Zeitzeugen berichten

Hans Breuer Politiker (SPD); 1972-1990 Oberbürgermeister der Stadt Augsburg; Heimatvertriebener

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zz-1027.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)

Im hier gezeigten Ausschnitt spricht Hans Breuer über seine Arbeitssuche nach dem Zweiten Weltkrieg und den Wiederaufbau der Neuen Augsburger Kattunfabrik (NAK).

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Hans Breuer, Altoberbürgermeister der Stadt Augsburg, aufgenommen am 17.05.2004 in Augsburg im Rahmen des Projekts Textilindustrie, über seine Kindheit in Troppau, die Vertreibung, seine Arbeit für die Gewerkschaft und seine Karriere als Kommunalpolitiker und Oberbürgermeister in der Augsburger SPD sowie den Niedergang der Augsburger Textilindustrie.

Biogramm

Hans Breuer wurde 1930 in Troppau im Sudetenland geboren. Nach der Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs kam er nach Bayern und begann 1946 eine Lehre als Betriebselektriker in der Neuen Augsburger Kattunfabrik. Er war Gewerkschaftsfunktionär, trat 1955 in die SPD ein und engagierte sich früh in der Kommunalpolitik. Ab 1956 gehörte er dem Augsburger Stadtrat an und war ab 1966 als 3. Bürgermeister in u.a. mit der Bewältigung der Gebietsreform betraut. 1972 wurde Breuer zum Oberbürgermeister der Stadt Augsburg gewählt. Zu den von ihm angestoßenen Projekten gehörten der Bau des Klinikums, die Konzeption eines Gesamtverkehrsplans und die Reformierung der Müllentsorgung. Zu seinen Hauptanliegen zählten ferner die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Textilindustrie sowie die Förderung der Wirtschaftskraft Augsburgs. Kulturpolitischer Höhepunkt seiner Amtszeit war die 2000-Jahr-Feier Augsburgs 1985. 1990 wechselte er in den Ruhestand. 1991 erhielt er den Bayerischen Verdienstorden. Im selben Jahr wurde er Ehrenbürger der Stadt Augsburg. 2021 ist Hans Breuer in Augsburg verstorben.

GND: 122052048

Inhalte

1930 in Troppau im Sudetenland geboren, bis 1918 österreichische Bezirkshauptstadt der Provinz Schlesien, tschechischer Staatsbürger, deutschsprachiges Gebiet, 1938 deutscher Staatsbürger, tschechischer Bunkerbau 1935-1938, Vater: Maschinenschlosser, Süßwarenfabrik, im Krieg auf Rüstung umgestellt, Vater 1944 wegen Sabotage von Gestapo verhaftet, 4 Jahre Volksschule, 4 Jahre Mittelschule, 1944 Abschluss, September 1944 Bankpraktikum bei der Raiffeisen-Zentralbank, Troppau, beim Volkssturm als Melder und Kurier bei der evakuierten Gauleitung von Oberschlesien, russische Front im Dezember 1944 bis März 1945 bei Ratibor unweit von Troppau, Kartendienst, 28.3.1945 Evakuierung der Stadt, Sternberg, dort erneut zum Volkssturm eingezogen, Breuer sollte ins HJ-Lager in Eichen, bekannter NS-Funktionär "Goldfasan" schickt ihn mit Papieren zu seiner Schwester in Karlsbad, Reise mit Wehrmachtszügen, ständige Unterbrechungen wegen Fliegeralarm, Tiefflieger, Schwester allerdings zur Mutter gereist, über Olmütz zurück nach Sternberg, zwei Tage später Einmarsch der Russen, Gefechte in der Stadt, eine Woche bis zur Kapitulation, Russen bis dahin anständig, nach der Kapitulation Häuser angezündet, Frauen vergewaltigt, danach kamen die Tschechen und suchten die jungen Deutschen, zu Fuß zurück nach Troppau, Verhör durch tschechische Miliz, Arbeitslager, Möhmer-Moll-Kaserne, Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, im Winter 1945/46 wieder im Arbeitslager, Kalklöschen, Häusereinreißkommando, dann von zu Hause 20kg Gepäck geholt, mit Viehwaggons ausgesiedelt, Juni 1946 Furth im Wald, Entlausung, Auffanglager im Werk Rosenau der SWA, Jörg-Huber-Wall-Straße in Augsburg, Verteilung auf die Dörfer, Westendorf bei Wertingen, bei Bauern einquartiert, Anerkennung durch Mitarbeit auf dem Feld, Vater repariert Maschinen, andere Vertriebene geradezu Aufschneider, Gründung eines Sportvereins, Jugendleiter des VFL Westendorf, Neue Augsburger Kattunfabrik, September 1946, Arbeit auf dem Kohlenhof, Hilfsarbeiter bei den Maurern, Wiederaufbau, Steine säubern, Mann mit amerikanischen Zigaretten, Unterhaltung über Lehrstellenproblem, Sekretärin aus der Verwaltung sucht Breuer, zum Generaldirektor Piepenburg gebracht, Mann vom Steinklopfen war der Generaldirektor, Lehrstelle angeboten - Lehre in der Augsburger Kattunfabrik als Betriebselektriker, 01.11.1946, Betriebsrat Herr Schwab, Eintritt in die Gewerkschaft, Tischtennisgruppe wurde zur Gewerkschaftsjugendgruppe, Postsportverein, Handball, Umzug von Westendorf nach Augsburg - Schulung in der Gewerkschaft, Bundesschulen, Arbeits- und Sozialrecht, Tarifrecht, Gewerkschaftsgeschichte, Unterstützung durch Betriebsleiter Holzhei und Appelt, 1949-1953, hauptamtlich zur Gewerkschaft Textil/Bekleidung, 01.01.1953, Praktikant, Sekretär, Jugendarbeit, DGB-Kreisvorsitzender Friedel Urban, Maikundgebungen, 1955 organisiert, Hauptthema "Gegen Wiederbewaffnung" - Karriere als SPD-Politiker: ab 01.01.1955 Mitglied in der SPD, Hans Kramer, Wolfgang Pepper, vorgeschlagen für Stadtratswahl 1956, zwei Jahre später Fraktionsvorsitzender, Pepper OB, gute Wahlergebnisse für die SPD, 1966 3. hauptamtlicher Bürgermeister, Referat Soziales, Jugend, Sport, - Die Struktur der Textilindustrie in Augsburg nach dem Krieg - Tätigkeiten als 3. Bürgermeister, Augsburger Textilindustrie, große Branche, nahezu alle Bereiche vorhanden, Grovermann, ELBEO, Bemberg, Dierig, Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte, Lohnunterschiede Männer/Frauen, Ansiedlung von Siemens, Widerstand der eingesessenen Industrie wegen Arbeitskräftemangels, Automatisierung in der Textilindustrie durch Grundstücksverkäufe finanziert, Entlassungen, Eingemeindungen - Die Wahl zum Oberbürgermeister 1972 - Der Niedergang der Textilindustrie, angefangen bei Kleinbetrieben, Sparrenlechweberei, Bemberg, Mäzen Glöggler kauft mehrere Firmen Kammgarnspinnerei, SWA, Werbung, Turmhotel, Konkurs, SWA betroffen, Konkursverwalter Bremer, Stadt kauft Grundstücke von der SWA, niederbayerischer Unternehmer kaufte SWA unter Wert und zerlegte den Betrieb, Glaspalast, weitere Schließungen ELBEO, Grovermann, Änderung des Arbeitsmarktes, Dienstleister, Zentralklinikum, Müllverwertungsanlage, Stadtentwicklung - Konflikte mit Dierig, Auseinandersetzung um Effektivklausel für Akkordarbeit, Eklat bei Betriebsversammlung, Neueröffnung der Deutschen Bank Niederlassung am Königsplatz, Herrhausen, Dierig exzentrische Persönlichkeit, Beleidigungen bei Tarifverhandlungen, Schließung von Riedinger, Jaumann - Das Verhältnis zu den Betriebsleitern Grovermann, Dr. von Schmoller, Hasler, Meier, Frey, Florak- Strukturpolitik, Universität, MAN, Herr Schwarz, IHK - SWA-Konkurs, kein Kapital mehr aufzutreiben - Auflösung der NAK, Übernahme durch Herrn Kuttner, stirbt, Konsortium, Bauunternehmer Klaus, Betriebsleiter Slansky, City Galerie, Konkurs des Kollomol-Konzerns in Pfersee, Anlage von Wohnsiedlungen auf ehemaligen Firmengrundstücken, 70er Jahre Schließung der Schuhfabrik Wessel, Städtebauliche Entwicklung um die alten Werke - Strukturwandel in Augsburg, Niedergang der Textilindustrie gut verkraftet, Sanierung der Innenstadt,

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
2:30 h
Aufnahmedatum:
17.05.2004
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Dr. Ludwig Eiber und Dr. Richard Loibl

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.