Zeitzeugen berichten

Prof. Dr. Vilém Prečan Historiker, Institutsdirektor

Signatur
zz-1153.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1975

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Vilém Prečan von der Hausdurchsuchung in seiner Prager Wohnung im April 1975 und seinem Entschluss, in die Bundesrepublik Deutschland zu emigrieren.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Vilém Prečan, geführt am 02.03.2006 in München.

Biogramm

1933 in Olmütz (Mähren) geboren, Kindheit unter deutscher Besatzung im "Reichsprotektorat Böhmen und Mähren", Anfang 1950er-Jahre Geschichtsstudium in Prag, Promotion, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Bratislava, Heirat 1957, Mitte der 1960er-Jahre Besuch in der Bundesrepublik Deutschland, nach dem „Prager Frühling“ 1968 wegen kritischer Publikationen unter politischem Druck, 1976 Emigration in die Bundesrepublik, Vorarbeiten für ein Dokumentationszentrum zur Förderung der unabhängigen tschechoslowakischen Literatur auf Schloss Schwarzenberg in Scheinfeld/Mfr., 1986-1998 Direktor dieses Instituts.

GND: 120740532

Inhalte

Kindheit und Jugend in Mähren, Vater Staatsarzt, beide Eltern von Gestapo inhaftiert, deutsche Okkupation in Mähren, Eltern trennen sich, Mutter und Stiefvater im Widerstand aktiv, Bistritz, Partisanen im Haus versteckt, 1947 Verdienstmedaille für die Hilfe, Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium, Klassenprimus, Umzug nach Brünn, 1951 Abitur, Aktiv im Jugendverband, Reise nach Ostberlin, Jugendweltspiele, durch Arbeit in Zementfabrik verdient - Kontakt mit der kommunistischen Ideologie, durch den Partisanen wurden die Eltern für den Kommunismus begeistert, beide Mitglied der KP, 1951 als Kandidat in KP aufgenommen – ab 1951 Geschichtsstudium in Prag, Diplomarbeit über die Geschichte der KP, Praktikum im Archiv, 1955 fertig als promovierter Historiker, dann nach Bratislava geschickt, Wehrdienst während des Studiums, Fallschirmspringer, Breschov- Lehrtätigkeit in Bratislava, 2 Jahre, dort Frau kennen gelernt aus Pobrat, katholische Familie, Schwiegervater Metzgereibetrieb wurde enteignet, Schwiegermutter in den 1920er- und 30er-Jahren Opernsängerin in Wien, Streitereien über Politik - Hochzeit 1957, in Bratislava Slowakisch gelernt, Milan Schimitschka, Václav Havel - Lehrtätigkeit in Prag, Stipendiat, Frau schwanger, 3 Kinder – Familienleben, 1961 2-Zimmerwohnung im Plattenbau - Der real existierende Sozialismus, erstes Buch über den Katholizismus in der Slowakei, 1967 Quellenedition des slowakischen Aufstandes 1944, 1962 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Herbst 1963 fünfwöchige Reise in die Sowjetunion - Erste Begegnung mit dem westlichen Ausland 1966 als Stipendiat des Instituts für Europäische Geschichte in Mainz, 1965 in Wien, Nürnberg-Besuch, Berliner Dokumentationszentrum, Fortsetzung der Quellenedition "Die Deutschen und die Slowaken 1944", Arbeit in Bonn - Der Prager Frühling 1968, Dubček, Smrkovsky, Svoboda, Flugblätter verfasst, Dokumentation des Einmarsches erstellt, daraus entstand ein Schwarzbuch, weswegen es 1970 zum Verfahren kam, Chef des Instituts Josef Macek abgesetzt, ab 01.05.1970 arbeitslos – Strafverfolgung - Tätigkeit als Hilfsarbeiter, Heizer in einem Prager Krankenhaus 5 Jahre lang, zwischendurch Portier, Frau musste arbeiten, Parteiausschluss, 1969 Chance zur Emigration durch Auslandsaufenthalt in Oxford, Haus gebaut, 1971 fertig – Hausdurchsuchung 1975, danach Entschluss zur Emigration, Ausreiseantrag - Helmut Lippelt, Ausreise nach Westdeutschland - Kontakt mit historischen Institutionen in der BRD, München, Martin Broszat, Hermann Graml, 2 Jahre Stipendiat im Public Record Office in London, Karl Bosl, Collegium Carolinum - Initiativen für ein Dokumentationszentrum, Jiří Pelikán, Kontaktaufnahme mit Breszinsky, Brandt, Herr Schmude als Kontaktperson, Charta 77, Dokumentation der Charta 77 - Kontakte in die ČSSR, Jesina Szilkova, Wolfgang Scheuer, Dr. Peter Metzger in der dt. Botschaft, Pavel Kohout, Václav Havel - Arbeit des Dokumentationszentrums in Scheinfeld ab 1986, Telefax, Modem, Mädchen für Alles im Dokumentationszentrum, Kurt Kluksen, von Bothmer - Erfahrungen nach den politischen Umwälzungen 1989, Reisegenehmigung, Auftrag zur Institutsgründung - Neugründung des Dokumentationszentrums in Prag 01.02.1990, erste Projekte: 1968, Bürgerinitiativen in den 1970er- und 1980er-Jahren, Charta 77, Editionen und Sammelbände, Die Juden im Protektorat Böhmen und Mähren, Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, Tomas-Masaryk-Orden, Internationaler Preis der Slowakischen Akademie der Wissenschaften 2001, 1998 Ende als Direktor des Instituts, Organisation der Schwarzenberger-Treffen zum deutsch-tschechischen Verhältnis im 20. Jahrhundert, weitere Forschungen zur tschechischen Geschichte, Außenpolitik und Emigration.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
3:00 h
Aufnahmedatum:
02.03.2006
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Dr. Ludwig Eiber

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.