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Maximilian I. Joseph

 

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Kroninsignien und Krönung

„Unsere feyerliche Krönung und Salbung haben Wir auf eine günstigere Jahreszeit vorbehalten“.

Die Schlussworte der Königsproklamation vom 1. Januar 1806
verweisen auch auf ein praktisches Problem: Allzu schnell hatten die politischen Ereignisse im Herbst 1805 die Voraussetzungen für ein „Königreich Baiern“ geschaffen, als dass zum fraglichen Zeitpunkt bereits Kronen und weitere Insignien für das bayerische Herrscherpaar angefertigt worden wären.

Im zweiten Halbjahr 1805 waren in Deutschland politische und militärische Entscheidungen gefallen, die es Kurpfalzbaiern und seinem Herrscher Kurfürst Max IV. Joseph unmöglich machten, im Konflikt zwischen Österreich und Frankreich neutral zu bleiben. Dass Bayern mit dem Vertrag von Bogenhausen – vorerst geheim – im dritten Koalitionskrieg an die Seite Napoleons trat, entsprang dieser Zwangssituation, führte in der Konsequenz jedoch zu erheblichen Gebietsgewinnen, der Zubilligung tatsächlicher Souveränität und der Erhöhung des Kurfürstentums Pfalzbaiern zum Königreich Baiern. 

Es sollte sich um einen Königstitel und ein Königreich von Napoleons Gnaden handeln, das nach dessen Siegen bei Ulm und Austerlitz möglich geworden, aber nicht umsonst zu haben war. Bis zum erneuten Wechsel der Bündnisse 1813 mussten bayerische Truppen an der Seite Frankreichs überall in Europa an Napoleons Feldzügen teilnehmen. Um Anschluss an eine der ältesten Herrscherdynastien Europas zu erreichen, hatte der Kaiser der Franzosen die Heirat seines Stiefsohnes und Vizekönigs von Italien, Eugène Beauharnais, mit einer Tochter Max Josephs, Auguste Amalie, zur Bedingung gemacht.

Da die Termine für die Königsproklamation auf den 1. Januar 1806, die bayerisch-französische Hochzeit auf den 13. und 14. Januar 1806 gelegt wurden, gab es vorerst weder Kronen noch weitere Herrschaftsinsignien für König Max Joseph und seine Frau Karoline. Deshalb endete die am 1. Janaur 1806 im I. Stück des nunmehr „Königlich-Bairischen Regierungsblattes“ publizierte Königsproklamation auch aus diesem rein praktischen Grund mit den Worten: „Unsere feyerliche Krönung und Salbung haben Wir auf eine günstigere Jahreszeit vorbehalten, welche Wir in Zeiten öffentlich bekannt machen werden.“

Einer solchen öffentlichen Bekanntmachung bedurfte es jedoch im weiteren Verlauf nicht; weder Max Joseph noch einer seiner Nachfolger bis zum Ende des Königreichs Bayern 1918 lies sich krönen oder trat jemals öffentlich mit der Krone auf dem Haupt in Erscheinung. Dennoch wurden sowohl die Kronen für König und Königin als auch die weiteren Insignien: Szepter, Reichsapfel, Reichsschwert und Siegelkasten zusammen mit entsprechenden Präsentationskissen bei den gleichen Werkstätten in Paris bestellt, die die Insignien für die Selbstkrönung Napoleons zum Empereur de France 1804 angefertigt hatten. Gleichzeitig entstanden Krönungsornate, die sich in wesentlichen Teilen bis heute erhalten haben. 

Diese Ornate wie auch die Insignien finden sich auf den Repräsentationsporträts der bayerischen Könige, jeweils zusammen mit der bayerischen Verfassung von 1818, wieder. Und tatsächlich waren die Insignien und die Verfassungsurkunde wichtige Requisiten zum Beispiel bei der Eröffnung und den Schlusssitzungen der Landtage, wo sie öffentlich präsentiert wurden – vorgelegt auf drei Tischen vor dem Monarchen und zwischen ihm und den gegenüber sitzenden Reichsräten und Abgeordneten, so dass das Publikum auf den Galerien die Szenerie bestaunen konnte. Die übrige Zeit wurden Ornate und Insignien in der Schatzkammer der Residenz verwahrt.

Krönungsgewänder und Kroninsignien waren weitgehende Nachahmungen der napoleonischen Insignien von 1804 und wurden nach dem Entwurf des Architekten Napoleons, Charles Percier, von der Werkstatt des Goldschmieds Martin-Guillaume Biennais in Paris angefertigt. Sie trafen zusammen mit den in Lyon entstandenen Krönungsgewändern im März 1807 in München ein. Als genuin bayerische Elemente in diesen nach französischem Vorbild geschaffenen Herrscherrequisiten kamen Inschriften auf den Kroninsignienstellen hinzu, die 1806 von der Bayerischen Akademie der Wissenschaft entworfen worden waren; ebenso die Rautenwappen und Alpenblumenmotive auf den Krönungsornaten.