Schwandorf, Niederbronner Schwestern


 

GESCHICHTE

Schwandorf, Niederbronner Schwestern – Krankenpflege auf höchstem Niveau

 

Seit 1927 plante man in Schwandorf den Neubau des städtischen Krankenhauses, da das bislang genutzte Gebäude auf dem Pflegberg nahe dem Pfleghof im Laufe der Zeit viel zu klein geworden war (siehe Schwandorf, Mallersdorfer Schwestern). Zu diesem Zweck erwarb die Stadt von der Bayerischen Braunkohle Industrie die Villa Kösters mit ihrem großen Parkgrundstück an der Steinberger Straße und verkaufte es am 30. Juni 1930 an die Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser. Nach seinem Gründungskloster in Niederbronn trägt dieser Orden auch den Namen „Niederbronner Schwestern“. Die Zentrale der Ordensprovinz befand sich damals in Neumarkt. Von dort trafen am 24. September 1930 die ersten Schwestern in Schwandorf ein. Sie fanden vorerst in der Villa Kösters eine Unterkunft. Im Auftrag der Schwesternkongregation erfolgte am 5. Oktober 1930 die Segnung des Bauplatzes und der erste Spatenstich für das neue St. Barbara-Krankenhaus und das neue Konventgebäude. Rund ein Jahr später, am 6. Dezember 1931 segnete Bischof Dr. Miachel Buchberger die beiden Neubauten. Zur Jahreswende 1931/32 nahmen die Niederbronner Schwestern das neuerbaute Krankenhaus mit 110 Betten in Betrieb. Ihr Aufgabengebiet erstreckte sich auf die gesamte Verwaltung und alle Bereiche der Krankenversorgung. Der Konvent umfasste damals 27 Schwestern, sowie 12 Kandidatinnen und Praktikantinnen.

Unter dem NS-Regime hatten die Schwestern ab 1933 mit schweren Belastungen zu kämpfen, da die Nationalsozialisten die geistlichen Ordensgemeinschaften mit allen Mitteln abschaffen wollten. Doch aufgrund ihrer hervorragenden Kenntnisse in der Krankenpflege waren die Schwestern auch bei den neuen Machthabern geschätzt. Am 1. April 1941 gründete die NSDAP zusammen mit den Niederbronner Schwestern eine Krankenpflegeschule in Schwandorf, in der NS-Schwestern ausgebildet wurden. Die „braunen“ Schwestern wohnten in einem Heim in der Wöhrvorstadt. Sie arbeiteten außerhalb des St. Barbara-Krankenhauses. Von Januar 1942 bis zum Juli 1945 war im St. Barbara-Krankenhaus ein Reservelazarett eingerichtet. Im Juni 1943 übernahm ein NS-Oberstabsarzt die Leitung des Krankenhauses. Die Schwestern mussten sich in dieser Zeit sehr einschränken; ihre Mithilfe im Krankenhaus wurde jedoch dringend benötigt. Bei der Bombardierung des Schwandorfer Bahnhofes und der angrenzenden Wohngebiete am 17. April 1945 wurde auch das Krankenhaus getroffen und zu mehr als 25 Prozent zerstört. Der Krankenhausbetrieb ging trotzdem weiter. Viele Verletze fanden hier Aufnahme, Schutz und wurden unter schwierigsten Bedingungen versorgt.

Nachdem alle Kriegsschäden beseitigt waren, entwickeln die Niederbronner Schwestern ihr Krankenhaus stetig weiter. 1962 eröffneten sie einen Erweiterungsbau mit 120 zusätzlichen Betten, dem 1971 ein neuer Verwaltungstrakt angefügt wurde. Die damalige Oberin M. Gallena Pfeifer erhielt für ihre Verdienste 1967 die Bürgermedaille verliehen. Die vielen Neuerungen im Gesundheitswesen bedeuteten für die Schwestern aber eine große Herausforderung. Zur Diskussion stand damals die Umwandlung der Einrichtung in ein Altersheim. Doch die Kongregation beschloss, sich den schwierigen Aufgaben zu stellen. 1974 / 75 fand die zweite große Erweiterung des Krankenhauses mit Personalwohnheim und Krankenpflegeschule statt. Mit der Erhöhung der Bettenzahl vergrößerte sich auch die Anzahl der Beschäftigten und der im Krankenhaus tätigen Ordensschwestern. Daher erwarb die Kongregation 1978 fünf Mehrfamilienhäuser an der Rothlindenstraße, ließ sie sanieren und richtete in ihnen Wohnungen für die Schwestern und das übrige Personal ein. Während der Konvent zur 25-Jahr-Feier noch 46 Schwestern zählte, umfasste er zur 50-Jahr-Feier 1981 bereits 69 Ordensfrauen. Von 1982 bis 1990 wurde das Krankenhauses St. Barbara grundlegend saniert. In der Folgezeit hat man dann die einzelnen Abteilungen modernisiert und den neuesten medizintechnischen und digitalen Entwicklungen angepasst.

Der zunehmende Nachwuchsmangel in den geistlichen Orden wirkte sich jedoch auch auf den Konvent der Niederbronner Schwestern in Schwandorf aus. 1997 gehörten ihm noch 53 Nonnen an. Ein Großteil von ihnen versah in den Folgejahren auch noch in weit fortgeschrittenem Alter den Pflegedienst im Krankenhaus. Seit 2008 gehörte das St. Barbara-Krankenhaus zum Krankenhausverbund der Barmherzigen Brüder, die ab 2009 Hauptgesellschafter wurden. Zum 1. Juli 2010 übernahmen die Barmherzigen Brüder die vollständige Trägerschaft des Hauses und sorgten für die weitere stetige Modernisierung der Einrichtung. Ende Juli 2017 musste die Gemeinschaft der Schwestern vom Göttlichen Erlöser am Krankenhaus St. Barbara aufgelöst werden. Das hohe Alter der hier noch tätigen Schwestern veranlassten die Generalleitung des Ordens zu diesem Schritt. Mit der Auflösung des Schwesternkonvents endete am Krankenhaus St. Barbara in Schwandorf eine fast 90jährige Ära, in der sich die Niederbronner Schwestern seit der Gründung des Krankenhauses im Jahr 1931  für das Wohl der Kranken aus der ganzen Region engagierten.

Christine Riedl-Valder




 

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