Ottobeuren


 

GESCHICHTE

Ottobeuren - Der Schwäbische Escorial 

Die spätere Reichsabtei führt ihre Entstehung zurück auf den Adeligen Silach. Seine Familie gründete im Jahr 764 in "Uttinburra", d.h. "bei den Höfen des Utto", ein Eigenkloster. Für die Stiftung wurden Reliquien des hl. Alexander aus Rom beschafft. Noch heute hütet Ottobeuren einen kostbaren Seidenmantel aus dieser Zeit. Bedeutsam wurde der hl. Ulrich für die von seinem Neffen Adalbero geleitete Abtei. Ulrich verschaffte dem Kloster die Reliquien des hl. Theodor und erwirkte im Jahr 972 von Kaiser Otto den Großen den "Grossen Freiheitsbrief". Dieses Privileg garantierte Ottobeuren die freie Abtwahl und befreite es von allen Abgaben und Diensten für das Reich.
Unter dem sel. Abt Rupert I. und seinen Nachfolgern wurde Ottobeuren im 12. Jahrhundert ein Zentrum der vom Kloster Hirsau übernommenen Reformbewegung und der Buchkunst.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts geriet die bisher freie Abtei in die Abhängigkeit des Kaisers. Ab 1356 unterstand Ottobeuren der Vogtei des Hochstifts Augsburg. Das sehr vermögende Kloster wurde vorrangig als Wirtschaftsbetrieb geführt. Es verfiel in geistlicher Hinsicht; im Jahr 1471 lebten nur zwei Benediktiner in Ottobeuren.
Ihren geistlichen und humanistischen Neubeginn erlebte die Abtei im 16. Jahrhundert. So wurde bereits 1509 eine Druckerwerkstatt eingerichtet. Der Bauernkrieg von 1525 zog zwar das Kloster stark in Mitleidenschaft, doch erlaubte die Finanzkraft schon eine Generation später eine Umgestaltung im Stil der Renaissance. Schwerwiegender verlief die Plünderung von Ottobeuren durch die Schweden im Kriegsjahr 1634.
Von immenser Bedeutung für das Kloster auf allen Gebieten war Abt Rupert II. Ness (reg. 1710-1740). Ihm gelang 1710 der Rückkauf der Vogteirechte vom Hochstift Augsburg und damit die Rangerhöhung der Abtei zum Reichsstift.
Den Äbten Rupert Ness und Anselm Erb verdankt Ottobeuren auch sein architektonisches und künstlerisches Erscheinungsbild. Die schwäbischen Baumeister Simpert Kraemer und Johann Brenner schufen die gewaltige barocke Anlage der Konventbauten. Im Stil des Rokoko entstand dann die neue Klosterkirche als Werk von Johann Michael Fischer. Die grandiose Innenausstattung des Kirchenraums beschäftigte zahlreiche Künstler, beispielsweise den Stukkator Johann Michael Feichtmayr. Die Kirchenweihe des Jahres 1766, zugleich als offizielle Millenniumsfeier der Abtei begangen, markierte einen Höhepunkt.
Am Ende des Alten Reichs umfasste das weltliche Territorium der Abtei rund 10000 Untertanen im Marktort Ottobeuren und in 27 Dörfern auf mehr als 250 Quadratkilometer Fläche im Schwäbischen Reichskreis. Im August 1802 erfolgte die "militärische provisorische Besitzergreifung" mit der Einquartierung einer kleinen Wache kurbayerischer Soldaten in der Abtei. Mit Dekret Kurfürst Max IV. Josephs wurde das Reichsstift am 1. Dezember 1802 kurpfalzbayerisches Hoheitsgebiet und die Abtei formell aufgehoben. Die Klosterkirche übernahm 1805 die Funktion der Pfarrkirche für den Marktort Ottobeuren. Die weitläufige Konventanlage des "schwäbischen Escorial" beherbergte das neu geschaffene Landgericht. Ein Teil des Konvents wurde jedoch nicht vertrieben und konnte, ungeachtet mancher Einschränkungen im monastischen Leben, die benediktinische Kontinuität wahren.
König Ludwig I. verfügte die offizielle Wiederbelebung des Klosters als Priorat der Benediktinerabtei St. Stephan in Augsburg. Der letzte alte Ottobeurer Mönch erlebte am 13. November 1835 die Neubesetzung des Klosters durch Augsburger Benediktiner. Mit päpstlichem Breve vom 20. Juli 1918 wurde das Priorat Ottobeuren wieder zu einer Abtei und 1926 die Klosterkirche zur päpstlichen Basilika erhoben.
Bekannt ist die anlässlich der 1200-Jahrfeier 1964 begründete und seither alljährlich stattfindende "Ottobeurer Studienwoche". Das Ottobeurer Musikarchiv pflegt das reiche musikalische Erbe der Abtei, insbesondere aus dem 18. Jahrhundert. Die in Ottobeuren beheimatete Zweiggalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zeigt zahlreiche Gemälde aus der Abtei.

( Christian Lankes )



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Merz, J.G., Ansicht der Benediktinerabtei Ottobeuren, Kupferstich, um 1730, Memmingen, Städtisches Museum.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Voithenberg)

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