Franken um 1500


Quelle: Jutta Schumann / Dieter J. Weiß, in: Edel und Frei. Franken im Mittelalter, hg. von Wolfgang Jahn / Jutta Schumann / Evamaria Brockhoff, Augsburg 2004 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 47/04), S. 174-176, Kat.-Nr. 51.

Signatur: FRA-LA-2004-06

Entwurf: Haus der Bayerischen Geschichte
Grafik: Susanne Schnitzer, Kiel/Gruppe Gut, Bozen, Vorlagen für Karte 4: Max Spindler (Hg.): Bayerischer Geschichtsatlas, München 1969, S. 25; Putzger, Historischer Weltatlas, 103. Auflage 2001, S. 114.

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Beschreibung:

Unter „Francia“ verstand man im Frühmittelalter das Herrschafts- und Siedlungsgebiet der Franken, seit dem 6. Jahrhundert konzentriert zu beiden Seiten des Rheins und bis an die Loire. Nach den Siegen der Merowinger über die Alamannen und Thüringer griff das Frankenreich in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in den rechtsrheinischen Raum aus. Dieser gehörte fortan zum merowingischen Teilreich Austrien/Austrasien, dem Ostland an Rhein und Maas. Unter den Karolingern, nach der Reichsteilung von Verdun 843, zeichnete sich ein Bedeutungswandel ab: Ludwig der Deutsche, der Enkel Karls des Großen, besaß nun alle rechtsrheinischen Gebiete sowie linksrheinisch die Region zwischen Mainz, Bingen und Speyer. Der als „Francia orientialis“ bezeichnete Raum umfasste einen Teil dieses Gebiets und folgte ungefähr den Diözesangrenzen der Bistümer Speyer, Mainz, Worms und Würzburg. Eine weitere Einengung des Begriffs „Francia orientialis“ zeichnete sich rund hundert Jahre später ab. Die „Francia orientalis“ wurde noch einmal unterteilt; die linksrheinischen Gebiete galten vermehrt als „Francia occidentalis“, während die „Francia orientalis“ mehr und mehr im Bezug auf das rechtsrheinische Franken Anwendung fand, wobei auch die Region um Bamberg dazu gerechnet wurde. Der nächste Entwicklungsschritt ist stark orientiert am Begriff eines Herzogtums Franken und einem Begriffswandel von „Francia orientalis“ hin zu „Franconia“ oder auch deutsch „Franken“. Gleichzeitig mit der Einführung dieser neuen Bezeichnungen wurden mehr und mehr Mainfranken und der Einflussbereich der Würzburger Bischöfe als eigentliches Franken angesehen. Die Bischöfe hatten seit dem 12. Jahrhundert versucht als Herzöge von Franken den gesamten fränkischen Raum zu beherrschen. Tatsächlich gelang es ihnen aber nur innerhalb ihrer Bistumsgrenzen oder sogar nur im Bereich ihres hochstiftischen Besitzes diesen Anspruch durchzusetzen. Was aber war um 1300 z. B. mit den heutigen Oberfranken, die nach dieser Definition damals nicht zu Franken gehört hätten? Diese sahen sich zum Teil sicherlich als irgendwie zur Region Franken gehörig an. Rudolf von Habsburg ließ „alle die von Franken“ 1281 einen Eid schwören. Dazu zählten selbstverständlich auch Herrschaftsträger außerhalb der Würzburger Bistumsgrenzen. Sucht man Gründe für diese Diskrepanz, so müssen die eingangs angesprochenen unterschiedlichen Kategorien für Raumvorstellungen herangezogen werden. Ein Gefühl, dass die gesamte Region auch außerhalb der Würzburger Bischofsgrenzen den „fränkischen Dialekt“ sprach und sich deswegen von Schwaben oder Bayern unterschied, war zweifellos vorhanden. Genauso mag aber die Fremdwahrnehmung eine Rolle gespielt haben. Während ein Bamberger sehr wohl Unterschiede zwischen Bambergern und Würzburgern wahrnehmen und sich nicht als zugehörig zum „Herzogtum Franken“ der Würzburger Bischöfe betrachten konnte, so empfand bereits ein aus dem Norden des Reichs stammender Beobachter die gesamte Region als „Franken“. Eine relative Übereinstimmung zwischen Außenwahrnehmung, Dialektraum und politisch-historischen Gegebenheiten ergab sich erst wieder um 1500. Mit der Bildung des fränkischen Reichskreises als einem von später zehn Kreisen des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation entstand erstmals eine dauerhafte politische Organisation, die in Zukunft die Vorstellung über Größe und Grenzen des fränkischen Raums prägen sollte. Im Vergleich zu den drei heute existierenden Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken gehörten zum Reichskreis noch nicht die Region um Aschaffenburg mit Aschaffenburg (Kurfürstentum Mainz) sowie die Region um Coburg. Umgekehrt ist Eichstätt, das im fränkischen Reichskreis vertreten war, seit 1972 Teil des Regierungsbezirks Oberbayern.