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Prinzregent Luitpold

 

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Karte: Oberschwaben um 1800

um 1800

 

Wie Franken war Oberschwaben im Alten Reich eine extrem zersplitterte Region. Allein im Gebiet des heutigen Regierungsbezirks Bayerisch-Schwaben existierten 164 Einzelgewalten, nämlich 13 Fürsten und Grafen, 59 geistliche Herrschaften (Stifte, Klöster, Ritterorden), 85 reichsunmittelbare und landsässige Adlige sowie (zählt man Ulm wegen seiner heute bayerischen Gebiete dazu) sieben Reichsstädte.

Für die Reichsstädte (rot) wirkte sich die Zersplitterung der Region auch günstig aus, da eine Bedrohung ihrer Freiheit durch direkte und mächtige Nachbarn eher unwahrscheinlich war. Biberach, Kaufbeuren, Lindau, Memmingen, Ravensburg, Wangen und vor allem Ulm verfügten über ein erhebliches Territorium und waren den benachbarten Herrschaftsgebieten meist ebenbürtig oder gar überlegen. Im Übrigen wurden sie durch Reichsrechte und den Habsburger Kaiser geschützt, wenn es seinen Interessen und machtpolitischen Möglichkeiten entsprach.

Dass es aber in den größeren Territorien, die an die Region grenzten, durchaus Begehrlichkeiten gab, musste z. B. die Reichsstadt Memmingen erfahren, als es im Spanischen Erbfolgekrieg für zwei Jahre (1702-1704) von Kurbayern (hellgrün) in Besitz genommen wurde. Noch weitergehende territoriale Ambitionen des Hauses Wittelsbach bestanden ab 1797, als Montgelas in einer Denkschrift abrundende Erwerbungen in Franken und Schwaben forderte.

Die traditionellen Rivalen der Wittelsbacher, die Habsburger, verfügten in Oberschwaben über umfangreiche Gebiete (hellgelb): die Grafschaften Tirol, Tettnang und Bregenz sowie die Landvogtei Schwaben. Die Habsburger strebten die Annexion Bayerns an, um eine Verbindung zu ihren vorderösterreichischen Besitzungen zu schaffen und ihren alten Konkurrenten zu beseitigen.

Während das Herzogtum Württemberg (helllila) als regionale Mittelmacht galt, zählten im Westen die Grafschaft Waldburg (schraffiert), im Osten das Hochstift Augsburg (rosa), im Süden die Grafschaft Rothenfels (kariert) und im Norden die Grafschaft Oettingen (liniert) in der Region zu den Herrschaftsgebieten von kleinerem Umfang.

Aus der Fülle kleinerer und kleinster geistlicher und weltlicher Herrschaften ragten die Gebiete des Fürststifts Kempten (lila), der Reichsabtei Ottobeuren (blau), die Klöster Ochsenhausen (blau) und Rot (blau) hervor.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss wurden 1803 die meisten der Einzelgewalten aufgelöst und den größeren Territorien Bayern und Württemberg zugeschlagen. Jahn, Wolfgang / Kirmeier, Josef / Berger, Thomas / Brockhoff, Evamaria (Hg.): Geld und Glaube. Leben in evangelischen Reichsstädten, Augsburg 1998.

Künstler, Ersteller / Fotograf: Entwurf: Thomas Berger; Umsetzung: Wolfgang Benkert, Worksroom, Würzburg
Copyright: Augsburg, Haus der Bayerischen Geschichte