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Maximilian II.

 

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Der Russlandfeldzug 1812

1812

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Im Jahr 1812 befand sich Napoleon auf dem Höhepunkt seiner Macht. Ganz Kontinentaleuropa, mit Ausnahme des Osmanischen Reichs und Russlands, befand sich unter seiner Kontrolle. Die 1806 gegen Großbritannien verkündete Kontinentalsperre, der sich auch Russland anschloss, traf den Handel dieser Seemacht empfindlich. Die Insel selbst lag allerdings außerhalb der Reichweite Napoleons, da die britische Marine seit ihrem Sieg bei Trafalgar im Oktober 1805 die Weltmeere beherrschte.

Als Russland sich 1811 anschickte, die Handelsbeziehungen mit Großbritannien wieder aufzunehmen, entschloss sich der französische Kaiser zur Invasion dieses größten kontinentalen Flächenstaates. Er zog hierzu die bis dahin größte Armee der Weltgeschichte zusammen, die zwischen 500 000 und 600 000 Mann stark war. Alle Staaten, die direkt oder indirekt seiner Herrschaft unterstanden, mussten Truppen stellen. So fanden sich 1812 Soldaten aus zwanzig europäischen Staaten an der russischen Grenze ein. Der Anteil der Franzosen an dieser Großen Armee lag deutlich unter der Hälfte der Gesamtstärke. 180 000 bis 200 000 Deutsche (vor allem aus den Rheinbundstaaten und Preußen) mussten für Frankreich auf eigene Kosten an diesem Feldzug teilnehmen.

Der Marsch in den Untergang begann am 24. Juni 1812, als Napoleon ein Ultimatum des Zaren ablehnte. Die russische Armee, die Napoleons Hoffnung auf eine schnelle Entscheidung erahnte, vermied eine Entscheidungsschlacht. So musste die Große Armee immer tiefer in die russischen Weiten vorstoßen. Dort kam es bald zu Versorgungsschwierigkeiten, da die zaristische Armee die sog. Strategie der verbrannten Erde anwandte. Die Angreifer fanden kaum noch Nahrung oder Futter für ihre Pferde. Auch die Gewaltmärsche taten ein Übriges, dass die Stimmung der Soldaten, die alle wie die ungefähr 30.000 bayerischen Soldaten optimistisch in diesen Feldzug gezogen waren, sank. Bis zum 3. August hatte das bayerische Hilfskorps durch Krankheit und Desertation bereits ungefähr ein Drittel seiner Stärke eingebüßt.

Die bayerischen Infanteristen, die zusammen mit Franzosen, Portugiesen und Schweizern den linken Flügel Napoleons bei Polozk im heutigen Weißrussland sichern sollten, hatten vom 16. bis 18. August 1812 eine Schlacht zu bestehen. Die verbündeten Truppen verloren bei der Abwehr des russischen Angriffs 3 000 Mann, darunter den tödlich verwundeten bayerischen Oberbefehlshaber General Deroy.

Nach dem Sieg in der mörderischen Schlacht von Borodino am 7. September 1812, an der auch die bayerischen Kavallerieeinheiten teilnahmen, zog Napoleon in das unverteidigte Moskau ein. Als die Friedensangebote Napoleons an Zar Alexander I. in St. Petersburg unbeantwortet blieben, gab Napoleon am 19. Oktober den Rückzugsbefehl aus der niedergebrannten Stadt. Inzwischen war allerdings zu viel Zeit verstrichen, als dass der Feldzug noch vor dem Wintereinbruch hätte beendet werden können.

Der organisierte Rückzug nahm angesichts der katastrophalen Versorgungslage und der einsetzenden Schneefälle mehr und mehr den Charakter einer Flucht an, in der jeder nur noch sein eigenes Leben retten wollte. General Wrede, der nach dem Tod Deroys die Überlebenden des bayerischen Kontingents führte, vereinigte sich am 6. Dezember mit den Resten der ehemals Großen Armee, denen die Überquerung der Beresina gelungen war. Unter völliger Aufgabe militärischer Disziplin erreichten am 12. Dezember bei arktischen Temperaturen nur noch halb verhungerte Gestalten den Grenzfluss Njemen.

Nach und nach fanden sich 50 000 Überlebende der einst ca. 500 000 Mann starken Streitmacht Napoleons in Ostpreußen ein. 100 000 Mann befanden sich in russischer Gefangenschaft, der Rest hatte sein Leben in Russland verloren.

Für Bayern, das das stärkste Truppenkontingent des Rheinbundes gestellt hatte, sah die Bilanz wie folgt aus: Von den ungefähr 35 000 Mann (5000 waren als Verstärkung gefolgt), überlebten nur 5000 die Katastrophe. Nur 890 der mehreren tausend bayerischen Gefangenen kehrten 1814 aus Russland in ihre Heimat zurück.

Beleg:

Marcus Junkelmann, Napoleon und Bayern. Von den Anfängen des Königreichs, Regensburg 1985, S. 382

Künstler, Ersteller / Fotograf: Werner Villbrandt (Grafik)
Copyright: Marcus Junkelmann