Neumarkt i.d.Oberpfalz, Kloster der Unbeschuhten Karmeliten


 

GESCHICHTE

Neumarkt i. d. Opf., Kloster der Unbeschuhten Karmeliten – am Steilhang auf dem Mariahilfberg

Bis zur Säkularisation 1802 hatten die Kapuziner aus Neumarkt die Pilger und Gottesdienstbesucher der Wallfahrt auf dem Kalvarienberg (später: Mariahilfberg) betreut. Nach ihrer Vertreibung übernahmen die Priester der Pfarrei St. Johannes, zu der die Kirche gehört, diese Aufgabe. 1906 gelang es, die Unbeschuhten Karmeliten hier anzusiedeln. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung führte am 29. August desselben Jahres der Eichstätter Bischof Johannes Leo von Mergel die Brüder offiziell in ihr Amt ein. Angrenzend an die Südseite der Mariahilfkirche wurde der dreistöckige Klosterbau errichtet. Bedingt durch die Lage am Steilhang verfügt es nur über eine einzige Zimmerflucht. Die Weihe fand am 19. November 1908 statt. Östlich wurde der Friedhof angelegt. In der Folgezeit nahm die Wallfahrt großen Aufschwung. Das Gotteshaus wurde auch zum beliebten Ort für Trauungen. Dem kleinen Konvent gehörten zumeist drei Patres und fünf Brüder an. 1925 wurde das 200-jährige Kirchweihjubiläum festlich begangen. Traditionell richtete die Pfarrei St. Johannes die Wallfahrtsprozession am Sonntag nach dem Patrozinium (25. März), am Bittsontag (Sonntag nach Christi Himmelfahrt), am Erntedankfest und am Fest Mariä Himmelfahrt aus.

Ab 1939 wurde das religiöse Leben unter den Nationalsozialisten stark eingeschränkt. Im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten die Nationalsozialisten das Kloster und brachten darin eine Hitlerschule mit Internat, später ein Lazarett unter. Die Karmeliten hausten währenddessen in einem nahegelegenen Waldhäuschen und versahen von dort aus den Gottesdienst in der Wallfahrtskirche. Pater Gebhard Heyder, der im Juli 1944 in seinen Predigten das NS-Regime mit kritischen Bemerkungen bedacht hatte, wurde verhaftet und vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt. Auf dem Weg in das Konzentrationslager Dachau konnte er jedoch von den Amerikanern befreit werden.

Nach dem Krieg kehrte Pater Gebhard nach Neumarkt zurück und leitete das Schülerheim, das die Karmeliten nach der Rückgabe des Gebäudes an den Orden für Gymnasiasten aus dem Umland eröffnet hatten. Zum Dank für seine Errettung stiftete er ein großes Holzkreuz, das neben der Votivkapelle auf dem Mariahilfberg aufgestellt wurde. Ein Buch über seine Kriegserlebnisse erschien 1984.

Pläne der Ordensleitung, das Kloster Anfang der 1960er-Jahre zu schließen, stießen auf vehementen Protest der Bevölkerung und wurden fallen gelassen. 1975/77 hat man die Kirche innen und außen umfassend renoviert. Der Eichstätter Bischof Dr. Alois Brems segnete anschließend den neuen Volksaltar und die Orgel. Von 1984 bis 1995 befand sich hier das Noviziat des Ordens. 1987 konnten die Karmeliten mit Bischof Dr. Karl Braun das 300-jährige Wallfahrtsjubiläum feiern. Knapp 100 Jahre lang stellte das Karmelitenkloster – mit einer kurzen Unterbrechung während der Zeit des Nationalsozialismus – für die Pilger die seelsorgerische Anlaufstelle auf dem Mariahilfberg dar. Im August 2001 mussten jedoch aufgrund der Personalknappheit und trotz heftigen Widerstands einer Neumarkter Bürgerinitiative die beiden letzten Bewohner, Pater Michael und Frater Tarsitius, das Kloster verlassen. Seit 2004 arbeiten an ihrer Stelle polnische Ordensmitglieder der Redemptoristen. 

 

(Christine Riedl-Valder)

  

Link:

 http://www.kloster-mariahilfberg.de



 

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