Ab 1668 war Augsburg der Tagungsort für alle Provinzialkapitel.
Zur wirtschaftlichen Versorgung des Klosters diente neben zahlreichen Messstiftungen das von den Laienbrüdern betriebene Brauhaus. Die gute finanzielle Ausstattung ermöglichte eine wesentliche Erweiterung des Klosterareals nach 1646 und eine umfassende Renovierung im Stil des Barock ab 1676. Von der teilweisen Neuausstattung der Kirche in den 1720er-Jahren stammt eine noch vorhandene schöne Büste des hl. Antonius von Padua. 
Der 42-köpfige Konvent blieb auch nach der Säkularisation durch die Reichsstadt Augsburg im November 1802 im Kloster; lediglich die Neuaufnahme von Novizen wurde untersagt. Noch 1805 hielt der Orden in Heiliggeist sein Provinzialkapitel. Bei der Übernahme von Augsburg durch das Königreich Bayern 1806 waren im Kloster der Franziskaner ein Lazarett und ein Gefangenenlager der französischen Armee untergebracht. In den Jahren 1807 und 1808 nutzte bayerische Infanterie das Kloster als provisorische Kaserne. Erst am 5. Dezember 1807 wurde der noch aus 23 Mönchen bestehende Konvent tatsächlich aufgehoben. Die Franziskaner bezogen die "Aussterbeklöster" Klosterlechfeld und Lenzfried. Der Plan zum Umbau von Heiliggrab zu einer ständigen Kaserne kam jedoch nicht zur Ausführung. Zwischenzeitlich als Salzlager verwendet, erhielt das Areal 1808 der Schul- und Kultusfonds der Stadt Augsburg. 
Die Klosterkirche wurde mit Genehmigung des bayerischen Staates im Frühjahr 1809 zur Pfarrkirche der Jakobervorstadt bestimmt. Im Konventtrakt fanden der Pfarrhof und eine Volksschule Aufnahme. 1810 sorgte Maximilian Graf von Montgelas für das neue Patrozinium St. Maximilian. So erhielten die Säkularisatoren König Max I. Joseph und sein Minister Maximilian Montgelas gleichsam ein kirchliches Denkmal.
1944 fiel der alte Gebäudekomplex einem Bombenangriff zum Opfer. Von der Kirche blieb nur die schlichte Westfassade von 1614 erhalten. Der schnelle Wiederaufbau bis 1949 durch Dominikus Böhm (1886-1955) erfolgte ohne Rekonstruktion der Heiliggrabkapelle. St. Max gilt als erster Kirchenneubau in Süddeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Die bis 1951 erstellten Deckengemälde stammen von Franz Nagel, die Bildhauerarbeiten von Stephan Geiger. 

( Christian Lankes/ Sylvia Stegmüller )



 

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