Au


 

GESCHICHTE

Au am Inn ? Vom Chorherrenstift zu einem Mutterkloster der Franziskanerinnen

Der Ursprung einer geistlichen Gemeinschaft in Au am Inn liegt im 8. Jahrhundert. Die Mönche Baldung und Hrodbert sollen um 784 auf herzoglichem Grundbesitz eine Zelle gegründet haben. Im 10. Jahrhundert erlosch das Benediktinerkloster und ging in den Besitz des Salzburger Domstifts über. Ab 1050 war Au ein Lehen des Grafen Cadalhoch. Nachdem Graf Kuno von Megling das Klostergut durch eine Stiftung vergrößert hatte, entstand wieder eine klösterliche Gemeinschaft. Um 1122 wurde auf Veranlassung des Erzbischofs Konrad I. von Salzburg ein Augustinerchorherrenstift gegründet.

Die Chorherren begannen sogleich mit dem Bau einer Kirche. Sie wurde 1133 geweiht und erhielt Reliquien der Heiligen Felicitas und Vitalis. Nach einer umfangreichen Renovierung infolge großer Bauschäden wurde die Stiftskirche 1269 erneut konsekriert.

Im 14. Jahrhundert lebten die Chorherren von Au nicht mehr nach dem strengen Ordensideal der Gründungszeit, sondern verfügten über persönliches Eigentum. Das Stift hatte durch Grunderwerb mittlerweile eine solide ökonomische Grundlage erlangt. 1314 erhielt Au die weltlichen Rechte einer Hofmark mit der niederen Gerichtsbarkeit. Ab 1475 besaß das Stift das Recht, die inkorporierten Pfarreien Au, Ampfing, Fraham, Oberheldenstein-Kühham, Pürten, Reichertsheim, Unterholzhausen, Aschau und Mittergars mit eigenen Konventualen für die Seelsorge zu besetzen. Der Propst erhielt 1483 die Pontifikalien.

Wie andere Klöster und Stifte so litt auch das Chorherrenstift in Au im späten 15. Jahrhundert und in der Zeit der Reformation an einem Zerfall der Ordenszucht. Der Salzburger Erzbischof ordnetedaher regelmäßige Visitationen an und verschärfte die Statuten des Konvents. 1577 und erneut 1625 wurde das Armutsideal wieder eingeführt. Im 17. Jahrhundert verbesserte sich die Disziplin im Stift und die Zahl der Konventualen stieg wieder an. Um 1690 lebten 17 Chorherren in Au und im Jahr 1705 waren es 21. Als Zeichen der Anerkennung erhielt der Propstim Jahr 1713 den Titel eines lateranensischen Abtes.

Die finanzielle Ausstattung des Stifts war seit dem 17. Jahrhundert gesichert. Baumaßnahmen an Kirche und Konventgebäude konnten problemlos durchgeführt werden. Die gotische Basilika und die alten Stiftsgebäude waren bereits im 14. und erneut im 16. Jahrhundert abgebrannt. Aus dem 15. Jahrhundert blieb eine Reihe von Grabsteinen der Pröpste seit 1414 erhalten, alle von hervorragender künstlerischer Qualität. Bei einem weiteren Brand im Jahr 1686 ging die Stiftsbibliothek mit rund 1000 Handschriften vollständig verloren. Der bereits zuvor begonnene Neubau der Konventsgebäude wurde ab 1687 unter dem Graubündner Baumeister Domenico Cristoforo Zuccalli weitergeführt. Bis 1711 entstand im Stil des Barock eine weitläufige, schlossartige Anlage mit drei Innenhöfen. An drei Flügeln grenzen die Gebäude direkt an die zweitürmige Kirche. Die Innenausstattung der Stiftskirche St. Maria mit Deckenfresken und Altarbildern des Malers Franz Mareis aus dem nahen Wasserburg und reichen Stuckverzierungen war in der Mitte des 18. Jahrhunderts vollendet.

1803 wurde das Augustinerchorherrenstift Au säkularisiert, es zählte 18 Chorherren. Die Stiftskirche wurde zur Pfarrkirche, die Konventgebäude gingen zunächst vollständig in Privatbesitz über. 1853 erwarben Franziskanerinnen aus Dillingen Teile des Klosterareals, das später zum Mutterhaus einer eigenen Kongregation wurde. Die Franziskanerinnen errichteten in Au eine Mädchenschule, die 1940 von den NS-Behörden aufgelöst, aber 1950 wieder gegründet wurde. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Kloster als Lazarett, danach als Kinderheim mit einer Volksschule für Mädchen und Buben. Seit 1970 entstanden in Au eine Schule mit Tagesstätte für geistig Behinderte, ein integrativer Kindergarten und eine heilpädagogische Tagesstätte, die bis heute ständig erweitert wurden.

(Stephanie Haberer)



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Der sel. Thiemo und Herzog Welf IV. (1030-1101), Ölgemälde, 17. Jh. (?), Gars am Inn, ehem. Augustiner-Chorherrenstift Au am Inn.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Voithenberg, G.)

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