Atlas zum Wiederaufbau

Traunstein

Seit November 1944 war Traunstein mehrfach Ziel von Luftangriffen der US-Airforce. Anfang Mai 1945 marschierten US-Truppen in die Stadt ein. Nach Kriegsende strömten Displaced Persons, Flüchtlinge und Heimatvertriebene in die Stadt. 1950 lag ihr Anteil bei 2.583 von 14.611 Einwohnern insgesamt. Am Stadtrand entstanden neue Siedlungen, zahlreiche neue Betriebe wurden angesiedelt.

Angriffe

• US-Luftangriffe auf Traunstein:

- 11. November 1944

- 21. Januar 1945

- 18. April 1945

- 25. April 1945

• schwerster Angriff am 18. April 1945

Tote und Verletzte

• 106 Tote infolge der Luftangriffe

Schäden

• durch Luftangriffe weitgehende Zerstörung und Beschädigung von Häusern, Straßen, Bahngleisen und Versorgungseinrichtungen:

- Sachschäden in geschätzter Höhe von 1,3 Mio. Reichsmark

- völlige Zerstörung von 16 Haupt- und 35 Nebengebäuden

- schwere Beschädigung von 22 Haupt- und 3 Nebengebäuden

- mittlere Schäden an 65 Haupt- und 7 Nebengebäuden

- leichte Beschädigung von 512 Haupt- und 39 Nebengebäuden

• durch Luftangriff am 18. April 1945: weitgehende Zerstörung des Bahnhofsgeländes mit umliegendem Areal

• Wohnraumsituation am Kriegsende unter Berücksichtigung der Bombenschäden, von 3.233 Wohnungen:

- 2.910 bewohnt und nicht reparaturbedürftig

- 107 Wohnungen bewohnt aber reparaturbedürftig

- 20 Wohnungen unbewohnt jedoch reparaturfähig

- 36 vollkommen zerstört und nicht wieder herzustellen

Kriegsende

• 30. April 1945:

- Plakatanschlag durch Anton Miller fordert zur friedlichen Übergabe der Stadt auf

• 01. Mai 1945:

- Verhaftung Anton Millers

- Demonstration von ca. 600 Traunsteiner Frauen für eine kampflose Stadtübergabe

- Einleitung eines Kriegsgerichtsverfahrens gegen Anton Miller, Dr. Geiß und Dr. Merkenschlager

• 02. Mai 1945:

- Abzug des SS-Feldgerichts

- Anbringung von Sprengladungen an den Brücken Traunsteins durch die SS

- Durchmarsch jüdischer KZ-Häftlinge durch Traunstein

• 03. Mai 1945:

- weiterer KZ-Häftlingstransport durch Traunstein und Erschießung der Gefangenen bei Surberg

- Entfernung der Brückensprengladungen durch Traunsteiner Zivilisten

- Verhinderung der Auslösung des „Feindalarms“ durch Standort-Luftschutzleiter Hauptmann Graf

- kampflose Übergabe der Stadt an die US-Armee

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 11.714
1946: 14.653
1955: 14.239
1961: 14.394
1968: 14.079
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• 07. Oktober 1944: bereits 3.443 Zugezogene bzw. Evakuierte in der Stadt

• 05. und 30. Juni 1945 (US-Erhebungen): 4.152 Displaced Persons und 2.158 Evakuierte in Traunstein

• 10. Dezember 1945 (Personenstandsaufnahme): 16.533 Personen, davon 13.965 deutsche Bevölkerung und 2.568 Ausländer

• Juni 1946: 4.119 Displaced Persons im Landkreis Traunstein, 3.521 davon im Stadtbereich

• Unterbringung der meisten Displaced Persons, Evakuierten und Flüchtlinge:

- Lager

- ehemalige Lazarettstätten

- Klosterschule, Kurhaus, Parkhotel und weitere Schulen

- Privatunterkünfte

• Ende 1948: Wohndichte in Traunstein bei 2,28 Personen je Wohnraum

• Entwicklung der Anzahl der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen:

- Dezember 1945: 7.490 Flüchtlinge im Landkreis

- Juni 1946: 14.526 Flüchtlinge im Landkreis

- Oktober 1946: 20.106 Flüchtlinge im Landkreis

- April 1947: 23.761 Flüchtlinge im Landkreis

- Oktober 1947: 23.216 Flüchtlinge im Landkreis

- September 1949: 2.500 Flüchtlinge im Stadtgebiet

• 13. September 1950: 2.583 Heimatvertriebene (14.611 Einwohner insgesamt)

• 1950: nur 58% der Stadtbevölkerung von 1950 schon vor dem Krieg in Traunstein ansässig

Wiederaufbau

Umsetzung:

• 1947:

- Beginn mit den Hochbauarbeiten für die Traunsteiner „Haidforst-Siedlung“

- weitere Bau- und Siedlungsbauprojekte auf dem ehemaligen Exerziergelände in Kammer und nach den Entgiftungsarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik St. Georgien

• bis 1949: Niederlassung von 46 Betrieben und Unternehmen auf dem ehemaligen MUNA-Gelände (siehe Traunreut), u.a. Leuchtenwerk Siemens, Feinmechanisches Unternehmen Heidenhain, sowie Spinnerei und Weberei Otto F. Huesker

• bis 1950: Erstellung eines neuen Gaswerks

Literatur

EVERS, Gerd: Befreiung, Besatzung, Erneuerung. Kreis und Stadt Traunstein 1945 - 1949, Ising 1996.

LANGER, Egbert: Aufnahme, Eingliederung und Wirken der Vertriebenen im Landkreis Traunstein nach 1945, Traustein 1995.

STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 490.

STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.

STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.

Weitere Bilder