Astheim, "Pons Mariae" (Mariä-Brück)


 

GESCHICHTE

Astheim - Kartäuser am Main

Die Kartause in Astheim, heute ein Ortsteil von Volkach, wurde Jahr 1409 von dem adligen Ehepaar Erkinger von Seinsheim und Anna von Bibra gestiftet. Um 1400 durch Belehnung in den Besitz von Astheim (früher: Ostheim) gelangt, plante der kriegserprobte Ritter hier ein geistliches Zentrum seiner Familie. Einer heute verlorenen Inschrift nach hatte das Stifterpaar bereits 1404 mit dem Umbau eines Hofgutes am Mainübergang bei der Stadt Volkach zu einem Kloster begonnen. 1413 bezog der Konvent die Kartause "Marienbrück". 1418 fand die Stifterin Anna in der Kartause ihre letzte Ruhestätte. Ihr Gemahl Erkinger, seit 1429 Reichsfreiherr von Schwarzenberg und 1434 wieder verheiratet mit Barbara von Abenberg, begründete durch den Erwerb umfangreicher Herrschaftsrechte für seine Nachkommenschaft ein weit verzweigtes einflussreiches Geschlecht. So diente Astheim über Jahrhunderte hinweg als Grablege für Angehörige der Seinsheim und der späteren Fürsten Schwarzenberg.
Nach dem Tod des Stifters 1437 scheint das Interesse der Familie für den weiteren Ausbau der Kartause geschwunden zu sein. Erst 1469 wurde die Prioratskirche vollendet. Der Kreuzgang war zu dieser Zeit noch eine Holzkonstruktion. 1525 fiel das Kloster teilweise dem Bauernkrieg zum Opfer. Überrest der alten Ausstattung ist bis heute ein großes spätgotisches Kruzifix. Obwohl die Kartause bereits 1527 wieder bewohnt wurde, blieben der Kirchenschatz und das Klosterarchiv in Schweinfurt, wo sie bei einer Belagerung 1554 verloren gingen.
1583 entstand als Renaissancebau die so genannte Prokuratur für den Prior. Ebenfalls aus dem späten 16. Jahrhundert stammt die Johanneskapelle mit der Grablege der Prioren und einem saalartigen Obergeschoss. 1603 bis 1606 wurde die alte gotische Kirche im Stil der Renaissance umfassend renoviert und statisch saniert. Der einschiffige Sakralbau nutzt dabei das Mauerwerk des 15. Jahrhunderts. In den 1950er-Jahren wurden Fresken des frühen 17. Jahrhunderts im Rippengewölbe freigelegt. Ein noch heute vorhandener Lettner teilt den Innenraum in einen Laienbereich und den in Klausur liegenden Mönchschor. Im Dreißigjährigen Krieg plünderten schwedische Truppen die Kartause. 1633 wurde sie einem hohen schwedischen Offizier als Schloss überlassen. Erst 1634 kehrten die Mönche zurück.
Wirtschaftliche Grundlage der Kartause war stets der Weinbau. 1695 kam es wegen übermäßiger Fronarbeit in den Weinbergen des Klosters sogar zu einem Aufstand der Astheimer Winzer gegen den Konvent. Die Einkünfte der Kartäuser scheinen dennoch gering gewesen zu sein. Denn im Vergleich zu anderen Klöstern Mainfrankens hielt in Astheim die Pracht des Barock eher bescheidenen Einzug. Einer Spende des Fürsten Adam von Schwarzenberg verdankt der 1726 geweihte Hochalter seine Entstehung. Das aus der Renaissance stammende Chorgestühl wurde lediglich barockisiert.
Nach der Säkularisation im Jahr 1803 durch das Kurfürstentum Bayern gelangte die Kartause 1804 in den Besitz der Fürsten Schwarzenberg. Später kauften verschiedene Privatleute Gebäudeteile. Im Gegensatz zur Kartause Tückelhausen wurden in Astheim die für den Orden charakteristischen Mönchshäuschen abgerissen. 1951 erwarb die Gemeinde Astheim, seit 1972 ein Stadtteil von Volkach, die Kirche. Seit 1999 präsentiert die Diözese Würzburg in ihrem Museum Kartause Astheim über 600 Kunstwerke aus dem 14. bis 19. Jahrhundert zur sakralen Bildkultur in Franken.

( Christian Lankes / Markus Schütz )



 

SUCHE

LAGE IN BAYERN
Kartenausschnitt in Google Maps anzeigen