Zeitzeugen berichten

Josef Mörtl Widerstandskämpfer, KZ-Überlebender

Signatur
zz-0465.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1939

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Josef Mörtl über seine Begegnung mit Heinrich Himmler im Konzentrationslager Dachau (1939).

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Josef Mörtl, geführt am 13.10.1997, über über die Widerstandsaktivitäten seiner Familie im "Dritten Reich", seine Verurteilung zu Zuchthaus wg. „Vorbereitung zum Hochverrat“ gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder, seine Haft im Konzentrationslager Dachau, sein Einsatz als Soldat in Russland und Griechenland und seine Desertion sowie seine Rückkehr nach Weiden nach Kriegsende 1945 und seinen beruflichen Werdegang.

Biogramm

Josef Mörtl, am 6. Oktober 1915 in Weiden geboren, kommt aus einer sozialdemokratisch orientierten Familie. Er erlebte Ende der 20er Jahre die Massenarbeitslosigkeit und engagierte sich in der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten brachte er zusammen mit seinem Bruder illegal sozialdemokratische Zeitungen aus der Tschechoslowakei nach Bayern. Im Mai 1934 wurden Mörtl sowie sein Bruder und sein Vater verhaftet und vom Oberlandesgericht in München wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung im Februar 1937 wurde Mörtl in das KZ Dachau eingeliefert, war dort als „Lagerläufer“ eingesetzt und erlebte 1939 dem Aufbau des „neuen Lagers“, wie es in seiner Grundform als Gedenkstätte heute noch zu sehen ist. Im April 1941 wurde er entlassen, Bis zum April 1943 konnte er im mütterlichen Betrieb in Weiden arbeiten, dann erfolge die Einberufung in die „Bewährungseinheit 999“. Diese Strafkompanie wurde in Russland und Griechenland eingesetzte. Mörtl gelang es dort, zu den Partisanen zu desertieren. Das Kriegsende erlebte er in Wien. Nach dem Krieg arbeitete er von 1946 bis zu seiner Pensionierung bei der Polizei in Weiden. Josef Mörtl starb 1998.

GND: 106733758X

Inhalte

Vater: Porzellandreher/Betriebsratsvorsitzender Firma Bauscher/SPD-Stadtrat in Weiden 1928-1930, Jugend in Weiden, Arbeitersportverein/Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ)/Jugendorganisation der Arbeiterwohlfahrt, Ausbildung zum Konstrukteur bei der AEG/Weiden 1928, NS-Machtergreifung 30.01.1933: Verhältnisse in Weiden, Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Verbot der SPD 22.06.1933, Widerstand: Kurierdienst-Schriften aus der Tschechoslowakei: Neuer Vorwärts/Sozialistische Aktion 1934, Gestapo: Untersuchungshaft Nürnberg/ München Stadelheim, Oberlandesgericht München: 6. Prozessteil der illegalen SPD 1934, Vorbereitung zum Hochverrat, zweieinhalb Jahre Einzelhaft in Straubing, Februar 1937 Schutzhaft/Einlieferung ins KZ Dachau, Ankunft im Lager, Arbeitskommando: Sportplatzbau/Gleiskommando, Arbeit als Lagerläufer 1936: Funktionshäftling/Kapo, Zählappell/Rapportführer, Arbeitseinteilung/Schreibstube, Häftlingsselbstverwaltung, Häftlingsgruppen, Strafen/Exekution, Völkischer Beobachter/Bayerische Ostmark, Sozialdemokratische Solidarität im Lager, Neuorganisation des KZ 1939: Lagerräumung/Transportlisten, Ausbildung der Waffen-SS in Dachau, Reichspogromnacht ("Reichskristallnacht") 09.11.1938/Judenaktion in Süddeutschland: Jüdische Transporte ins KZ, Begegnung mit Heinrich Himmler: Besichtigung des Lagers, Entlassung 19.04.1941, Zweiter Weltkrieg: Bewährungseinheit 999, Kriegseinsatz in Dnjepr/Odessa/Nikolajew in der Ukraine, Desertion in Griechenland, Kriegsgefangenschaft bei jugoslawischen Partisanen, Antifaschistisches Komitee Freies Deutschland (AKF), Kriegsende, Ordnungsträger/österreichische Einheit in Wien, Heimkehr nach Weiden, amerikanischer Stadtkommandant Weiden: Übernahme der Zivilpolizei Weiden im Februar 1946, Wichtige beschriebene Personen (Auswahl): Fritz Ecker, NSDAP-Parteisekretär Weiden, SS-Oberführer/Lagerkommandant Loritz, SS-Standartenführer Baranowski, Kurt Schumacher, Leopold Figl, Theodor Eicke, SS-Oberscharführer Mursch, Arbeitsrapportführer Remmele, Heinrich Himmler, Lagerführer Martin Weiß, Richard Hopf, Schreibstube.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
1:30 h
Aufnahmedatum:
13.10.1997
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.