Memmingen, St. Johannes Baptist


 

GESCHICHTE

Die Memminger Bürgersöhne im Augustinerkloster St. Johannes Baptist

Die Anfänge des Augustinereremitenklosters in Memmingen sind nicht genau geklärt. Wahrscheinlich ging das Kloster aus einem Zusammenschluss von Klausnern hervor, die sich 1280 zur Errichtung eines Klostergebäudes in der Stadt entschlossen. Die Initiative dazu ging vom Rat der Stadt aus, den das Kloster auch als Stifter anerkannte.

Die Verwaltung des Klostervermögens oblag einem Prior und zwei Ratsmitgliedern. Schon früh übernahmen die Mönche die geistliche Leitung des Klosters St. Elisabeth (s. unter Memmingen, St. Elisabeth). 1348 fiel die Augustinerinnenklause in Leutkirch, deren Nonnen alle der Pest erlegen waren, an das Kloster in Memmingen. Das zur bayerischen Provinz gehörende Kloster zählte dennoch zu den kleinsten. Die Mönche entstammten größtenteils Memminger Bürgerfamilien.

1448 wurde die zum Kloster gehörende Kirche renoviert und mit einer neuen Ausstattung versehen. Allerdings ließ wohl die klösterliche Zucht zu wünschen übrig, eine Visitation und auch Reformen waren die Folge. Da diesen die Memminger Mönche im Wege standen, wurden sie in andere Klöster versetzt.

1478 wurde Memmingen zum Generalkonvent ernannt und war nun dem General direkt unterstellt. Die Einführung der strengen Observanz hatte aber nicht lange Bestand. Die aus Memmingen vertriebenen Mönche übernahmen unter Führung von Konrad Mauch wieder das Kloster, setzten den Prior und die nach der Reform lebenden Mönche gefangen und wählten Mauch zum Prior.

Die nächsten Nachrichten melden einen Neubau des Klosters im Jahr 1497. Allerdings muss wohl in der Zwischenzeit eine Reform stattgefunden haben, denn 1500 ernannte man von Rom aus den Provinzial Johannes Oberdorffer zum Generalvikar von Memmingen.

Ab 1503 amtete P. Gregor Roser als Prior über den Konvent und verwaltete auch das Vikariat über das St.-Elisabeth-Kloster. Aufgrund seiner starren Haltung und der strengen Aufsicht, die er führte, wandten sich die Nonnen vom Orden ab und baten den Bischof von Augsburg um Hilfe. Auch der Männerkonvent rebellierte: Bis auf zwei Patres traten alle aus dem Kloster aus. Als Roser zur Wiederbelebung des Klosters Bestrebungen unternahm, den Konvent aus der bayerischen Provinz herauszulösen und in die schwäbische einzugliedern, griff der bayerische Provinzobere ein und ließ den Prior einkerkern. Zwar wurde er wieder aus der Haft entlassen, blieb aber seiner Ämter enthoben, durfte allerdings lebenslang im Kloster wohnen bleiben. Die Pläne Rosers hatten bewirkt, dass der Rat der Stadt Macht und Einfluss über das Kloster erhielt, da sich die Mönche immer wieder Hilfe suchend an den Rat gewandt hatten. Allerdings hatte sich durch das Verhalten des Priors auch die negative Einstellung der Bürgerschaft gegenüber der Geistlichkeit verstärkt.

Als die Reformation in der Stadt verkündet wurde, verließen immer mehr Augustiner das Kloster. Die Stadt ließ 1527 die Güter der Augustiner inventarisieren und versuchte das Kloster unter seine Pflegschaft zu bringen. Proteste des Priors verhinderten dies zunächst, doch übernahm die Stadt 1531 den Konvent und beschlagnahmte 1538 das gesamte Besitztum, sodass das mönchische Leben zum Erliegen kam. Nach dem Sieg der katholischen kaiserlichen Truppen über den evangelischen Schmalkaldischen Bund wurde die Stadt verpflichtet, die Klöster wiedereinzurichten. Allerdings waren die Güter in der Zwischenzeit verkauft worden. So kam 1551 zwischen Stadt und Konvent ein Restitutionsvertrag zustande. 1548 wurde das wiedererstandene Kloster der rheinisch-schwäbischen Provinz zugeteilt. Der Konvent blieb aber klein, da die wenigen Besitzungen eine größere Zahl von Ordensleuten gar nicht hätten ernähren können. Die Patres unterstützten die Weltgeistlichen bei der Seelsorge und waren vor allem bei den hier und in der Umgebung lebenden Adelsfamilien als Beichtväter beliebt.

Im Zuge der Säkularisation kam das Kloster an den Deutschen Orden, der es 1805 an Bayern abtrat. 1850 wurden die Klostergebäude abgerissen, mit Ausnahme der 1487 errichteten Wohnung des Priors, die nun als Pfarramt diente.

Alexandra Kohlberger



 

SUCHE

LAGE IN BAYERN
Kartenausschnitt in Google Maps anzeigen