Aura


 

GESCHICHTE
Aura ? stolze Benediktinerabtei des Mittelalters

Aura in der Rhön liegt an einer Biegung der Fränkischen Saale nahe Bad Kissingen. Oberhalb des Orts thront auf hohem Bergsporn die Pfarrkirche St. Laurentius, einst das Gotteshaus der Benediktinerabtei Aura. Bereits in karolingischer Zeit soll hier eine Burg gestanden haben, die als Gründungsausstattung aus dem Besitz der in der ?Fehde? von 1003 unterlegenen Schweinfurter Markgrafen an das Bistum Bamberg gelangte. Bischof Otto der Heilige (reg. 1102?1139) gründete an dieser Stelle zwischen 1108 und 1113 das Benediktinerkloster ?Uraugia?, dessen Kirche im Jahr 1113 geweiht wurde. Erster Abt war Ekkehard (gest. 1125), Mönch aus dem Bamberger Kloster auf dem Michelsberg und Fortsetzer der Weltchronik Frutolfs. Der Gründungskonvent kam aus Hirsau. Von Beginn an scheint die Dionysius-Zelle bei Kleinbrach ebenfalls zu diesem Kloster gehört zu haben. Erst 1122 stellte der Bamberger Bischof die formelle Stiftungsurkunde von Aura aus. Im folgenden Jahr bestätigte auch Papst Calixt II. die Gründung. 1167 lassen sich als Vögte des Klosters die in der Region einflussreichen Grafen von Henneberg belegen. Im Lauf des späteren Mittelalters scheint dann Würzburg Einfluss auf Aura bekommen zu haben, denn 1345 musste der neu gewählte Abt Ludwig dem dortigen Bischof Albrecht I. (reg. 1345?1349) die Treue schwören.

1469 schloss sich der Konvent unter Abt Bertold der Bursfelder Reform an. Dennoch war der Untergang langfristig gesehen nicht mehr aufzuhalten: Der ?Auraer Haufen? vertrieb im Bauernkrieg von 1525 die Mönche und brandschatzte die Klostergebäude. Eine Visitation von 1527 registrierte eine schwer beschädigte Kirche und beklagte die mangelnde Zucht im Kloster. Obwohl unter Abt Gregor (reg. 1523?1549) die Kirche wieder hergestellt und 1532 geweiht werden konnte, wurde das Kloster 1553 im Markgräflerkrieg erneut demoliert. Zum raschen Ende trug wohl auch die Misswirtschaft unter Abt Leonhard Gnetzamer bei, der 1556 wegen liederlicher Amtsführung in Münsterschwarzach seines dortigen Postens enthoben worden war. Nach einigen Jahren der Verbannung in St. Stephan in Würzburg wurde ihm gleichwohl die Leitung von Aura übertragen. Im Jahr 1564 hob Fürstbischof Friedrich von Wirsberg (1578?1573) das marode Kloster endgültig auf und wies dessen Einkünfte dem Amt ?Aura-Trimberg? der Würzburger Hofkammer zu. Ein Pater versah noch bis 1580 den Gottesdienst in der ehemaligen Klosterkirche.

Fürstbischof Gottfried von Aschhausen (reg. 1617?1622) versuchte östlich des früheren Klosters eine Neugründung. Nach seinem Tod wurde das Projekt jedoch aufgegeben. Von diesem Erneuerungsversuch zeugt die in den Anfängen steckengebliebene frühbarocke Kirche von erheblichen Ausmaßen mit bis in doppelte Stockwerkshöhe gediehenen Mauern. Die Anlage mit schmalem Querhaus und halbrunder Apsis wäre eine der ersten Wandpfeilerkirchen in Franken geworden.

Vom mittelalterlichen Benediktinerkloster ist kaum etwas an originaler Substanz überliefert. Es bedeckte ursprünglich die Spitze des Bergsporns und war von einer Mauer umgeben, die im Bereich des Friedhofs teilweise erhalten ist. Die Kirche markierte den höchsten Punkt des Klosters. Nördlich davon erstreckte sich der Kreuzgang. Spolien (Überreste) des romanischen Kreuzgangs wurden 1874 in einer Mauer des Kirchhofs eingelassen. Von den Klostergebäuden sind lediglich die Sakristei und der Kapitelsaal aus der Zeit der Romanik überliefert. Die so genannte Sakristei zeichnet sich durch ihr vierteiliges Gewölbe auf rundem Mittelpfeiler aus.

Obwohl im 17. und 18. Jahrhundert stark verändert, bildet die Kirche St. Laurentius das wichtigste Baudenkmal der Romanik im Saaletal. Einst handelte es sich um eine basilikale Anlage mit einem sechsjochigen Langhaus und stilistischen Bezügen zur Hirsauer Schule. Die unter der Verkleidung der Barockzeit ablesbaren romanischen Säulen mit Würfelkapitellen weisen einen charakteristischen Stützenwechsel auf, bei dem auf zwei Säulen jeweils ein Pfeiler folgt. In das Langhaus ragt ein zweijochiger Vorchor hinein, der sich in den zweijochigen Chorraum im Osten fortsetzte. Dieser war beiderseits in Fortsetzung der Seitenschiffe von kreuzgewölbten Räumen begleitet. Drei Apsiden bildeten den östlichen Abschluss. Über den beiden östlichen Räumen erhoben sich Türme. Diese waren bereits zu Zeiten von Fürstbischof Julius Echter (reg. 1573?1617) so ruinös, dass sie abgetragen und durch den heutigen Turm ersetzt wurden. Ein Querhaus im Osten fehlt. Der Kirche war ein Westwerk mit zwei Türmen vorgelagert, das bis in Höhe der Friedhofsmauer reichte. Nach dem Untergang des Klosters hat man 1687 dieses Westwerk ebenfalls abgebrochen.

(Erich Schneider)



 

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