Neuburg a.d. Donau, Karmelitinnenkloster


 

GESCHICHTE

 

Neuburg an der Donau, Karmelitinnenkloster St. Josef – strenge Klausur für fromme Bürgerstöchter

 

 

 

Im Jahr 1661 stiftete Herzog Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, der eine streng katholische Ausbildung absolviert hatte und 1685 die Kurfürstenwürde errang, ein Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen in seiner Residenzstadt Neuburg. Der Herzog begründete das Franziskanerkloster und das Kollegiatstift St. Peter in Neuburg. Für die Niederlassung der Nonnen waren Häuser aus dem Besitz der Hofmark Gnadeneck in der oberen Vorstadt vorgesehen, die jedoch nach einem Jahr aufgegeben wurden. Anschließend erwarb der Herzog Grundstücke in der Neuburger Altstadt auf dem Berg und ließ dort neue Gebäude für die Karmelitinnen errichten. Papst Alexander VII. genehmigte mit einem Schreiben vom 28. Mai 1661 die Errichtung des Klosters, das für 21 Nonnen geplant war. Am 26. September 1661 stellte der Herzog in Schloss Grünau bei Neuburg den Stiftungsbrief aus. Neben der Schenkung der Klostergebäude war ein Kapital von 20000 Gulden vorgesehen, das 1669 noch um 10000 Gulden aufgestockt wurde.

 

Die ersten sechs Nonnen kamen aus Düsseldorf. Ihre Priorin war eine gebürtige Engländerin aus dem Grafengeschlecht Bedingfeld. Der Augsburger Weihbischof Kaspar Zeller und Herzog Philipp Wilhelm nahmen am 23. April 1663 die Grundsteinlegung vor. Bereits wenige Monate später, am 7. September 1663, erfolgte die feierliche Weihe der Klosterkirche zu Ehren des hl. Josef und der „Allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel“. In der Folgezeit wurde die Niederlassung durch den Zukauf der angrenzenden Lohnerschen Gastwirtschaft erweitert. Bei einem Angriff durch bayerische Truppen 1703 und durch einen Brand wurde die Anlage beschädigt, aber bald wieder repariert. 1722 kam eine Niederlassung des männlichen Ordenszweiges hinzu, die als Priesterhospiz in einem separaten Haus untergebracht war.

 

Das Kloster entwickelte sich vorbildlich und genoss einen guten Ruf. In seinen Mauern lebten zu dieser Zeit 81 Nonnen in strengster Klausur. 70 von ihnen waren Chorschwestern, unter ihnen 17 Nonnen adeliger Abstammung. Aus der Stadt Neuburg selbst traten 17 Frauen in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen ein. Eines ihrer bedeutendsten Mitglieder war die Landgräfin Ernestine Elisabeth Johanna von Hessen-Rheinfels, Schwester des Pfalzgrafen und Herzogs Johann Christian zu Sulzbach. Nach dem Tod ihres Mannes, des Landgrafen Wilhelm IX. von Hessen-Rheinfels, war sie 1731 in das Augustiner-Eremiten-Nonnenkloster St. Maria zu Kamp bei Boppard eingetreten, nahm den Ordensnamen Maria Theodora an, 1741 wechselte sie zu den Karmelitinnen nach Neuburg. Sie starb als Priorin im Alter von 78 Jahren im Jahr 1775.

 

Seit Mitte Juli 1802 waren im Zuge der Maßnahmen der Säkularisation im Neuburger Kloster auch viele Ordensschwestern aus München untergebracht. Ende August 1804 wurden dann beide Konvente – der Neuburger zählte damals noch 20 Mitglieder – in ein so genanntes Aussterbekloster nach Pielenhofen im Naabtal verbracht. Mit sechs Schiffen reisten die Nonnen mit all ihrem beweglichen Besitz, darunter auch Kunstgegenstände, Paramente und Reliquien, auf der Donau Richtung Regensburg. Kirche und Kloster in Neuburg wurden vom Staat verkauft und anschließend abgebrochen. An ihrer Stelle hat man fünf neue Anwesen errichtet. Die Nonnengräber, die sich einst in der Klosterkirche befanden, wurden in den Franziskanerfriedhof überführt. Das Grabmal der Landgräfin und ehemaligen Priorin Maria Theodora fand Aufstellung in der Gruft der Hofkirche. Heute erinnert an das einstige Kloster nur noch die Karmelitergasse in der Neuburger Altstadt.

 

 

 

Christine Riedl-Valder

 



 

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