Im Oktober 1802 wurde bekannt, dass die freie Reichsstadt Augsburg ihre Selbständigkeit bewahren konnte und allen geistlichen Besitz auf ihrem Gebiet erhalten würde. Obwohl kein Grund für eine Entschädigung bestand, kam sie so in den Besitz von 15 Klöstern und Stiften sowie des bischöflichen Hochstifts. Rund ein Drittel des Stadtgebiets wechselte den Eigentümer. Zum ersten Mal war die Stadt damit alleinige Herrin in ihren Mauern.
Bayern musste vorerst auf die Annektion der Stadt verzichten. Es bekam jedoch die Besitzungen der Augsburger Klöster im Umland und damit den wirtschaftlich lukrativen Teil. Der erhoffte finanzielle Gewinn für die Stadt blieb deshalb aus. Ihr entstanden sogar erhebliche Unkosten, weil sie nun für Pensionen, den Unterhalt der Pfarreien sowie die zum Teil erheblichen Schulden der Klöster aufkommen musste.
Städtische Kunstsammlungen,
Graphische Sammlung, Augsburg
Napoleon hält eine Rede an das 2. Korps der Grande Armée auf der Lechbrücke in Augsburg am 12. Oktober 1805, Stich von Claude Gautherot, 1808
Die Bewahrung der Selbständigkeit, die Berücksichtigung bei der Säkularisation, aber auch die Annektion Augsburgs durch Bayern ist letztlich Ergebnis der politisch-strategischen Ziele Napoleons. 1802 lag ihm noch daran, Bayern nicht allzu stark zu machen und sich abhängige Stützpunkte im Reich zu erhalten. 1806 diente ihm die Stadt nur noch als willkommenes Entschädigungsobjekt.
Stadtarchiv Augsburg
"Designation derjenigen Herren des Raths, und Consul. Collegii, welche zu der provis. Civil-Besitznahme der Stifter und Klöster ausgewählt worden", November 1802
Ende November 1802 wurden fünf Kommissionen gebildet. Je ein Patrizier und ein städtischer Beamter sollten die Besitznahme der Klöster durchführen.
Stadtarchiv Augsburg
"Diarium über das Obsignations- und Inventur- Geschäfft der Saecularisirt werdenden Stiffter und Klöster", 8. Dezember 1802
Anfang Dezember 1802 machten sich die Kommissionen an die Arbeit. Gemeinsam mit einem Vertreter Bayerns besuchten sie alle Klöster, beschlagnahmten die Kassen und Getreidespeicher und begannen den übrigen Besitz zu inventarisieren.
Auszug
den 8ten Decembris 1802
Nachdem Sub Hesto von dem geh. Rath zu
dem vorseyenden obsignations- und
Inventarisations gescheffte die Deputation ernant, und dieselbe be-
auftragt worden, nach aufhabender
Instruction zu verfahren, sofort
noch gestern mit dem Herrn Canzler
v. Epplen als Churbayer. Comissario
die Abrede getroffen worden, samt.
Stiffter und Klöster gemeinschafft.
vorzunemmen, und obsignation und
Inventur vorzukehren, bey den
HH. P.P. Dominikanern anzufangen,
sofort bey St. Ursula, Maria
Stern, dann von
der untern Stadt herauf von
St. Georg bis St. Ulrich fortzufahren, und mit dem Adeligen Stifft
St. Stephan und Hochwirdigen Dom-Kapitel zu endigen.
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Säkularisation