Ramsau bei Haag


 

GESCHICHTE

Die Augustinereremiten in Ramsau bei Haag ? Reformation und Gegenreformation

Von einem Turnier in Regensburg brachte Jörg von Fraunberg, Besitzer der Grafschaft Haag, die Absicht mit, in seinem Herrschaftsbereich eine Niederlassung des Augustinerordens zu begründen. 1412 setzte er seine Idee in die Tat um und rief in Ramsau bei Haag ein Kloster der Augustinereremiten ins Leben, das mit fünf Mönchen aus Regensburg besetzt wurde. Der Fraunberger stattete sein Kloster mit drei Höfen aus und erweiterte 1423 den Klosterbesitz um das Dorf Peißendorf sowie Pfarrei und Hofmark Pemmering (Gericht Erding). Um ihr Seelenheil bemühte Adelige vergrößerten den Besitz der Ramsauer Augustiner mit zahlreichen Schenkungen. Die Ramsauer Augustinermönche übten über ihre Untertanen und Güter bis 1540 die niedere Gerichtsbarkeit aus. In Kirchdorf versahen Augustiner von Ramsau die Pfarrei, in Isen hatten sie die Provisur sowie einige Kapellen in der Nachbarschaft inne. In Isen und St. Wolfgang wirkten Ramsauer Augustiner als Beichtväter. Organisatorisch zählte der Ramsauer Konvent von Anfang an zur Observanzrichtung. Ordensgeneral Augustinus Romanus bestätigte 1419 die Einführung der Observanz in Ramsau, 1425 und erneut 1472 wurde in Ramsau Provinzkapitel gehalten. Der Konvent entwickelte ich gut. Er war bereits in den ersten 25 Jahren seiner Existenz stark gewachsen. Aus den anfänglichen Stiftern und Gönnern des Klosters, den Fraunbergern, wurden in der Reformationszeit allerdings Gegner. Graf Ladislaus von Fraunberg (1505-1566) bekannte sich ab 1556 zum lutherischen Glauben und forderte als Inhaber einer reichsunmittelbaren Grafschaft auch von seinen Untertanen den Konfessionswechsel. Dem Augustinerkloster setzte Ladislaus besonders stark zu, so verbot er Prior Lechner die Ausübung der Hofmarksrechte. In Folge der reichsgräflichen Repressalien zogen es die Augustiner vor, ihr Kloster aufzugeben.

1566 erlosch mit dem Tode des Grafen Ladislaus das Geschlecht der Fraunberger in männlicher Linie. Herzog Albrecht V. von Bayern sah die Grafschaft Haag als erledigtes Reichslehen an und zog sie ein. Nun konnte sich auch in Haag die Gegenreformation entfalten. Personalmangel verhinderte jedoch zunächst die Wiederbesetzung des Ramsauer Klosters. Die Münchner Augustiner wollten sich aber zumindest die Nutzungsrechte sichern. 1576 vereinigten sich die Konvente von Ramsau und München, die Einnahmen aus Ramsau konnte freilich erst der päpstliche Legat Ninguarda 1581 an die Münchner Augustiner bringen. Mit einem Teil des Ertrags wurden die verfallenen Klostergebäude renoviert. 1593 zogen im Kloster wieder zwei Patres ein, die in Ramsau als Seelsorger tätig wurden. Mit der Neubesiedlung des Klosters entspann sich eine langwierige Auseinandersetzung mit den Inhabern der Herrschaft über die Rückgabe der ehemaligen Klostergüter.

Eineinhalb Jahrhunderte lang prägte die Loretto-Bewegung Frömmigkeit und Sakralarchitektur vor allem in den Bistümern Augsburg, Regensburg sowie München-Freising. Auch in Ramsau ließ Herzog Albrecht VI. im Jahr 1628 eine Loretto-Kapelle nach Vorbild der ?santa casa? ? dem Haus Mariens - im italienischen Wallfahrtsort Loreto errichten und übertrug die Betreuung den Augustinerpatres. Am erneuten Aufblühen des Klosters hatten diese Stiftung und die sich entwickelnde Wallfahrt großen Anteil. Bei einem Einfall der Schweden 1648 wurde das Kloster schwer in Mitleidenschaft gezogen. In den folgenden Jahren verfielen Klostergebäude und Kirche zusehends, selbst zahlreiche Reparaturen konnten am ingesamt schlechten Bauzustand nichts Wesentliches ändern. Prior Vitus Sadler entschloss sich schließlich 1726 zu radikaleren Maßnahmen und veranlasste Abriss und Neubau der Klosteranlagen. Als 1782 Papst Pius VI. auf dem Weg nach München in der Ramsauer Loretto-Kapelle von Kurfürst Karl Theodor empfangen wurde, erstrahlten Kloster und Kirche bereits in neuem Glanz. Noch heute erinnert ein Bild in der Pfarrkirche St. Maria an den Papstbesuch.

Handelte es sich bei Papst Pius VI. um einen hochwillkommenen Gast, so führten die Napoleonischen Kriege einen eher unangenehmen Besuch nach Ramsau: den französischen General Ney. Ney schlug sein Hauptquartier im Kloster Ramsau auf und hätte wohl größeren Schaden angerichtet, wenn es dem sprachgewandten Pater Blum nicht gelungen wäre, den Franzosen und seine Truppen bei Laune zu halten. Die am 19. März 1802 verkündete Aufhebung des Klosters konnte jedoch nicht einmal Pater Blum verhindern. Während Blum als Seelsorger sowie zwei weitere Patres für Volksschule und Ökonomieverwaltung in Ramsau bleiben durften, mussten die restlichen 12 Konventsmitglieder in das Münchner Zentralkloster übersiedeln. Von der vierflügeligen Klosteranlage überdauerte nur der Südflügel die Säkularisationszeit.

1899 errichteten die Franziskanerinnen in den verbliebenen ehemaligen Klosterräumlichkeiten ein Waisenhaus. An die Pfarrkirche St. Maria wurde 1859 ein rechteckiges Langhaus mit Dreiecksgiebeln über den Längswänden und einer Kuppel angebaut. Heute existieren von der ehemals einheitlichen neugotischen Innenausstattung nur mehr die von Max Schmalzl geschaffenen Wandgemälde im Chor. Der Hochaltar wird auf das Jahr 1678 datiert und stammt aus Guntersberg im Kreis Rosenheim.

Laura Scherr



 

SUCHE

LAGE IN BAYERN
Kartenausschnitt in Google Maps anzeigen