Straubing, Azlburg


 

GESCHICHTE
Azlburg bei Straubing – Heimstatt für Kranke und Bedürftige

Der Orden der Elisabethinerinnen hatte sich ganz der Krankenpflege und Fürsorge vor allem weiblicher Bedürftiger verschrieben. Vertreterinnen dieser klösterlichen Gemeinschaft aus Prag bemühten sich 1748 vergeblich in München oder Landshut eine Ordensniederlassung zu gründen. Auf dem Rückweg in ihr Prager Kloster machten sie Halt in Straubing und versuchten hier ihr Glück. Die Stadt lehnte jedoch ab. Straubing besaß bereits ein Krankenhaus. Das neue Kloster hätte Quartierlasten verursacht und wäre von Steuern befreit gewesen. Zudem befürchteten Apotheker und Bader zusätzliche Konkurrenz. Deshalb suchten die Elisabethinerinnen nach einem freien, nicht der Stadt gehörigen Grundstück. Schließlich konnten sie am 5. August 1748 den Adelssitz Azlburg von der kurfürstlichen Kammerrats- und Salzbeamtenswitwe Maria Anna Franziska von Süess um 8000 Gulden erwerben. Azlburg liegt in unmittelbarer Nähe des einstigen Römerlagers. Es befand sich Jahrhunderte lang in Besitz angesehener Straubinger Patrizierfamilien und umfasste mehrere Gebäude, Höfe, Obstgärten und Fischweiher. Im Dreißigjährigen Krieg schwer zerstört, war das Gut 1659 in Besitz der Stadt gekommen und hatte dann noch öfters den Besitzer gewechselt, bevor es den Prager Elisabethinerinnen zufiel.

1749 zogen die ersten fünf Ordensschwestern ein. Kurz danach wurde das Noviziat eingerichtet. Kurfürst Karl Theodor unterstützte die Elisabethinerinnen nachdrücklich. Er genehmigte 1786 eine Landessammlung zur Erbauung einer Kirche und eines Krankenhauses.

Unter der tatkräftigen Oberin Maria Clara Demlin (1733-1804) wurden der Kloster- und Kirchenbau ausgeführt. Sie bewirkte auch maßgeblich die Blüte des Klosters in den 1790er-Jahren.

Die neue Vierflügelanlage unter Einbeziehung der vorhandenen Gebäudeteile wurde von dem Münchener Hofmaurermeister Anton Baumgartner geplant. Sie hat eine klassizistische Gliederung. Im Südteil des Traktes befindet sich die St. Annakirche mit Nonnenempore, 1798 geweiht. Die Innendekoration steht im stilistischen Übergang vom Rokoko zum Klassizismus mit feingliedrigen Stuckaturen des Straubinger Künstlers Mathias Obermayr. Im Deckenfresko des Langhauses von Franz Xaver Merz sieht man die hl. Elisabeth und ihre Helferinnen bei der Krankenpflege. Das Chorfresko zeigt die Heilung der Lahmen am Teich Bethesda.

1809 wurde das gemeinnützige Institut der Elisabethinerinnen in Straubing aufgehoben. Die Verwaltung des Klosters übernahm die Regierung. Es war geplant, das Krankenhaus zu verkaufen, doch es fand sich kein Interessent. 1813 beschloss man die vollständige Auflösung des Klosters. Die Schwestern durften jedoch in weltlicher Kleidung weiterhin ihrer Arbeit nachgehen. 1829 erfolgte die Wiedereröffnung auf Veranlassung des Regensburger Bischofs Johann Michael Sailer.

1906 wurde das Krankenhaus neu gebaut. In den Jahren 1929, 1953 und 1964 erfolgten jeweils Erweiterungen. Heute kann das Kloster der Elisabethinerinnen in Azlburg auf eine mehr als 250 Jahre währende erfolgreiche Tätigkeit in der Krankenpflege zurückblicken.

(Christine Riedl-Valder)



 

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