Mönchsroth


 

GESCHICHTE

Mönchsroth ? strategischer Stützpunkt der Hirsauer Reformbewegung

Der Name des an der Roth gelegenen Dorfes an der württembergischen Grenze bezieht sich auf ein Benediktinerkloster, das Hermann und Adala von Leiningen zusammen mit Graf Diemo von Prozelten um 1130 hier gründeten. Sie schenkten dem Kloster Hirsau ein großes Areal am alten Heerweg von Würzburg nach Augsburg mit der Auflage, eine Propstei einzurichten. Die belebte Straße, an der Herbergen benötigt wurden, bot eine günstige Lage für eine Klostersiedlung. Außerdem suchten die benediktinischen Reformer aus Hirsau in dieser Gegend nach Plätzen für neue Gründungen, nachdem die zwei nahe gelegenen karolingischen Urklöster Feuchtwangen und Ellwangen in Chorherrenstifte umgewandelt worden waren.

Die erste Ausstattung des Klosters stammte aus altem Reichsgut. Deshalb lag die Schirmherrschaft zunächst beim Reich. Der Propst wurde vom Abt in Hirsau benannt und vom Bischof von Augsburg eingesetzt. In der ersten Zeit zogen sich vielfach die in Hirsau resignierten Äbte nach Mönchsroth als Pröpste zurück. Allmählich gewann die neue Propstei Einfluss im Land. Die uralte Pfarrei Segringen (Landkreis Dinkelsbühl), die 1156 als Eigenkirche von Hirsau erscheint, wurde 1238 Mönchsroth unterstellt. Auch Dinkelsbühl, das von Segringen aus in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Filialkirche St. Georg erhalten hatte, gehörte zum Rother Sprengel (1532 an den Rat der Stadt verkauft). 1448 erhielt die Propstei das Patronatsrecht von Walxheim. Die Vogtei wurde später mehrfach, endgültig dann im Jahr 1367 an die Grafen von Öttingen verpfändet.

Die Propsteikirche St. Peter und Paul wurde unter Einbeziehung eines Vorgängerbaus aus dem 12. Jahrhundert errichtet. Ihr Chor mit gotischem Netzgewölbe und das dreijochige Langhaus mit tiefen Seitenkapellen wurden im 15. Jahrhundert neu gebaut und 1486 eingeweiht. Im Lauf der Zeit versuchte die Propstei selbstständig zu werden und sich von ihrem Mutterkloster Hirsau zu lösen. Mönchsroth forderte für sich das Recht eines eigenen Noviziats, das nur einem Vollkloster zustand. Abt Friedrich von Hirsau bat das Konzil von Konstanz um Rechtshilfe. Es verbot das Noviziat. Sein Nachfolger, Propst Wilhelm von Lustenau, 1450 ernannt, protestierte deswegen bei Papst Pius II. Mönchsroth durfte daraufhin weiter Novizen aufnehmen. Neue Streitigkeiten gab es bei der Propstbesetzung im Jahr 1516. Der Abt schickte den Hirsauer Mönch Andreas Stock, den der Konvent jedoch abwählte, um sich für den bisherigen Prior Melchior Röttinger zu entscheiden. Es kam ein Vergleich zustande, Prior Melchior (reg. 1517?1557) wurde vom Augsburger Bischof im Amt bestätigt. Er sollte in den letzten vierzig Jahren ihres Bestehens die Geschicke der Benediktinerabtei Mönchsroth bestimmen.

1525 plünderten aufständische Bauern das Kloster und brannten es nieder. Die Schäden konnten jedoch schon innerhalb von zehn Jahren mit der Errichtung neuer Gebäude wieder behoben werden. Prior Melchior wurde 1533 eine hohe Ehre zuteil, als ihm von Papst Klemens VII. der Gebrauch der Pontifikalien zuerkannt wurde. Die Verleihung dieses Rechts spricht für die Bedeutung des Klosters Mönchsroth in jener Zeit. Ungeachtet aller Verdienste, die sich das Kloster erworben hatte, wurde jedoch auch ihm ein Ende bereitet. Da die Grafen von Öttingen die Vogtei und damit die Landeshoheit über das Kloster mit seinen Besitzungen besaßen, durfte Graf Ludwig von Öttingen die Säkularisation durchführen. 1558 wurde unter dem letzten Propst Mathias Langenmayer (reg. 1556?1558) die Augsburger Konfession eingeführt. Das Vermögen und die Einkünfte des Klosters hat man in eine Stipendienstiftung umgewandelt. Das Dorf Mönchsroth ist seitdem evangelisch. Die Klostergebäude wurden abgebrochen; lediglich die alte Klosterkirche St. Peter und Paul mit dem gotischen Chorgestühl blieb erhalten. Sie wird als evangelische Friedhofskirche weiter benützt. In ihr befinden sich auch das Epitaph für den letzten Propst Melchior Röttinger (gest. 1557) mit einer Relieffigur des Verstorbenen sowie die stattliche Stiftertafel, auf der Hermann und Adala von Leiningen betend vor Christus, dem Weltenrichter, kniend dargestellt sind.

Christine Riedl-Valder



 

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