Schönau


 

GESCHICHTE

Schönau ? Zisterzienserinnen und Minoriten

Die Geschichte des Klosters und der Wallfahrtskirche Unbefleckte Empfängnis Mariens in Schönau zerfällt in zwei in sich geschlossene Epochen: Der erste umfasst die Zeit als Zisterzienserinnenkloster von 1189 bis 1553. Seit 1699 dient der Ort als Franziskaner-Minoritenkloster.

Friedrich von Thüngen zu Heßlar erwarb im Jahr 1189 von dem Grafen Gerhard II. von Rieneck den vormals dem Benediktinerkloster Fulda gehörenden Klosterhof Mope an der Saale bei der Einmündung des Maines nahe Gemünden. Er übertrug die Liegenschaft an den Würzburger Bischof Gottfried I. von Spitzenberg-Helfenstein (reg. 1184?1190) zur Gründung des Zisterzienserinnenklosters ?Sconowe? (Schönau) zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria. Das Kloster wurde 1190 von Papst Clemens III. bestätigt und 1192 von Kaiser Heinrich VI. unter dessen Schutz gestellt. Dem Abt von Ebrach oblag das Weisungs- und Visitationsrecht.

Die Familie von Thüngen stattete ihre Stiftung mit einer Reihe weiterer Rechte und Einkünfte aus. Sie hatte zudem ihr Erbbegräbnis im Kreuzgang von Schönau. Neben zahlreichen anderen Adeligen gehörten zu den Wohltätern des Klosters die Grafen von Rieneck, die sich als Mitstifter verstanden. 1518 besaß die Ziusterze Schönau in 60 Orten Güter und Rechte. Zahlreiche Töchter des gräflichen Hauses Rieneck lebten als Nonnen in Schönau; allein sieben sind als Äbtissinnen belegbar. Das erklärt den starken Einfluss der Rienecker auf Schönau, die später die Vogtei über das Kloster an sich zogen und erst 1504/05 an den Bischof von Würzburg zurückgaben.

Bereits für das Jahr 1221 ist die Stiftung eines Altares zu Ehren der Schmerzhaften Gottesmutter belegt. Weitere Baunachrichten fehlen. Um 1250 war Schönau vom Untergang bedroht. In die verwaisten Klostergebäude zogen zwischen 1248 und 1250 Zisterzienserinnen aus Himmelstadt ein, bevor sie nach Himmelspforten gingen. Adelheid von Rieneck und ihrem Einsatz beim Generalkapitel in Cîteaux ist es zu verdanken, dass ein neuer Konvent entstand, der von zahlreichen Stiftungen gefördert wurde. Bald darauf muss ein Kirchenbau nach dem Zisterzienserinnen-Schema erfolgt sein, von dem insbesondere im Mönchschor einige architektonische Details im Stil der Frühgotik erhalten sind. Aus dem Jahr 1390 sind weitere Nachrichten bezüglich des Kreuzganges und des Daches des Konventbaus überliefert. Außerdem stiftete Friedrich von Thüngen eine Nikolauskapelle, von der jedoch 1699 bereits keine Spur mehr vorhanden war.

1525 wurde das Kloster von aufständischen Bauern geplündert und die Reformation sorgte für zahlreiche Austritte. Mit wenig Erfolg versuchte die Äbtissin Caecilia von Königsfeld deshalb Nonnen aus anderen Klöstern nach Schönau zu ziehen. Es gelang ihr weder Nonnen aus Marinsfeld bei Meiningen noch 1538 zwei Laienschwestern aus dem Benediktinerkloster Kroppenfeld an Schönau zu binden. Resigniert gab sie ihr Amt zugunsten der Helena von Thurnau, einer Zisterzienserin aus Schlüsselau, auf. Im zweiten Markgräfler Krieg wurden die Schönauer Gebäude 1553 erneut verwüstet. Die letzte Äbtissin Veronika Geyer musste die Dörfer Wartmannsroth und Aschenroth an Philipp von Thüngen verpfänden. 1564 übergab sie die Klosterruine gegen eine Leibrente schließlich an den Würzburger Bischof Friedrich von Wirsberg (reg. 1558?1773), der das Kloster sodann aufhob.

In den folgenden Jahren wurde nur noch der durch eine Mauer vom Kirchenschiff abgetrennte Chorraum für den Gottesdienst genutzt, das Langhaus diente als Stall. 1614 waren die Kirche und ihre sechs Altäre teilweise noch in gutem Zustand, müssen aber bis 1698 mehr und mehr in Verfall geraten sein. Damals erbat sich der als Stuckmarmorierer, Kunstschreiner und Altarbauer wirkende Laienbruder Kilian Stauffer vom Würzburger Bischof Johann Gottfried von Guttenberg (reg. 1684?1698) die Ruine als Entschädigung für verschiedene geleistete Arbeiten und im Tausch mit zwei Höfen in Hohenfeld zur Gründung eines Klosters.

Bischof Johann Philipp von Greiffenclau (reg. 1699?1719) übergab 1699 Schönau an das Würzburger Franziskaner-Minoritenkloster. Dieses baute Kirche und Kloster unter der Leitung zunächst des Kilian Stauffer und ab 1701 des Baumeisters Frater Ulrich Behr bis 1710 wieder auf. Damals wurde die Kirche Mariä Empfängnis zu Ehren neu geweiht.

Obwohl im Jahr 1803 Schönau säkularisiert und zum Aussterbekloster bestimmt wurde, gaben es die damals dort lebenden acht Patres nicht auf. Ab 1827 war Pater Totnan der letzte Insasse des Klosters. 1843 erhielt der 83-jährige Greis dank seines persönlichen Einsatzes von König Ludwig I. die Erlaubnis zum Wiederaufbau des Klosterlebens. 1856 wurde das fortan bis in die Gegenwart blühende Kloster zum Guardinariat erhoben.

Eine Wallfahrtstradition ist erst im Zusammenhang mit der Wiederbesiedlung des Klosters durch die Franziskaner in der Barockzeit fassbar. 1699 soll Bruder Kilian Stauffer in der Kirche ein Bild der Schmerzhaften Muttergottes gefunden haben. In Anknüpfung an eine behauptete Tradition wurde 1704 ein neues Vesperbild angeschafft und mitten in der Kirche zur Verehrung aufgestellt. Für dieses Gnadenbild stiftete im Jahr 1710 der Pfarrer von Wolfsmünster einen Altar unter der Orgelempore, den Bruder Kilian schuf. Dieser Altar fungiert heute als 13. Station des von Georg Sebastian Urlaub geschaffenen Kreuzweges. Im Jahr 1859 erfolgte an diesem Altar die Gründung einer Bruderschaft zu den Sieben Schmerzen Mariens. Eine weitere, vom Kloster initiierte Wallfahrt gilt der Verehrung der Soldatenmärtyrer Viktorius und Antonius in den beiden Seitenaltären. Zwischen 1710 und 1719 verzeichnet die Klosterchronik sieben Heilungen auf Fürsprache dieser Märtyrer. 1796 raubten französische Soldaten die Fassungen der Reliquien, die erst 1843 wieder hergestellt werden konnten. Insgesamt hatten diese Wallfahrten nur eine lokal begrenzte Wirksamkeit.

Die Klosterkirche geht in ihrem Kern auf das spätere 13. Jahrhundert zurück und lässt trotz aller Veränderungen die frühere Nutzung als Zisterzienserinnenkirche erkennen. Ab 1699 wurde der Nonnenbau mit hölzernen Scheingewölben versehen und das letzte Drittel des Chores als Sommerchor abgetrennt. Die einheitliche Stuckmarmorausstattung ist das Werk des Laienbruders Kilian Stauffer. Nach dessen Entwurf entstand im Jahr 1725 das 18 Stallen umfassende Chorgestühl in schweren barocken Formen im Mönchschor. Die Altarbilder schuf 1735 Georg Sebastian Urlaub aus Thüngersheim. Vom gleichen Maler stammen die 1755 entstandenen 14 Kreuzwegstationen.

Erich Schneider



 

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