Schwandorf


 

GESCHICHTE

Die Kapuziner in Schwandorf - Volkstümliche Seelsorger und Prediger 

Die Bemühungen des Magistrats und der Bürgerschaft von Schwandorf, den Orden der Kapuziner einzuführen, waren lange Zeit von Schwierigkeiten begleitet. Der Provinzial äußerte Bedenken, da ihm der Lebensunterhalt seiner Bettelmönche wegen der Armut der Bevölkerung nicht gesichert erschien. Die Franziskaner in Amberg, Pfreimd und Stadtamhof fürchteten um ihre Kollektur, also das Privileg zum Spendensammeln, und erhoben Einspruch gegen eine konkurrierende Klostergründung in der Oberpfalz. Sie trugen ihr Begehren bis zum päpstlichen Stuhl nach Rom. 
Dem Stadtpfarrer von Schwandorf gelang es beim bischöflichen Konsistorium in Regensburg alle Vorbehalte auszuräumen. Der Landesherr Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Neuburg (reg. 1653-1690) war den Bettel- und Reformorden besonders zugetan und genehmigte 1679 das Bauvorhaben. So gab im Jahr 1680 auch Fürstbischof Albrecht Sigmund von Freising und Regensburg seine Zustimmung.
Am 17. Oktober 1680 kamen vier Kapuziner nach Schwandorf. Für einige Jahre nahmen sie im Schulgebäude ihre Wohnung. 1685 begann man nach Plänen von Pater Hyazinth mit dem Bau der Klostergebäude. Den Bauplatz und das Baumaterial aus den Steinbrüchen erhielten die Konventualen von der Stadtgemeinde, die Bevölkerung leistete unentgeltlich Hand- und Spanndienste. 1690 war die dreiflügelige Anlage mit Oratorium, Bibliothek und Krankenzimmer fertig gestellt. Im zweiten Bauabschnitt wurde die schlichte Klosterkirche mit einem Dachreiter aufgeführt, die Weihbischof Albert Ernst von Regensburg am 5. Juli 1693 zu Ehren der heiligen Maria Magdalena feierlich konsekrierte. Das Gotteshaus erhielt eine ansprechende Ausstattung, darunter ein Gemälde der Kirchenpatronin, das die Kurfürstin Elisabeth Amalie gestiftet hatte. Weiterhin legten die Patres einen Klostergarten mit einer Eremitage an, in der während der Fastenzeit szenische Ölbergandachten zur Aufführung gelangten. 1761 erweiterte man die Niederlassung um ein Brauhaus und eine Mälzerei.
Als Seelsorger und Kanzelredner für die Sonn- und Feiertagspredigten in der Pfarrkirche, die Bruderschaftspredigten sowie die traditionellen Fastenpredigten in der Spitalkirche, hatten die Kapuziner großen Zulauf. Eine wichtige Rolle kam ihnen auch beim Religionsunterricht ("Christenlehre") der Schuljugend zu. Einer die Sinne ansprechenden barocken Glaubensunterweisung dienten das "Theatrum" im Klostergarten sowie die prächtigen Prozessionen an Fronleichnam und am Markustag. Durch die Einführung neuer Andachten und Zeremonien wurde das religiöse Leben gefördert. 
Der Konvent betreute auch die Wallfahrt auf den Kreuzberg. Dort gründete man 1732 ein Hospiz. Drei Kapuziner bezogen zunächst das Mesnerhaus der Wallfahrtskirche, bevor ein eigenes Konventhaus entstand. 
Die Entscheidung über die Säkularisierung der bayerischen Kapuzinerklöster fiel im Februar 1802. Im Auftrag der kurfürstlichen Spezialkommission in Klostersachen wurde ein Inventar des Klosterbesitzes angefertigt. Im März 1802 mussten die "ausländischen" Mitbrüder den Schwandorfer Konvent verlassen. Am 6. Oktober 1802 erreichte den Rest der klösterlichen Gemeinschaft, zu diesem Zeitpunkt noch neun Patres und zwei Fratres, der kurfürstliche Aufhebungsbescheid; eine Woche später wurden die Ordensleute in das Zentralkloster nach Wemding gebracht.
Bereits im November 1802 versteigerte man die gesamte Kirchen- und Klostereinrichtung. Sie wurde zum Großteil von Schwandorfer Bürgern erworben; lediglich das Altarbild der heiligen Maria Magdalena musste an die kurfürstliche Gemäldegalerie abgeliefert werden. Die klösterlichen Bauten gingen gleichfalls in Privatbesitz über. Brau- und Malzhaus wurden zu Wohnzwecken umgestaltet, die Klostergebäude beherbergten eine Tuchmanufaktur. 1819 fielen Klosterkirche und große Teile des Konventbaus einem Brand zum Opfer. Lediglich der Südflügel konnte gerettet werden; mitsamt dem Klostergarten wurde der Komplex bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Wirtshaus genutzt. 1990 erfolgte der endgültige Abriss des ehemaligen Klostergebäudes.

( Manfred Knedlik )



 

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