Coburg, St. Peter und Paul


 

GESCHICHTE

St. Peter und Paul in Coburg ? Seelsorge und Bildung der Benediktiner

Das in Thüringen gelegene Benediktinerkloster Saalfeld hatte bei seiner Gründung durch Erzbischof Anno von Köln unter anderem auch Besitz im heutigen Coburg erhalten. Zur besseren Verwaltung dieser Güter wurde um 1075 eine Propstei gegründet. Diese erste Mönchsniederlassung mit einer Kirche Peter und Paul befand sich auf dem Berg, wo heute die Veste Coburg über der Stadt thront. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts musste die Propstei wohl einem Ausbau der Veste des Hauses Andechs-Meranien weichen und wurde in den Ort am Fuße des Berges verlegt. Die neue Benediktinerpropstei lag hinter der Moritzkirche, der späteren Stadtpfarrkirche. Seit 1217 bekleidete der Propst zugleich das Amt des Pfarrers von St. Moritz, da die Pfarrei der Abtei Saalfeld inkorporiert war. Zudem gehörte zu den Aufgaben der Benediktiner die seelsorgerische Betreuung der Burg und weiterer Pfarreien ihres Stammklosters im Coburger Umland. Der erste namentlich bekannte Propst Konrad leitete die benediktinische Niederlassung im Jahr 1225.

Die Vogtei übten die Herren von Sonneberg. Im Jahr 1225 verzichtete Heinrich von Sonneberg auf seine Vogtrechte, behielt aber die Gerichtsbarkeit über die Untertanen der Propstei. 1252 verkaufte der Abt von Saalfeld Dörfer und Besitzungen an Heinrich von Sonneberg. Nach den Sonnebergern übernahmen die Grafen von Henneberg die Schutz- und Schirmherrschaft. Die benachbarten Adligen traten als Lehensträger der Güter auf, die zur benediktinischen Propstei in Coburg gehörten. Zu ihnen zählten auch die bekannten Herren von Rosenau, deren Rittersitz ? einer der ältesten Fachwerkbauten Deutschlands ? sich in der Stadt erhalten hat. Nachdem Coburg 1331 zur Stadt erhoben worden war, setzten sich die Benediktiner für die Gründung einer Schule ein. Der Schulmeister wurde in der Folgezeit stets vom Propst und vom Stadtrat gemeinsam verpflichtet.

Die Reformation berührte das Coburger Land schon im Jahr 1518 mit dem ersten lutherischen Prediger Balthasar Düring. Berühmtester Prediger an der Moritzkirche war indes Martin Luther selbst, der 1530 annähernd ein halbes Jahr auf der Veste Coburg wohnte und in der Osterwoche 1530 mehrere Predigten hielt. Die Stadt hatte bereits 1528 den neuen Glauben angenommen. Damals stand Martin Algauer an der Spitze der Propstei (reg. 1520?1528). Er übereignete seine geistliche Gemeinschaft bereits 1524 dem Schutz der Stadt, verwaltete aber noch sein ihm anvertrautes Benefizium bis 1529.

Im Jahr 1555 wurde die Propstei aufgelöst und ihr Besitz fiel gänzlich an die Stadt Coburg. Sie bestritt in der Folgezeit aus den Einkünften die Kosten für die vier Kapläne an der Moritzkirche, für den Pfarrer auf der Veste sowie für den Prediger und Schulmeister. Die baulichen Überreste der Propstei an der Moritzkirche verschwanden durch Abbruch im Jahr 1829.

(Christine Riedl-Valder)



 

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