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Maximilian II.

 

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Die Königsfeier in Ostermünchen, Landkreis Aibling (1806)

nach 26. Januar 1806

Handschrift auf Papier

Die Proklamation über die Erhebung Bayerns zum Königreich erreichte Ostermünchen erst am 6. Januar. Allerdings noch zeitig genug, um in der Kirche verlesen zu werden, „unter dem Schalle der Trompeten und Paucken und dem Knalle einiger Peller“.

In Ostermünchen fand die eigentliche große Königsfeier zusammen mit Aibling, Rosenheim und Grafing am 26. Januar 1806 statt. Dabei war die Kirche festlich geschmückt: „Der Pfarrer machte ganz allein mit seiner kleinen Schuljugend Guirlanden, und in Gartenkiebeln 4, 6, 8 bis 10 Fuß hohe Pyramiden, aus Baumästen ganze Bäume in Töpfen mit grünen Lauben und Früchten, als Limonen, Zwetschgen, Wichseln und Aepfeln. Alles dieses gewährte dem Auge einen prächtigen Anblick, und der Kirche eine ganze Feyerlichkeit.“

Die Feier begann schon am Vorabend mit der Überführung eines Porträts des Königs. Der eigentliche Festtag fing um 4 Uhr morgens mit Böllerschüssen an. „Sogleich ertönten Trompeten und Paucken, die türckische Musik und alles weckte den Landmann zur hiesigen Feyer.

Die Schützen eilten, um auch das Ihrige beyzutragen, noch in der Tunkle mit ihren Gewähren dem Pfarrhofe zu. Um sieben Uhr ward die Feldmesse, dazu und davon gieng der Zug mit der türckischen Musik. Bey der Feldmesse selbst ward Feldmusik mit Klarinetten und Waldhörnern. Nach diesen wurde im Pfarrhofe den Schützen und Musikanten ein gutes Soldatenfrühstück [...] von dem Pfarrer gegeben.

Um 9 Uhr begann der feierliche Zug in die Kirche. Diesen eröffnete ein 7 jähriger Knabe, der auf einem Teller mit herabhangenden Tuche einen prächtigen Kranz trug. Nach ihn folgten die Schulknaben in der schönsten Ordnung und die Mädchen, wovon auch eine [...] den zweyten Kranz trug. Die Kinder begleitete der dermalige Lehrer und Pfarrer. Nach diesen folgten die türkische Musik, die Schützen und das Volk.“

In seiner Predigt dankte der Pfarrer dem „Volk der Baiern“, Gott und dem neuen König Max Joseph, der den Bund mit Napoleon geschlossen hatte. Anschließend beteten alle für das Wohl und die Gesundheit des Königs und des Vaterlandes.

„Nach diesen stellten sich die Knaben und Mädchen mit ihren Pfarrer vor das Portrait (das am Seitenaltare in einem sehr schönen Fruchtgarten unter einem Baldachin prangte) in Reihen und sangen das Lied: Heil unserm König! Ewiges. Blasende Instrumente accompagnirten, oder begleiteten den Gesang. Der Knab und das Mädchen tratten indessen mit ihren Kränzen hervor, und brachten sie hin auf den Altar, den einen mit der Aufschrift Dem Vater des Vaterlands von getreuen Unterthanen gewidmet. Den andern mit der Umschrift Den Siegern des Vaterlandes von wahren Baiern gewidmet. Bey den Worten des Liedes (drum regt sich jede Hand) kamen die Kinder mit Schriften, und zerschiedenen Arbeiten und Modellen von Pflügen, Gespinsten, [...], kleinen gewirkten Bändchen etc. legten es vor dem Pfarrer, der diese Sachen in Ordnung auf dem Altare hinrichtete. Indessen wurde von einem fremden Priester, welchen der Pfarrer bestellte, das Sanctissimum ausgesetzt. Der Pfarrer kniete mit seinen Kindern in die Mitte vor dem Altar und sang mit ihnen das Herr Gott dich loben wir. Blasende Instrumente begleiteten den Gesang. Dann ward das Hochamt. Die Musik ward für dieses Fest neu verfertiget. Vorzüglich gut fiel bey dem Gloria das Recitativ [...] aus. Es war ein Baß, und Trompetensolo. Der Trompeter [...] blies Verruf und der Pfarrer sang das Recitativ. Nach dem Verruf liessen sich die Horn und Klarinetten allein hören, diesen folgten die 4 Vokalstimmen, diese sangen das laudamus te [...] Nach dem Hochamt verfügte sich der Pfarrer mit seiner Schuljugend vor das Portrait hin, sangen die übrigen Stroffen des Liedes, und begaben sich so zur Kirchenthüre, am Ende des Liedes rufte der Pfarrer: Lange und glücklich lebe Maximilian Joseph unser allergnädigster König. Sogleich schrie und jauchzte es das Volk nach, sogleich erschallten Trompeten und Paucken nebst einem Salve von den Schützen, und den Knallen von Pellern. [...] Indessen wurde an der Kirchthüre die Proclamation angeheftet, und ein Aufzug mit Trompeten und Paucken gemacht. Dann gieng der Zug mit Begleitung der türkischen Musik in das Wirthshaus, wo ebenfalls die Proclamation angeheftet wurde. Alles war äuserst bis zu Thränen gerührt. Alles wurde auf Kosten des Pfarrers veranstaltet. Nachmittags war Tanzmusik, wo die Kirchen Musikanten öffentlich kund machten, dass sie die ganze Tanzmusik frey und unentgeldlich machten. Die Bauern, die nie bey so einer Musik, (sondern nur bey dem Hackbrettl) getanzet hatten, waren sehr zahlreich da, und frohen Muthes. [...]“

Lageort: München, Staatsarchiv,RA 16202
Copyright: Staatsarchiv München