Nürnberg, Klarissenkloster St. Klara


 

GESCHICHTE

 

Nürnberg, Klarissenkloster – Heimstätte frommer Frauen aus Nürnberger Bürgerfamilien

 

 

 

Das Klarissenkloster in Nürnberg entstand als Nachfolgegemeinschaft in den Gebäuden des 1279 aufgelösten Magdalenenordens am heutigen Frauentor. Für den neuen Konvent wurden zur Unterweisung in die Ordensregel Nonnen aus Söflingen (bei Ulm), das etwa 40 Jahre zuvor als erstes deutsches Klarissenkloster gegründet worden war, berufen. Die Niederlassung erfreute sich großzügiger Schenkungen. Dabei erwiesen sich die beiden Nürnberger Bürger Friedrich (gest. vor 1329) und Eberhard Ebner (gest. vor 1323), die dann in den Franziskanerorden eintraten, als besondere Wohltäter. Auch Guta, die Witwe des wohlhabenden Eberhard von Berg, brachte einen ansehnlichen Besitz mit, als sie sich zusammen mit ihren drei Töchtern den Nonnen anschloss. Auf diese Weise wuchsen die Bedeutung und das Eigentum des Klosters im Lauf des 14. Jahrhunderts beträchtlich an. Bischof Peter von Bamberg weihte Kirche und Kirchhof am 1. Juni 1339 zu Ehren der hl. Klara. Die Klarissen hatten auch viel Zulauf von den weiblichen Mitgliedern gut situierter Nürnberger Bürgerfamilien. Damit flossen ihnen weiterhin Stiftungen und Schenkungen zu. Das Klosterareal nahm damals die gesamte Fläche zwischen Klaragasse, Sterngasse, Vorderer Sterngasse und Königstraße ein.

 

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus ausgebaut. Langhaus und Chorjoch kamen unter ein Satteldach, die romanischen Rundbogenfester ersetzte man durch gotische Spitzbogenöffnungen. Der untere Teil des Nonnenchors wurde in eine an der Nordseite des Langhauses angebaute Kapelle (die heutige Caritas-Pirckheimer-Kapelle) verlegt, der obere Teil wurde abgerissen und in größeren Ausmaßen neu errichtet. Die Westfassade erhielt gotische Maßwerkfenster. 1434 kam noch eine neue Sakristei an der Nordseite dazu. Auch der zweigeschossige Silberturm, neben der Kirche das einzige heute noch erhaltene Bauwerk des Klosters, entstand in dieser Zeit.

 

Nach und nach stellten sich bei den Nürnberger Klarissen Verfallserscheinungen in der Beachtung von Zucht und Ordnung ein. 1452 verlangte der Rat der Stadt die Einführung der Observanz im Kloster. Die Klarissen schlossen sich noch im selben Jahr der reformierten Straßburger Observantenprovinz an und wurden am 24. Juli 1452 von dem später heiliggesprochenen Johannes Capristran visitiert. Dies brachte einen neuen Aufschwung für das Nürnberger Kloster, dessen Nonnen nun als Reformerinnen in andere Niederlassungen der Klarissen berufen wurden (nach Brixen 1455, Bamberg 1460, Eger 1465, München 1480, Söflingen 1484). Zwischen 1473 und 1476 wurden Kreuzgang und Dormitorium erweitert.

 

Um 1500 zählte das Klarakloster rund 60 Nonnen. Vor allem unter Äbtissin Caritas Pirckheimer (reg. 1503–1532), einer bedeutenden Humanistin, erlebte das Kloster ein hohes Niveau im Bereich der Bildung und der theologisch-geistigen Auseinsandersetzung. Alle Schwestern erhielten Lateinunterricht und eine umfassende Bildung, die sie in die Lage versetzen sollte, sich mit ihrem Glauben kritisch auseinanderzusetzen. Die finanzielle Lage des Klosters hatte sich jedoch in jener Zeit drastisch verschlechtert. Die Ursache hierfür lag in den sinkenden Einnahmen und den extrem gestiegenen Ausgaben. Hohe Kosten verursachten die Erweiterung der Klosterkirche und notwendige Renovierungsarbeiten an den Klostergebäuden. Die Äbtissin beantragte daher 1505 beim Papst die Bewilligung eines Ablassbriefes, der auch genehmigt wurde. Damit konnte das Kloster auch weniger bemittelten Bürgern einen Anreiz zur finanziellen Unterstützung geben. Bürgermeister Anton Tucher stiftete dem Konvent 1517 eine Orgel. Die wirtschaftliche Situation verschlimmerte sich jedoch erneut, als der Rat 1525 beschloss, eine Verbrauchssteuer auf Bier und Wein zu erheben. Da die Schwestern selbst Bier brauten, mussten sie diese zusätzlichen Abgaben leisten.

 

Nach dem Religionsgespräch im März 1525 beschloss die Stadt die Einführung der Reformation und die Schließung aller Klöster in Nürnberg. Der Innere Rat setzte protestantische Prediger ein, die zusammen mit dem Klosterpfleger Kaspar Nützel die Nonnen zur Lehre Luthers bekehren sollten. Sie scheiterten jedoch am Widerstand von Äbtissin Caritas Pirckheimer, die sich gegen den Stadtrat vehement zur Wehr setzte. Trotzdem konnte sie das Ende des Klarissenklosters nicht verhindern. Auf Vermittlung von Philipp Melanchthon wurde vonseiten der Stadt zwar kein Druck mehr auf das Kloster ausgeübt, aber es durften auch keine Novizinnen mehr aufgenommen werden. Der Konvent blieb bis zum Ableben der letzten Klarissin bestehen. Das Kloster und dessen Grundherrschaft wurden im Zuge der Reformation säkularisiert und von 1574 bis 1806 vom eigens dafür geschaffenen städtischen Klara-Amt verwaltet. Nach dem Tod der letzten Nonne 1596 nutzte man die Anlage zunächst für Wohnzwecke, ab 1618 als Leihhaus. 1892 wurde es anlässlich der Anlage der Luitpoldstraße abgerissen. Nur die Klosterkirche St. Klara und der nördlich daran anschließende „Silberturm“ in der Königstraße 66 blieben erhalten. Die Kirche diente bis 1806 als evangelisches Gotteshaus, wurde dann profaniert und als Magazin genutzt. Seit 1854 ist sie wieder katholische Kirche. Nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg hat man St. Klara in alter Gestalt wieder aufgebaut. Sie gehört heute mit der Frauenkirche und der Elisabethkirche zu den katholischen Innenstadtkirchen Nürnbergs. 1979 übernahmen die Jesuiten das Kirchenrektorat. Hinter St. Klara besteht noch der Friedhof der Nonnen. Eine Gedenktafel erinnert an das ehemalige Grab der Äbtissin Caritas Pirckheimer, deren sterbliche Überreste 1960 in die Kirche umgebettet wurden. Auf dem ehemaligen Klostergelände hat man 1961 das Caritas-Pirckheimer-Haus in der Klaragasse errichtet, das heute als Zentrum für die kirchliche Erwachsenenbildung und Jugendarbeit dient. St. Kara wurde 2007 generalsaniert und ist seitdem Sitz der katholischen Cityseelsorge mit einem breit gefächerten spirituellen und kulturellen Angebot. Von der ursprünglichen Innenausstattung aus vorreformatorischer Zeit ist in der Kirche noch eine überlebensgroße Kreuzigungsgruppe zu sehen, die der Nürnberger Bildhauer Veit Wirsberger um 1510 für das Klarissenkloster fertigte. Einige aus St. Klara stammende Bildtafeln aus dem 14. Jahrhundert verwahrt das Germanische Nationalmuseum.

 

 

 

Christine Riedl-Valder

 



 

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