Walderbach


 

GESCHICHTE

Zisterzienserkloster Walderbach - Romanik im Regental

Am Anfang des späteren Zisterzienserklosters St. Maria und St. Nikolaus in Walderbach stand ein Stift für Augustinerchorherren, errichtet um 1140 vom Burggrafen von Regensburg, Otto I. von Stefling-Riedenburg. Schon bald wurde das Stift in eine Zisterze umgewandelt. Als Gründungsjahr gilt 1143 mit einer Besiedlung durch Zisterzienser aus dem erst zehn Jahre zuvor gegründeten Kloster Waldsassen. 
Die Herren von Stefling-Riedenburg bestimmten Walderbach zu ihrer Familiengrablege. Ein Hochgrab des Stifters Otto I. (gest. 1142) stand einst in der Klosterkirche. Ob er tatsächlich in Walderbach beigesetzt wurde, war umstritten, denn auch das Regensburger Kloster St. Emmeram erhob Anspruch auf seine Grablege. Nach der Hausüberlieferung sollen in Walderbach, neben anderen Familienmitgliedern, auch Ottos Gemahlin Adelheid, seine Söhne Otto und Friedrich und seine Schwester Udilhilde beigesetzt worden sein.
Die Gründung im Altsiedelland des Regentals konnte als späte Nachbarin der im Jahr 1118 gegründeten Benediktinerabtei Reichenbach keinen umfangreichen Grundbesitz mehr erwerben. Mit dem Kanonikerstift zur Alten Kapelle in Regensburg tauschte man 1466 die Hofmark und Kirchenvogtei Kirchenrohrbach gegen die Pfarrei Ramspau im Regental. Von Anbeginn war die Zisterze Walderbach dem Bistum Bamberg unterstellt. Der Bamberger Reformbischof Otto I. (reg. 1102-1139) hatte bereits die Gründung des Chorherrenstifts betrieben. Als Schutzherren traten auf: 1177-1181 der Bamberger Bischof, 1249 Papst Innozenz IV. und 1277 König Rudolf von Habsburg. Zu den erteilten Privilegien gehörte die Befreiung von der weltlichen Gerichtsbarkeit und Abgabenfreiheit. Zwei Wallfahrten unterstanden dem Kloster: ab 1256 die Kirche in Ast und ab 1280 die Heilig-Blut-Wallfahrt "Zum Stock". Im frühen 15. Jahrhundert erhielten die Äbte von Walderbach das Recht der Pontifikalien. 
Zwischen 1419 und 1436 verwüsteten immer wieder Heere der böhmischen Hussiten ihre Nachbarländer. So wurde auch Walderbach 1428 und 1433 das Opfer von Brandschatzung und Verwüstung. Der Neubau der Klostergebäude zog sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hin. Er mündete in eine Zeit, die in Walderbach, wie vielerorts in der Oberpfalz, zu einem Verfall der klösterlichen Disziplin führte; 1540 wurde für die Abtei ein Administrator eingesetzt. Als 1556 auch in Walderbach die Reformation eingeführt wurde, bekannte sich die Mehrzahl des Konvents bereits zur neuen Lehre. Das Kloster kam unter die Aufsicht eines Klosterrichteramts zu Walderbach. Die Wallfahrten wurden verboten und 1567 vollzog man auf kurfürstlichen Befehl in Walderbach die "Abtuung der Bilder". 
Erst 1669 kehrte, im Zuge der Rekatholisierung der Oberpfalz unter dem bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria, in Walderbach wieder klösterliches Leben ein. Die Wiederbesiedlung übernahmen Mönche aus der Zisterze Aldersbach. Schon wenige Jahre später, 1691, hatte Walderbach seine Selbstständigkeit als Abtei zurückgewonnen. 
Zu jener Zeit waren die alten Klosterbauten in einen schlechten Zustand geraten. 1687 nahm man in Walderbach einen umfassenden Neubau der so genannten Prälatur in Angriff, der sich freilich bis 1732 hinzog. Die mittelalterliche Abteikirche, ein Hallenraum mit drei gleich hohen Schiffen, stammt aus dem späten 12. und frühen 13. Jahrhundert. Sie erfuhr im 18. Jahrhundert durchgreifende Veränderungen: 1745 ersetzte man die drei romanischen Apsiden durch ein neues dreiseitiges Chorhaupt. 1779 entstand anstelle der romanischen Vorhalle ein neuer Turm.
1803 wurde das Zisterzienserkloster Walderbach säkularisiert und seine Hofmark aufgelöst. Bereits 1802 hatten die Behörden nach dem Tod des letzten Abts dem Konvent eine Neuwahl verboten. Die Konventbauten wurden teils privatisiert und als Brauerei, teils als Sitz von Behörden verwendet. Die Klosterkirche diente fortan als Pfarrkirche. Die Wallfahrtskirche "Zum Stock" wurde hingegen profaniert und als Bauernhof weiter verwendet.
Seit der Freilegung ihrer alten Fresken und des Quaderwerks im Langhaus im Jahr 1888 gilt die Pfarrkirche St. Nikolaus in Waldersbach als eines der Hauptwerke der Romanik in Bayern. Heute beherbergt ein Teil der ehemaligen Klostergebäude auch das Museum des Landkreises Cham.

( Peter Morsbach )



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Grabplatte des Abtes Georg (gest.1536), Steinrelief/Rotmarmor, nach 1536, Walderbach, ehem. Zisterzienserklosterk. St. Maria/Nikolaus.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Voithenberg, G.)

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