Franken um 950


Quelle: Jutta Schumann / Dieter J. Weiß, in: Edel und Frei. Franken im Mittelalter, hg. von Wolfgang Jahn / Jutta Schumann / Evamaria Brockhoff, Augsburg 2004 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 47/04), S. 174-176, Kat.-Nr. 51.

Signatur: FRA-LA-2004-04

Entwurf: Haus der Bayerischen Geschichte
Grafik: Susanne Schnitzer, Kiel/Gruppe Gut, Bozen, Vorlage: Putzger, Historischer Weltatlas, 103. Auflage 2001, S. 60 und 61.

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Beschreibung:

Die Änderungen der politischen Verhältnisse führten zu einer Änderung der Landkarten, wie der Fall der Mauer 1989 zeigt. Im Mittelalter hätte ein Kartograf größte Schwierigkeiten gehabt genaue und aktuelle Grenzverläufe und Ländernamen festzuhalten. Herrschaft im Früh- und Hochmittelalter erstreckte sich über Personen, nicht über fest umrissene Territorien. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Landes war zudem noch „terra inculta“, unbebautes Land. All das entzieht sich einer kartografischen Darstellung, die nur Einflusszonen markieren, aber keine genauen Grenzverläufe vorspiegeln soll. Der ostfränkische Raum stand außerdem immer in einem besonderen Abhängigkeitsverhältnis zum Königtum; die Ausbildung eines Herzogtums gelang nicht – und deshalb scheitert hier der Kartograf endgültig. Franken als Region muss daher auf andere Weise definiert werden. Je nachdem, welche Kategorien man diesen Raumvorstellungen zugrunde legt, kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen. Orientiert an natürlichen Grenzen wie Gebirgen oder Flussläufen könnte man Dialektgrenzen einzeichnen. Will man es sich leichter machen, so beginnt der fränkische Raum eigentlich da, wo im 10. Jahrhundert die umliegenden Herzogtümer und Regionen Schwaben, Bayern, Thüringen oder Sachsen aufhören. Auch diese Überlegung liegt einigen Karten der Geschichtsatlanten, die das mittelalterliche Franken zeigen, zugrunde. Geht man von historisch-politischen Ereignissen aus, so würde Franken im Lauf der Jahrhunderte, grob gegliedert, ungefähr den hier gezeigten vier Karten entsprechen. Unter „Francia“ verstand man im Frühmittelalter das Herrschafts- und Siedlungsgebiet der Franken, seit dem 6. Jahrhundert konzentriert zu beiden Seiten des Rheins und bis an die Loire. Nach den Siegen der Merowinger über die Alamannen und Thüringer griff das Frankenreich in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in den rechtsrheinischen Raum aus. Dieser gehörte fortan zum merowingischen Teilreich Austrien/Austrasien, dem Ostland an Rhein und Maas. Unter den Karolingern, nach der Reichsteilung von Verdun 843, zeichnete sich ein Bedeutungswandel ab: Ludwig der Deutsche, der Enkel Karls des Großen, besaß nun alle rechtsrheinischen Gebiete sowie linksrheinisch die Region zwischen Mainz, Bingen und Speyer. Der als „Francia orientialis“ bezeichnete Raum umfasste einen Teil dieses Gebiets und folgte ungefähr den Diözesangrenzen der Bistümer Speyer, Mainz, Worms und Würzburg. Eine weitere Einengung des Begriffs „Francia orientialis“ zeichnete sich rund hundert Jahre später ab. Die „Francia orientalis“ wurde noch einmal unterteilt; die linksrheinischen Gebiete galten vermehrt als „Francia occidentalis“, während die „Francia orientalis“ mehr und mehr im Bezug auf das rechtsrheinische Franken Anwendung fand, wobei auch die Region um Bamberg dazu gerechnet wurde. Der nächste Entwicklungsschritt ist stark orientiert am Begriff eines Herzogtums Franken und einem Begriffswandel von „Francia orientalis“ hin zu „Franconia“ oder auch deutsch „Franken“. Gleichzeitig mit der Einführung dieser neuen Bezeichnungen wurden mehr und mehr Mainfranken und der Einflussbereich der Würzburger Bischöfe als eigentliches Franken angesehen. Die Bischöfe hatten seit dem 12. Jahrhundert versucht als Herzöge von Franken den gesamten fränkischen Raum zu beherrschen. Tatsächlich gelang es ihnen aber nur innerhalb ihrer Bistumsgrenzen oder sogar nur im Bereich ihres hochstiftischen Besitzes diesen Anspruch durchzusetzen.