Zeitzeugen berichten

Frank Riedmann DDR-Flüchtling; Mitarbeiter in einem Elektrokonzern

Signatur
zz-1963.02
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1979

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Frank Riedmann über den Bau eines dritten Heißluftballons für die Flucht der Familien Strelzyk und Wetzel aus der DDR, den Kauf des benötigten Stoffes und den auf den Familien lastenden Druck durch die Ermittlungen der Stasi.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Frank Riedmann, aufgenommen am 30.10.2019 in Münnerstadt, über seine Kindheit in der DDR, die Pläne seiner Eltern in den Westen zu fliehen, die Entscheidung für die Flucht mithilfe eines Ballons, die Fehlschläge bei der Vorbereitung der Flucht, den Druck durch den Staatssicherheitsdienst, den Ablauf der Flucht am 16.09.1979, die Aufnahme in der Bundesrepublik Deutschland, das mediale Interesse an der Geschichte der Flucht, die anhaltende Beobachtung durch die Stasi im Westen sowie über seinen weiteren Lebensweg in Bayern.

Biogramm

Frank Riedmann wurde 1964 als Frank Strelzyk geboren und verbrachte seine Jugendzeit in Pößneck in der damaligen DDR. 1973 lernten seine Eltern das Ehepaar Günter und Petra Wetzel kennen, das ebenfalls in Pößneck wohnte. Die eingeschränkte Meinungsfreiheit sowie die fehlenden Reisemöglichkeiten ließ bei beiden Ehepaaren die Idee entstehen, aus der DDR zu flüchten. Durch Zufall stießen sie in einer westlichen Zeitschrift auf die Möglichkeit, einen Heißluftballon zu konstruieren. Im Juli 1979 versuchte die Familie Strelzyk zunächst alleine, mit einem Ballon zu flüchten, dieser Versuch scheiterte aber kurz vor der Grenze auf östlicher Seite. Schließlich gelang es dann beiden Familien, die Konstruktion des Ballons technisch so weiter zu entwickeln, dass sie am 16. September 1979 gemeinsam über die innerdeutsche Grenze fliehen konnten und der Ballon in der Nähe von Naila landete. Die Flucht wurde journalistisch weltweit ausgewertet, eine amerikanische Produktionsfirma produzierte den Film „Night Crossing“ („Mit dem Wind nach Westen“), 2018 entstand zur Fluchtgeschichte zudem der Film „Ballon“ von Michael "Bully" Herbig. Aufgrund der selbst im Westen anhaltenden Bespitzelung durch die Stasi nahm Frank Strelzyk 1985 bei seiner Heirat den Namen seiner Frau an. Er gründete eine Familie und war ab 1986 in einem Elektrokonzern in Unterfranken tätig.

Inhalte

Geboren 1964 – Kindheit in der DDR – Erzählungen über den Westen in der Schule – Prägende Aspekte des sozialistischen Systems – Gespräche über eine mögliche Flucht innerhalb der Familie – Freundschaft der Eltern mit dem Ehepaar Wetzel – Idee der Flucht mithilfe eines Heißluftballons – Technische Planung des Heißluftballons – Konstruktion des zweiten Ballons – Fehlende Materialien zur Fertigstellung des Ballons – Ausstieg der Familie Wetzel aus dem Fluchtvorhaben 1978 – Konstruktion neuer Brenner – Testläufe in entlegenen Waldstücken – Zufällige Lösung des Problems der Flammengröße 1979 – Warten auf die passenden Wetterbedingungen für die Flucht – Einweihung des jüngeren Bruders in die Fluchtpläne – Erster Startversuch im Juli 1979 – Bruchlandung im Grenzsperrgebiet – Rückweg zum Startplatz – Vertuschung des Fluchtversuchs – Verzweiflung des Vaters – Suche nach alternativen Fluchtmöglichkeiten – Besuch in Berlin – Versuche, die Botschaft der USA zur Fluchthilfe zu bewegen – Kauf anderer Stoffe für den Bau eines neuen Ballons – Ermittlungen der Stasi – Unruhe der Eltern – Erneute Kontaktaufnahme des Vaters mit Günter Wetzel – Arbeiten an einem dritten Ballon – Neuerlicher Fluchtversuch ohne vorherigen Testflug – Verlauf der Flucht in der Nacht zum 16. September 1979 – Schwierigkeiten beim Start des Ballons – Bedingungen während des Flugs – Überquerung der Grenze – Landung in der Bundesrepublik Deutschland – Erkundung der Gegend um den Landeplatz – Begegnung mit bayerischen Polizisten – Empfang bei der bayerischen Grenzpolizei – Behandlung der bei der Flucht zugezogenen Verletzungen – Begegnung mit dem Bürgermeister von Naila – Interesse der Einheimischen an der Geschichte der Flucht – Erste Eindrücke vom Leben im Westen – Mediales Interesse – Exklusivinterviews mit dem „Stern“ – Unterbringung in einem Rot-Kreuz-Heim – Erstmaliger Besuch eines westdeutschen Kaufhauses – Weitere Folgen der Flucht – Einladung nach München durch den Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß – Verhaftung der in der DDR verbliebenen Verwandten – Maßnahmen der Stasi zur Einschüchterung der Familie – Einsicht in die Stasi-Akten nach dem Ende der DDR – Bespitzelung der Familie durch den besten Freund des Vaters – Weiterer Berufsweg der Eltern – Persönlicher Lebensweg in Bayern – Gedanken während der Flucht – Kauf der Filmrechte für die Fluchtgeschichte durch die Walt Disney Company 1980 – Reise nach Hollywood – Erneute Verfilmung durch Michael Bully Herbig 2018 – Kontakt zur Familie Wetzel nach der Flucht – Rückkehr der Eltern in den Heimatort Pößneck – Dankbarkeit für das Wagnis der Eltern, aus der DDR zu fliehen.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugen-Interview
Dauer:
1,5 h
Aufnahmedatum:
30.10.2019
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.