Aiterhofen


 

GESCHICHTE

 

Aiterhofen, Franziskanerinnenkloster St. Josef

 

 

 

Das Kloster verdankt seine Gründung dem sozialen Engagement der Söldnerstochter Angela Fraundorfer (1806–1877). Im Anwesen ihrer Eltern in Geltolfing – heute ein Ortsteil von Aiterhofen – hatten verwaiste und uneheliche Kinder ein neues Zuhause gefunden. Als Angela Fraundorfer 1833 den Besitz von ihrem Vater übernahm, entschloss sie sich, ihr Leben ganz in den Dienst der in dieser Zeit von der Gesellschaft verachteten außerehelichen Kinder zu stellen. Unterstützung und geistlichen Beistand fand sie bei dem charismatischen Pfarrer und Visionär Franz Sales Handwercher aus Oberschneiding. Einige junge Frauen erklärten sich bereit, Anna Fraundorfer zu helfen. Um in christlicher Gemeinschaft zusammenzuleben und ihre sozialen Aufgaben zu erfüllen, brauchten sie ein gemeinsames Haus.

 

Nach langjährigen Bemühungen und vielen Bittgesuchen an die einschlägigen Ämter genehmigte schließlich König Ludwig I. in einem Schreiben vom 26. April 1846 die Gründung eines Klosters in Aiterhofen. Auf dem Bauplatz im Pfarrgarten von Aiterhofen, den Pfarrer Stummerer im Austausch mit einem Acker der Familie Fraundorfer abgetreten hatte, erfolgte am 20. April 1847 die Grundsteinlegung zum ersten Klosterbau. Am 7. November 1848 konnte die Gründerin mit ihren Gefährtinnen das Haus beziehen. Die Gemeinschaft kam unter den Schutz des Regensburger Bischofs Valentin von Riedel und erhielt die Ordensregel des hl. Franziskus. Eine Nonne der Regensburger Klarissen unterwies die Frauen im Klosterleben. Am 14. Februar 1849 fand in der Pfarrkirche die feierliche Einkleidung von 14 Schwestern statt. Ein Jahr darauf, am 21. Februar, legten die ersten „Franziskanerinnen von der Buße“ aus Aiterhofen die Gelübde ab. Ein 1852 erworbenes Ökonomiegebäude bildete die Grundlage für die wirtschaftliche Eigenständigkeit der Gemeinschaft.

 

Von Anfang an erhielten bedürftige Kinder und Jugendliche im Kloster ein neues Heim. Nach einer Erweiterung des Hauses und dem Anbau einer Kapelle 1860, wurde ab 1862 der Unterrichtsbetrieb – vorerst für 23 „Zöglinge“ – aufgenommen. 1881 erreichten die Schwestern die staatliche Genehmigung der Klosterschule. Dazu kam eine Lehrerbildungsanstalt, die von 1886 bis 1935 unter der Leitung der Franziskanerinnen für den pädagogischen Nachwuchs sorgte. Vor der Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten 1941 gehörten eine dreiklassige Haustöchterschule, eine achtklassige Mädchenvolksschule und eine Nähschule zum Institut. Im Zweiten Weltkrieg diente das Kloster als Lazarett.

 

Mit einer dreiklassigen Mädchen-Mittelschule starteten die Franziskanerinnen von Aiterhofen 1946 den Neubeginn. Einige Schwestern erteilten auch in den umliegenden Volksschulen Unterricht. In der Folgezeit wurden ein Winterkurs für ländliche Hauswirtschaft (bis 1964) sowie einjährige hauswirtschaftliche Grundlehrgänge (bis 1981) und eine Haushaltungsschule (bis 1993) betrieben. Lehrwerkstätten für Paramentenstickerei und Damenschneiderei ergänzten das Ausbildungsangebot. 1962 wurde die „Angela-Fraundorfer-Schule“, eine vierklassige Mädchen-Realschule, gegründet mit einem angeschlossenen Internat. Die „Fachschule für Altenpflege St. Franziskus“ wurde 1995 eröffnet. 

 

Derzeit gehören 45 Schwestern in Deutschland und 65 Schwestern in Brasilien und Bolivien zum Orden der Franziskanerinnen von der Buße. Bereits 1935 waren die ersten Frauen nach Brasilien aufgebrochen, um dort aus der franziskanischen Spiritualität heraus zu wirken und sich karitativen Aufgaben zu widmen. Sie übernahmen ein Krankenhaus in Bariri (Staat São Paulo) und ein Waisenhaus in Barretos. 1992 weitete der Orden seine sozialen Aktivitäten bis nach Bolivien aus. Die Schwestern in Südamerika engagieren sich in den sozialen Brennpunkten für die Jugend- und Gemeindeseelsorge, die Kranken- und Altenpflege, in der Ausbildung, der Betreuung der Straßenkinder, der Bewegung landloser Bauern und dem Naturschutz.

 

Die Aktivitäten des Mutterhauses in Aiterhofen erstrecken sich in der Gegenwart auf Unterricht und Ausbildung (Kindergarten und -krippe, Mädchenrealschule, Berufsfachschule, Internat), Seelsorge, Krankenpflege und Seniorenbetreuung. Auch die Fahnen- und Paramentenstickerei des Klosters mit angeschlossener Restaurierungswerkstätte genießt überregional große Anerkennung. Das Franziskanische Jugendhaus bietet seit einigen Jahren ein Freizeitprogramm für junge Erwachsene mit Meditationen, Kreativkursen und mehr. Der Gästebereich des Klosters bietet Einzelpersonen, Ehepaaren und Familien die Teilnahme an Besinnungstagen oder das „Kloster auf Zeit“ ausprobieren wollen.

 

(Christine Riedl-Valder)

 

 

 

Link:

 

www.kloster-aiterhofen.de

 



 

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