Ilmmünster


 

GESCHICHTE
Stift Ilmmünster ? Romanische Baukunst an der Ilm

Nach der hauseigenen Überlieferung der Abtei Tegernsee war Ilmmünster in seinen Anfängen ein Filialkloster, gegründet um 762 von Adalbert, Otker und ihrem Neffen Eio (Ejo) oder Uto als Angehörigen der hochadligen Sippe der Huosi. Eio (Uto) gilt auch als erster Abt von Ilmmünster. Er soll zwischen 765 und 804 aus Rom Reliquien für beide Klöster beschafft haben. Die Gebeine des hl. Quirinus gelangten so nach Tegernsee und die Reliquien des hl. Arsacius nach Ilmmünster.

Die tatsächliche Gründungsgeschichte ist unklar: Die für Tegernsee wichtige ?Passio Sancti Quirini? erwähnt nämlich für Ilmmünster zwar Mönche, aber kein Kloster. Zudem existiert eine Freisinger Notiz aus der Zeit um 765. Sie berichtet von einem Mönch Egino und dessen Brüdern Reginolt sowie Reginolf, die mit Zustimmung Herzog Tassilos III. an den Bischof Arbeo im nahen Freising ihr väterliches Eigengut an der Ilm und am Bärenbach verkaufen, nebst der von ihnen dort errichteten Kirche. Auch hier fehlt indes die Nennung als Kloster.

Ilmmünster war also zunächst kein reguläres Kloster unter der Leitung eines Abts. Noch im 8. Jahrhundert bildete sich eine monastische Gemeinschaft. Sie erhielt von dem erwähnten Mönch Eio zwischen 775 und 777 Reliquien des hl. Arsacius. Eigenkloster der Abtei Tegernsee war Ilmmünster sicher im 9. Jahrhundert. Rein spekulativ wäre an eine ?Flurbereinigung? zwischen dem Bistum Freising und dem Kloster Tegernsee zu denken oder an die Übergabe durch eine adlige Stiftersippe.

Archäologische Grabungen lassen Ilmmünster zur Zeit der Karolinger als bedeutende Anlage erscheinen. Die mit Ornamenten im Flechtwerkstil verzierten steinernen Chorschranken der Klosterkirche haben sich erhalten und werden in der Archäologischen Staatssammlung in München aufbewahrt.

Für das Jahr 921 findet sich eine Erwähnung als ?cella Ilmina?. Während der so genannten Säkularisation des Herzogs Arnulf um 925 scheint Ilmmünster seine Selbstständigkeit verloren zu haben. Möglicherweise war es zu diesem Zeitpunkt bereits erloschen.

1030 erhielten die Babenberger die Besitzungen. Um 1060 wandelte Markgraf Ernst Ilmmünster in ein Kollegiatstift um. Die Umwandlung von Klöstern in Kanonikerkonvente, beispielsweise auch für Schliersee, Isen und Schlehdorf zu beobachten, war nicht zuletzt ein Mittel zur Festigung des Freisinger Bischofs Nitker (reg. 1039-1052) und seines Nachfolgers Ellenhard (reg. 1052-1078). 1077 ging das Stift Ilmmünster an die Wittelsbacher.

Das gemeinsame Leben der Kanoniker (?vita communis?) scheint nicht immer verwirklicht worden zu sein, gehörte doch die Betreuung mehrerer Pfarreien zu den Aufgaben des Stifts. Die Schule von Ilmmünster erfreute sich großer Beliebtheit. Konradin, der letzte Staufer, scheint hier seine Ausbildung genossen zu haben. Als bekanntester Stiftsherr ist, neben dem Propst und kaiserlichen Kanzler (1266) Albert von March, gewiss Nikolaus von Cues zu nennen, der von 1437 bis 1455 Propst des Stiftes war. Als Kardinal berief Nikolaus von Cues seinen Nachfolger als Propst von Ilmmünster in seine kirchliche Reformkommission.

Nach der Fertigstellung der Münchner Frauenkirche beschloss Herzog Albrecht IV. dort ein neues, gut ausgestattetes Kollegiatstift Zu Unserer Lieben Frau einzurichten. Hierzu sollten die älteren Stifte Habach, Schliersee und Ilmmünster herangezogen werden. Einige Quellen berichten zudem von einer angeblich schlechten Wirtschaftsführung und einem Verfall der Sitten im Stift.

Für das Stift Habach erhob der Bischof von Augsburg erfolgreich Widerspruch gegen die Auflösung. Für Ilmmünster und Schliersee kam jeder Protest zu spät. Herzog Albrecht IV. verfügte bereits über die päpstliche Erlaubnis. Der widerspenstige Propst Theodor Mayer wurde abgesetzt. An die Spitze des Konvents rückte Dr. Johannes Neuhauser, als herzoglicher Kanzler eine Vertrauensperson Albrechts IV. Das Stift wurde mit Unserer Lieben Frau in München vereinigt und die wichtigsten Reliquien des hl. Arsacius nach München transferiert. Ilmmünster war fortan nur mehr eine einfache Pfarrei. Mangels präsentabler Reliquien kam auch die für den Ort höchst einträgliche Wallfahrt zum hl. Arsacius in Ilmmünster zum Erliegen.

Ein Großteil der alten Stiftsbauten wurde 1646 von den Schweden niedergebrannt. Im 18. Jahrhundert diente Ilmmünster als Residenz des Münchner Kapiteloffizials. 1803 brachte die Säkularisation den Verkauf der verbliebenen Stiftsgüter.

Stattet man heute Ilmmünster einen Besuch ab, so findet man die Kirche St. Arsacius nahezu unverändert im Bauzustand einer dreischiffigen romanischen Basilika des 13. Jahrhunderts. 1668 wurde lediglich die Flachdecke des Kirchenraums durch ein Stichkappengewölbe und die Fenster durch Occuli ersetzt. Auch der Turm ist eine spätere Zutat. Im Kircheninneren entfallen von sieben Arkaden drei auf den erhöht angelegten Chor, darunter liegt eine ausgedehnte Krypta. Der Hochaltar wurde 1880 erneuert, jedoch blieben die Flügel eines um 1490 im Stil Jan Polacks entstandenen Vorgängers erhalten. Am Chor finden sich die Standfiguren der hl. Maria und des hl. Johannes, möglicherweise von der Hand des Erasmus Grasser.

(Laura Scherr)



 

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