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Maximilian I. Joseph

 

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„Vue Générale De L‘Appareil Employé Pour La Mesure De La Base De La Goldach“ (1801)

1801

Ansicht der Messung der Basislinie zwischen Oberföhring und Aufkirchen, benannt nach dem Fluss Goldach, der dabei überquert wurde

F. de Daumiller (1799–1879), München, 1801

Aquarell auf Papier, 42 x 56 cm

Bayern war das erste Land Europas, das exakt vermessen wurde. Ursache dafür waren die napoleonischen Kriege mit ihren territorialen Umwälzungen. Bayerns Staatsgebiet wuchs allein im Jahr 1805 durch die Eingliederung von schwäbischen und fränkischen Gebieten sowie von Tirol um mehr als das Doppelte an, von 40 737 auf 96 889 Quadratkilometer. Ziel des Reformwerks von Montgelas war es, dieses Konglomerat aus Rechten und Traditionen zu einem Gesamtstaat zusammenzufügen und so erst regierbar zu machen. Eine Voraussetzung dafür war die exakte Vermessung des Landes.

Bereits 1800 wurde auf Veranlassung der französischen Besatzungstruppen in Bayern ein „Bureau topographique militaire de l'Armée“ gegründet. Dieses wurde nach dem Abzug der Franzosen 1801 als „Topographisches Bureau“, zunächst unter der Leitung von Charles Rigobert Bonne, weitergeführt. Über ganz Bayern sollte ein fiktives Dreiecksnetz gespannt werden. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man für die Dreiecke nur eine Seitenlänge, die so genannte Basis, tatsächlich messen muss, die beiden anderen Seiten lassen sich berechnen. Als erste Basis für Bayern wurde eine Strecke mit geringen Höhenunterschieden zwischen Oberföhring bei München und Aufkirchen bei Erding ausgewählt. Die Verlängerung dieser Linie geht auf der einen Seite durch die Spitze des nördlichen Turms der Frauenkirche in München, auf der anderen Seite durch die Turmspitze der Kirche in Aufkirchen.

1807 wurde das südbayerische Dreiecksnetz mit dem fränkischen Netz verbunden, 1819 wurde eine dritte Basis für die neu hinzugekommene Rheinpfalz vermessen. Diese Vorarbeiten waren jedoch für eine exakte Katastrierung des Landes zu ungenau. 1808 wurde das Netz völlig neu vermessen mit Theodoliten aus der Münchner Werkstatt Georg von Reichenbachs, die nun auch die Erdkrümmung genau berücksichtigten. Als erste Karten zum Topografischen Atlas von Bayern erschienen 1812 die Blätter zu München und Wolfratshausen. Der Atlas sollte auf 112 Blätter anwachsen.

Die Abbildung zeigt die Messung der Basislinie zwischen Oberföhring und Aufkirchen. Entlang der abgesteckten Grundlinie wurden horizontale, in der Höhe verstellbare Messstege aufgestellt. Auf diese legte man die Messstangen. Sie waren fünf Meter lang und aus trockenem Tannenholz. Traten Höhenunterschiede im Gelände auf, so wurde die Lage der unteren oder oberen Stange mit einem Lot auf die nächste übertragen, wie dies in der linken Bildhälfte zu sehen ist. Gleichzeitig maß man ständig die Temperatur und Feuchtigkeit der Luft, um die daraus resultierenden Längenänderungen der Messtangen berücksichtigen zu können. Im Hintergrund ist der ca. 60 Kilometer entfernte Wendelstein, auch ein trigonometrischer Punkt in diesem ersten bayerischen Dreiecksnetz, mit der Ziffer I gekennzeichnet. Bonne nannte die Basis nach dem Flüsschen Goldach, das sie überquerte „Base de la Goldach“.

Beleg:

Bayern entsteht. Montgelas und sein Ansbacher Mémoire von 1796, hrsg. von Michael Henker, Margot Hamm und Evamaria Brockhoff (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Nr. 32), Augsburg 1996, S. 185; Max Seeberger, Wie Bayern vermessen wurde. Unter Mitarbeit von Frank Holl (Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Bd. 26), Augsburg 2001, S. 9–25; Achim Fuchs, Wie alles begann. Die Entstehung des Topographischen Büros 1801 in München, in: Es ist ein Maß in allen Dingen. 200 Jahre Bayerische Vermessungsverwaltung 1801–2001, München 2001, S. 26–37

Künstler, Ersteller / Fotograf: F. de Daumiller (Maler)
Lageort: München, Bayerisches Landesamt für Vermessung und Geoinformation, Trig. Archiv A II
Copyright: Bayerisches Landesamt für Vermessung und Geoinformation, München