Lauingen, Augustinerkloster


 

GESCHICHTE

Augustinerkloster Lauingen ? Hort der Wissenschaft über Jahrhunderte

In der alte Herzogsstadt Lauingen, dem Geburtsort des dominikanischen Universalgelehrten Albertus Magnus (1193?1280), ließ sich im Jahr 1292 der Bettelorden der Augustinereremiten nieder. Durch Ankauf und Stiftungen konnten sie ihren Besitz Anfang des 14. Jahrhunderts beträchtlich vergrößern. 1309 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt. Bereits 1403 hielt man das Generalkapitel des Ordens in Lauingen ab. Um 1420 musste die Kirche erweitert werden. Bedeutendstes Mitglied des Lauinger Konvents war der Prior und zeitweilige Provinzial Caspar Amman (reg. 1483?1524), der sich als Übersetzer von Psalmen undVerfasser einer hebräischen Grammatik einen Namen als Humanist machte. Er stand auch im Briefwechsel mit seinem Ordensbruder Martin Luther, ließ sich von diesem aber nicht zum Bruch mit dem alten Glauben überreden. Lauingen war ab 1505 die zweite Residenz von Pfalz-Neuburg; unter Herzog Ottheinrich wurde die Reformation eingeführt. Die meisten Augustinereremiten verließen nach der Amtszeit Ammans das Kloster. Als der Konvent 1540 nur noch aus drei Brüdern bestand, übergab der Prior das Kloster an die Stadt unter der Bedingung, dass die restlichen Augustiner zeit ihres Lebens im Kloster wohnen könnten. Die Stadt verwendete die Gebäude als Schule und Druckerei. Von 1616 bis 1618 wurde durch Herzog Wolfgang Wilhelm der katholische Glaube in Lauingen offiziell wieder eingeführt. Nachdem die Stadt im Dreißigjährigen Krieg zwischen 1632 und 1634 eine Besetzung durch die Schweden erlitten hatte, zogen 1644 die Dominikaner in die verwaisten Gebäude ein. Sie hatten die Absicht, das Kloster am Geburtsort ihres berühmten Ordensmitglieds Albertus Magnus zu erwerben. Doch die Augustinereremiten kehrten 1655 zurück und erhielten auf Befehl des Neuburger Herzogs Philipp Wilhelm trotz heftiger Proteste des Stadtrats ihren Besitz wieder zugesprochen. Unter dem Priorat von Onuphrius Schambach (reg. 1678?1684) erholte sich der fast ausgestorbene Konvent. Das 1670 hier eingerichtete theologische Studium verhalf den Augustinern zu einer bescheidenen Blüte.

Die weitere Klostergeschichte verzeichnet eine rege Bautätigkeit in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, da die Anlage während der Reformation und der Kriegszeit sehr gelitten hatte. Unter Prior Johannes Freysleben erfolgte 1716?1718 der Neubau der Klosterkirche. Sie erhielt das seltene Patrozinium des erst 1658 heilig gesprochenen und als ?Apostel Spaniens? verehrten Thomas von Villanova (1488?1555). Baumeister Josef Haller verwendete Teile des gotischen Vorgängerbaus (vor allem den Chor) mit. Die Inneneinrichtung stellten zum größten Teil Ordensmitglieder her. Die kunstvollen Sakristeischränke mit Intarsien, gezimmert und geschnitzt von den Laienbrüdern Bonifazius Hegelhofer und Clemens Wagner, haben sich bis in unsere Zeit erhalten. Ab 1728 entstand unter Prior Placidus Weber (1728-1740) der Neubau der Klostergebäude ? eine dreigeschossige, unregelmäßige Anlage ? nach Plänen von Christian Wiedemann. Der folgende Prior Possidius Bauer (1740?1746) erwies seiner Vaterstadt Lauingen einen unschätzbaren Dienst, als er im österreichischen Erbfolgekrieg durch sein Eingreifen die Stadt vor der Zerstörung rettete.

Im Sommer 1790 wütete ein ? angeblich gelegter ? Brand. Danach mussten Kloster und Kirche aufwändig in Stand gesetzt werden. Die äußere Gestalt des Gotteshauses wurde weitgehend bewahrt; das Innere dagegen hat man erneuert. Die Größe des lichtdurchfluteten und mit Pilastern gegliederten Saalbaus, der damals seine Gestalt erhielt, beeindruckt auch heute noch. In den Decken- und Wandmalereien, die der Donauwörther Freskant Johann Baptist Enderle 1791 schuf, vermischen sich reizvoll malerische Charakteristika des Rokoko und des frühen Klassizismus. Die Bilder werben für den Orden der Augustinereremiten: Sie zeigen Szenen aus dem Leben des heiligen Ordensgründers Augustinus sowie Bilder des Kirchenpatrons St. Thomas von Villanova und weitere Heilige des Augustinerordens.

Im Zuge der Säkularisation wurde die Verwaltung des Klosters am 1. September 1802kurfürstlichen Beamten übertragen. Die endgültige Aufhebung erfolgte am 20. März 1804. Die pensionierten Patres konnten bis 1811 im Kloster wohnen, die Bibliothek wurde dem Lyzeum in Dillingen übergeben. Von 1815 bis 1832 befand sich eine Kaserne in dem ehemaligen Kloster. Eine Eingabe an König Ludwig I. im Jahr 1837, das Kloster wieder seinem alten Zweck zuzuführen, blieb ohne Erfolg.

Von 1840 bis 1903 wurde das Gebäude als Lehrerseminar, dann als Lehrerbildungsanstalt genutzt. Seit 1965 ist es Sitz des Albertus-Magnus-Gymnasiums (Brüderstraße 8?10). Die ehemalige Klosterkirche diente nach dem Abzug der Mönche weiterhin dem Gottesdienst. In der großen Kartusche über dem Hauptportal prangt das Symbol des heiligen Augustinus: ein durchbohrtes Herz im Strahlenkranz als Hinweis auf die Gottes- und Nächstenliebe, die diesen Heiligen und seine Nachfolger auszeichnet.

Christine Riedl-Valder



 

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