Höglwörth


 

GESCHICHTE

Das Augustinerstift Höglwörth – ein Vorposten Salzburgs in AltbayernWolfgang Griesstätter (reg. 1522–1541), der auch Administrator in Baumburg war und ab 1541 als Fürstpropst von Berchtesgaden amtierte. Griesstätter gelang es nicht nur, den salzburgischen Bauernaufstand von Höglwörth fernzuhalten, es wird ihm auch ein maßgeblicher Anteil an der Erschließung des Eisenbergbaus zwischen Raschenberg und Neukirchen zugeschrieben.

Äußerer und innerer Verfall prägten jedoch die nachfolgenden Jahre im Stift Höglwörth. 1568 hielt sich nur noch ein Chorherr im Stift auf, die Gebäude waren herabgewirtschaftet und einsturzgefährdet. Propst Marquard von Schwendi (reg. 1609–1634) scheint sich nur wenig für die Belange Höglwörths interessiert zu haben. Er gehörte dem Orden der Augustinerchorherren gar nicht an, war zugleich Domherr in Salzburg, in Augsburg und in Passau und hielt sich nur selten in Höglwörth auf. 1614 verfügte Schwendi die Auflösung des Konvents und übertrug die beiden Stiftspfarreien Weltpriestern. Für die Verwaltung des Stiftes wurde ein weltlicher Inspektor eingesetzt.

Nach Schwendis Tod begann mit der Berufung von Chorherren aus den Stiften Au und Heilig Kreuz zu Augsburg der langsame Wiederaufbau in Höglwörth. Der neue Propst Wolfgang Zehentner (reg. 1652–1671) kam aus Baumburg. Er lenkte den Neubeginn in die für Bayern typische Richtung: als erstes wurde gebaut. Der vorhandene Baubestand, ein kleines enges Kirchlein mit zwei gotischen Türmchen und ein Dormitorium mit nur fünf Zellen, war alles andere als repräsentativ. Zehentner hätte am liebsten das ganze Stift aus seiner Insellage befreit und am Hang neue Gebäude errichtet, doch war für diese hochstrebenden Pläne kein Geld vorhanden. Man beschränkte sich daher auf einen Neubau an alter Stelle. Nachfolger des bauenden Propstes Wolfgang Zehentner wurde der schriftstellerisch tätige Adam Weber, der aus Neustift b. Brixen nach Höglwörth kam. In eine neue Phase trat das Verhältnis Höglwörths zum Erzbistum Salzburg mit der Ernennung des Propstes Patritius Pichler. Er war der erste in einer Reihe von Pröpsten, die nach der Wahl durch das Kapitel vom Salzburger Erzbischof nur mehr bestätigt wurden. Unter Propst Patritius begannen die Höglwörther Chorherren mit dem Neubau der Stiftskirche, 1690 erfolgte die Weihe. Der Disziplin im Stift scheint eher wenig Aufmerksamkeit zuteil geworden zu sein. Im 17. und 18. Jahrhundert im Hinblick auf die Klosterzucht, Ausbildung und den Personalstand des Chorherrenstifts ein deutlicher Verfall zu konstatieren. Eine Reihe inkompetenter Pröpste war gleichzeitig Ursache und Symptom. Dennoch wurde dem Propst Johann Puechner, der sich ansonsten nur durch Ehrgeiz und Verschwendungssucht auszeichnete, 1722 das Recht der Pontifikalien verliehen.

In der Folge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1802 wurde Höglwörth Erzherzog Ferdinand von Toscana übertragen und entging somit 1803 ein erstes Mal der drohenden Aufhebung. 1805 fiel Höglwörth an den Kaiser von Österreich. Zwar wurde 1806 die Kandidatenaufnahme verboten, das Stift selbst blieb jedoch erhalten. Als 1810 die provisorische französische Regierung in Salzburg ihre Arbeit aufnahm, wurde ein Weltpriester als Temporalienverwalter in Höglwörth installiert. Ein Jahr später setzte die nun bayerische Regierung den Propst von Höglwörth wieder ein. Bereits 1810 hatte eine Visitation deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Propst und Konvent konstatiert, in den folgenden Jahren scheint sich das Verhältnis nicht gebessert zu haben. 1813 beantragte der letzte Propst Gilbert Grab (reg. 1804–1817) selbst die Aufhebung seines Stiftes. 1816 verfügte ein Reskript des bayerischen Königs die Absetzung des Propstes und die Einsetzung eines Administrators. Das Reskript wurde jedoch nicht befolgt. Ab 1817 gehörte Höglwörth zum Zuständigkeitsbereich des Ordinariats Freising, das sich ebenfalls vergeblich um die Verwirklichung des Reskripts bemühte und mit dem Entwurf neuer Statuten den Fortbestand des Klosters sichern wollte. Am 30. Juli 1817 hatten Propst und Konvent ihr „Ziel“ erreicht: Das einzige von der Säkularisation verschont gebliebene bayerische Stift wurde – als letztes bayerisches Stift – aufgehoben. Aus der ehemaligen Stiftskirche wurde eine Filialkirche der ehemaligen inkorporierten Pfarre Anger.

Laura Scherr



 

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