Regensburg, Obermünster


 

GESCHICHTE

Das Reichsstift Obermünster in Regensburg - Gründung der Karolinger 

Als Ergänzung zum benachbarten Kloster der Benediktinermönche von St. Emmeram stifteten die Karolinger im frühen 9. Jahrhundert das Benediktinerinnenkloster St. Maria. Zur Unterscheidung vom älteren Frauenkloster Niedermünster wurde das neue Kloster Obermünster genannt. Nach dem alsbaldigen Übergang an den Regensburger Bischof, der in Personalunion Abt von St. Emmeram war, konnte es König Ludwig der Deutsche schon 833 im Tausch gegen Kloster Mondsee vom Abt und Bischof Baturich zurückerwerben. Hemma, die Gemahlin des Königs, stand als Äbtissin dem Obermünster vor. Sie wurde jedoch wahrscheinlich in St. Emmeram beigesetzt. Im frühen 10. Jahrhundert wurde die Abtei ein herzogliches Eigenkloster. Zur Zeit der ottonischen Herzöge in Regensburg versuchte Bischof Wolfgang, die ursprüngliche Benediktinerregel wieder einzuführen.
Nach dem Brand von Kirche und Konventgebäude 1002 wurde Obermünster später von Kaiser Heinrich II. tatkräftig erneuert. Er beteiligte sich am Wiederaufbau der Kirche und wurde in der Tradition als Stifter verehrt. Heinrich II. verlieh dem hochgeschätzten Kloster Königsschutz und Immunität; unter dem Salierherrscher Konrad II. erhielt die Äbtissin sogar ein königliches Zepter.
1219 kam das in Regensburg reich begüterte reichsunmittelbare Kloster unter päpstlichen Schutz. 1315 von Kaiser Ludwig dem Bayern in den Reichsfürstenstand erhoben, war es fortan neben Niedermünster das zweite reichsfreie und gefürstete Damenstift in Regensburg. Nachdem alle Bemühungen zur Wiedereinführung der Benediktinerregel gescheitert waren, vollzog sich 1484 der endgültige Wandel zum adligen Kanonissenstift mit Sitz und Stimme im Reichstag. Auch auf den bayerischen Landtagen war die Fürstäbtissin vertreten.
Wie in vielen anderen Klöstern und Stiften in Süddeutschland erfolgte im 17. und 18. Jahrhundert auch in Obermünster eine weitgehende bauliche Erneuerung der Stiftsgebäude und die Barockisierung der romanischen Kirche. 
Der besondere Rang des Stifts zeigte sich in der letzten Phase seiner Geschichte: 1802 kam es an Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg und 1810 an Bayern, ohne so radikal wie andere Klöster aufgelöst zu werden. Vielmehr diente Obermünster auch nach seiner formellen Aufhebung 1810 als "Aussterbestift", dessen adlige Bewohnerinnen in Pension bleiben konnten. Die letzte Äbtissin des Stifts, Maria Josepha Felicitas Freiin von Neuenstein, starb 1822. Zu diesem Zeitpunkt lebten noch drei Kanonissen in dem Gebäude, das sie nun verlassen mussten.
Nach 1822 diente Obermünster als Seminar für den Klerikernachwuchs der Diözese und ab 1862 als bischöfliches Knabenseminar. Die Stifts- bzw. Seminarkirche erlitt 1944 durch Bomben starke Beschädigungen und wurde nach Kriegsende abgebrochen. In den durchgreifend renovierten bzw. teilweise abgebrochenen und durch Neubauten ersetzten Stiftsgebäuden am Obermünsterplatz sind das Bischöfliche Zentralarchiv und die Bibliothek, ein Teil des Diözesanmuseums und andere Dienststellen der Diözese untergebracht.

( Peter Morsbach )



 

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