Die fränkische Expansion ins heutige Franken


Quelle: Jochen Haberstroh, in: Edel und Frei. Franken im Mittelalter, hg. von Wolfgang Jahn / Jutta Schumann / Evamaria Brockhoff, Augsburg 2004 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 47/04), S. 130-131, Kat.-Nr. 23.

Signatur: FRA-LA-2004-07

Entwurf: Haus der Bayerischen Geschichte
Grafik: Entwurf: Jochen Haberstroh; Grafik: Gruppe Gut, Bozen

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Beschreibung:

Ausgehend von den Siedlungskammern im Sualafeld, im Iffgau und im mittleren Maintal zwischen Würzburg und Schweinfurt, setzte im Verlauf des 7. Jahrhunderts offenbar die strategische Erschließung der nördlichen und östlichen Landschaften bis hin zur Mittelgebirgsschwelle ein. Sie gibt sich in vermutlich befestigten Höhen, Handelsplätzen sowie Gräberfeldern und Siedlungen zu erkennen. Herausragendes Beispiel ist das neu entdeckte Gräberfeld von Salz, Lkr. Rhön-Grabfeld. Aber auch in Kaltenwestheim, Lkr. Hildburghausen oder Eggolsheim-Neuses, Lkr. Forchheim zeigt sich schon im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts fränkischer Einfluss. Zahlreiche Höhensiedlungen im Saaletal und Grabfeldgau (Judenhügel bei Kleinbardorf, Gangolfsberg bei Oberelsbach) sowie an Mainoberlauf und Regnitz (Reisberg bei Scheßlitz, Staffelberg bei Staffelstein) liefern Funde des mittleren 7. Jahrhunderts. Nach einer Unterbrechung von rund 150 Jahren wurden demnach diese Höhen nun wieder genutzt und möglicherweise auch befestigt. Die auffallende räumliche Nähe von gut ausgestatteten Gräbern der jüngeren und späten Merowingerzeit zu diesen gleichzeitig genutzten Höhensiedlungen lässt eine Zugehörigkeit der dort bestatteten Personen zu einer politischen Führungsschicht im Rahmen einer ersten Ausbauphase vermuten. Gleichzeitig wurden die neu erschlossenen Landschaften zum Aufmarschgebiet für die Kämpfe gegen Awaren und Slawen, von denen Fredegar für das Jahr 632 berichtet, dass sie bei der Wogastisburg in einer Katastrophe für das Heer Dagoberts vorläufig endeten. Diese Schwächung wird in den neuen Ostgebieten spürbar gewesen sein. Die anhaltend hohe Mobilität von Personen und Waren sowie Brauchtum und Sitte ging um 700 mit dem Beginn einer weiteren, zweiten Expansionsphase einher. Sie spiegelt sich in der Vielzahl neu einsetzender Gräberfelder in Ortsrandlage (Weismain-West, Eggolsheim-Peunt 2) sowie bald darauf um frühe Kirchengründungen (Seußling) wider. Im nördlichen Unterfranken bezeugt die Nekropole von Urspringen ein ähnliches Phänomen und auch an den südöstlichen Grenzen zum bajuwarischen Siedlungsraum finden sich Beispiele für ein spätes Ausklingen der Beigabensitte (Beilngries, Enkering). Annähernd gleichzeitig erreichte die Integration der neuen Interessensgebiete im Norden, Osten und Südosten der Francia orientalis die auch in den folgenden Jahrhunderten gültigen Grenzen.