Neuburg a.d. Donau, Benediktinerinnen


 

GESCHICHTE

Das Kloster der Benediktinerinnen zu Neuburg a.d.Donau ist auf dem ummauerten Teil des Stadtberges über der Donau anzunehmen, nordöstlich der heutigen Hofkirche, auf dem Platz des späteren Jesuitenkollegs. Die ursprüngliche Pfalzkapelle der herzoglichen Pfalz mit dem Marienpatrozinium war Vorläufer der späteren Klosterkirche Unsere Liebe Frau, ebenfalls geweiht der Heiligen Jungfrau Maria und Johannes dem Evangelisten. Das Gebäude der Klosterkirche wurde 1602 vollständig abgebrochen und auf dem Platz entstand ab 1607 die ursprünglich protestantische, 1618 durch die Jesuiten fertig gestellte, barocke Hofkirche.
Ein genaues Gründungsdatum für das Kloster lässt sich nicht mehr ermitteln, zumal auch keine Gründungsurkunde überliefert ist. In einem auf das Jahr 1001 datierten Brief des Tegernseer Mönches Froumund wird eine Äbtissin zu Neuburg erwähnt, was auf eine frühere Klosterstiftung vor Kaiser Heinrich II. schließen lässt, der am 1. November 1007 die abbatiam in loco Niuenburc dem Bistum Bamberg schenkungsweise überschreibt. Kaiser Heinrich II. und seine Gattin Kunigunde spielen für die frühe Klostergeschichte als „Gründer“ des Klosters eine bedeutende Rolle.
Die Vogtei über das Kloster (ebenso wie über das benachbarte Benediktinerinnenkloster Bergen) ging nach 1180 von Bamberg an die Wittelsbacher über, nach 1247 befinden sich Amt Neuburg, Stadt und Klostervogtei zusammen in der Hand der bayerischen Herzöge. Das Benediktinerinnenkloster steht nunmehr in engen Beziehungen zum Haus Wittelsbach.
1444 verfasste die Äbtissin Anna auf ausdrücklichen Wunsch des Herzogs Ludwig VIII. einen als Urkunde besiegelten ausführlichen Bericht, in dem sie alle Nachrichten über das Leben und wundertätige Wirken eines sagenhaften, ungarischen Bischofs Hilarius, angeblich Kanzler Kaiser Heinrichs II., zusammenstellt, dessen Grab sich – wie noch Aventin bezeugt – in der Klosterkirche befand, für eine vom Herzog geplante Heiligsprechung dieses Bischofs.
Der Gründungsbesitz des Klosters wird kontinuierlich gemehrt, 1322 überlässt der Augsburger BischofFriedrich Spät von Faimingen dem Kloster als Entschädigung für die Verwüstungen durch die Feinde Kaiser Ludwigs des Bayern die Pfarrei zu Ried mit ihren Einkünften, 1360 erhält das Kloster die Pfarrei Leidling. Aus einer Urkunde vom 23. Februar 1463, in der Papst Pius II. die Domdekane von Augsburg und Eichstätt damit beauftragt, dafür zu sorgen, dass die bei einem Brand 1463 (incendium in monasterio … positum) vernichteten Privilegien des Klosters demselben neu ausgestellt werden, lässt sich ein Großteil des damaligen Klosterbesitzes rekonstruieren, u.a. Großmehring, Zagelham (= Kleinmehring), Langenmosen, Winkelhausen, Malzhausen, Eutenhofen, Hollenbach, Zell, Dinkelshausen, Joshofen und Erlachhof. Neben dem Grundbesitz gehörte die halbe Donaubrücke und ein Teil des Brückenzolles dem Kloster und wurde jährlich nach einem Gerichtsbrief von 1388 an die Stadt zu Lehen verliehen, ebenso wurden 1393 durch den Vogt Eberhard Mistelbeck der Klostermühle die ältesten Rechte auf das beste Mühlwasser an der Donau bestätigt.
Da die Klosterkirche Unsere Liebe Frau gleichzeitig als zweite Pfarrkirche (neben St. Peter) in Neuburg fungierte, kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Kloster und Pfarrer, so über die Abhaltung der Jahrtage, die Aufbewahrung des Kirchenschatzes, den Schutz des Friedhofes vor weidenden Tieren oder die Wahl geeigneter Kaplane für den Kaiser-Heinrich-Altar etc., bis 1510 die Pfarrkirche von Papst Julius II. auf Bitten der Äbtissin Margarethe von Bayern dem Kloster inkorporiert wurde. Wie sich auch aus verschiedenen Ablassurkunden, in denen alle Konventsmitglieder namentlich aufgeführt sind, belegen lässt, war der Konvent um 1500 in der Tat recht ansehnlich, z.B. 1490 anlässlich der Türkenkriege, 33 Schwestern, 1510 37 Schwestern und 1518 39 Schwestern.
Nach der Einführung der Reformation in Neuburg durch Ottheinrich 1542 wurde das Kloster zwar nicht sofort aufgehoben, aber nach dem Ende der kurzen Rekatholisierung im Schmalkaldischen Krieg und dem Tod der letzten regulären Äbtissin, Magdalena Hundt von Lauterbach, übernahm die Administratorin Barbara Ringhammer die Verwaltung des Klosters. Dieselbe verließ dann am 21. September 1584 zusammen mit einer ehemaligen Dominikanerin und zwei Laienschwestern das Kloster für immer, um mit aller beweglichen Habe und Kirchenzier sowie einer gnädig gewährten Abfindung zuerst ins Kloster Kühbach, dann nach Hohenwart zu gehen.

Dr. Silvia Strodel




 

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